Corona-Demo auf der Theresienwiese: Seifenblasen statt Schlagstöcke

München - Nazi-Vergleiche auf Plakaten, Polonaisen ohne Mundschutz, solche Bilder hat man in den vergangenen Wochen in München gesehen. In anderen Städten kam es bei Corona-Protesten gar zu erheblichen Auseinandersetzungen.
"Gemeinsam Zukunft" will es anders machen. Bürgerlicher, vernünftiger – nicht nur gegen, sondern mit der Politik. "Wir nehmen Corona ernst", sagt die Veranstalterin Susanne Grill. Neben der Bühne gibt es für 25 Euro einen Corona-Schnelltest. Alle sollen Masken tragen.
"Gemeinsam Zukunft" will sich von Corona-Leugnern distanzieren
Es wirkt mehr wie ein Familienfest, weniger wie eine Demo. Auf der Bühne spielen eine Rolling Stones Coverband und Alphornbläser. Seifenblasen steigen auf. Pipi Langstrumpf verteilt Gummibärchen. Und der einzige, den die Polizei nicht auf die Bühne lässt, ist einer der im Batman-Kostüm unterhalten wollte. Doch mit seiner Verkleidung verstieß er gegen das Vermummungsverbot.

Bis zu 1.000 Teilnehmer hatte das KVR genehmigt. So viele kommen am Sonntag gar nicht, aber ein paar Hundert sind es schon, ein Polizist vor Ort schätzt 200, Anmelderin Susanne Grill geht von 500 Teilnehmern aus.
"Gemeinsam Zukunft" will sich von Corona-Leugnern distanzieren
Es sei ihr wichtig, sich von Corona-Leugnern zu distanzieren, sagt sie am Rand der Kundgebung der AZ. Doch wie schwierig das ist, haben die Veranstalter selbst im Vorfeld erlebt. Als einen der Redner hatten sie ursprünglich einen Mann angekündigt, der einer Elterninitiative aktiv ist – aber auch in der Münchner AfD. Letztlich luden sie ihn wieder aus. Er und seine Organisation seien nicht erwünscht, machte die Initiatorin der Kundgebung klar. Andere hingegen sind das schon.
Auf der Theresienwiese sprechen Mütter, Unternehmer, Aktivisten gegen häusliche Gewalt, Schausteller und Steuerberater. Doch um Politiker als Redner zu gewinnen, habe sie viel telefonieren müssen, sagte Grill. Die Grünen wollten nicht, die CSU auch nicht. Die Freien Wähler wollten. Und Martin Hagen, der Chef der Landtags-FDP, wollte auch. "Gut, dass ihr zunehmend gehört werdet", ruft er. "Das ist Demokratie!"
SPD-Rebell Post geht auf Distanz zur eigenen Partei
Florian Post, SPD-Rebell und Bundestagsabgeordneter sagt, er nehme Corona ernst – und holt ein Fläschchen Desinfektionsmittel aus der Jackentasche. Doch Corona, meint er, habe zu den "größten Grundrechtseinschränkungen seit dem Zweiten Weltkrieg" geführt. Später, auf der Bühne, geht er auf Distanz zur SPD.

"Scheinheilig!", ruft da ein Mann. Es gibt Buh-Rufe, aber auch Applaus – etwa für Posts Forderung, dass Geimpfte ihre Grundrechte zurückerhalten sollten.