Nach 21 Jahren als Chef: Wolfgang Heckl verabschiedet sich von seinem Deutschen Museum
Das Büro von Wolfgang M. Heckl war immer eine Schau: bis unter die Decke mit Büchern vollgestopft, überall Sammlerstücke von Flohmärkten, die Wände voller Bilder – viele hatte er selbst gemalt oder mit KI aus Musik transformiert. 21 Jahre lang war der gebürtige Oberpfälzer Generaldirektor des Deutschen Museums. Nun geht er in den Ruhestand. Am 31. Mai ist sein letzter Arbeitstag im Museum.

Beim AZ-Besuch sind die Räume fast vollständig leer, eine hohe Leiter steht noch herum und zwei Musikboxen – von ihm selbst repariert, logo. Der 66-Jährige hat nicht nur das Sammler-Gen, sondern er repariert auch alles, was ihm zwischen die Finger kommt.
AZ: Herr Professor Heckl, es ist so leer in Ihrem Büro. Wo sind denn jetzt all die Sachen hin?
WOLFGANG M. HECKL: Ich habe fünf Garagen angemietet. Meine Frau sagt, es wird Zeit, dass das Gerümpel hier mal rauskommt.
Und was haben Sie vor damit?
Ich suche einen Ort, wo ich meine Wunderkammer unterbringen kann.

Wollen Sie ein privates Heckl-Museum gründen?
Kein Museum im didaktisch-schulischen Sinn, sondern einen Ort, an dem man sich an Phänomenen freuen kann. Ein bisserl wie im 19. Jahrhundert, wo man sich über Kunst und Technik und Wunder unterhalten kann und auch mal Musik hört oder meine KI-Kunst ausgestellt ist. Ein erweitertes Reparatur-Café sozusagen.
Und die Musik kommt aus einer Jukebox?
Ja! Und Livemusik. Ich spiele ja auch in einer Band mit Dieter Reiter. Aber der fällt jetzt leider erst mal aus nach seiner Schulter-OP und seinen vielen Aufgaben als OB.
"Ich hatte gute Lehrer, ich wollte werden wie sie."
Sind Sie traurig, dass jetzt Ihre Zeit als Museumschef zu Ende geht?
Sie sehen mich entspannt, ich habe viel gearbeitet in letzter Zeit. Es war mir eine große Freude, dass uns der Bundespräsident zum 100. Geburtstag die Ehre gegeben hat. Und ich durfte kürzlich die 100-millionste Besucherin begrüßen. Was kann einem Schöneres passieren, als dass man das Privileg hat, der längste amtierende Generaldirektor gewesen zu sein.

Sie haben hier auch viele bekannte Menschen empfangen. Erzählen Sie mal, wer so alles da war.
Der chinesische Ministerpräsident war hier, Bill Gates vor zwei Jahren, Harald Schmidt, der Nobelpreisträger Arno Penzias, der Astronaut Charlie Duke. Mein Mathelehrer kam auch öfters. Er hat mir das Segelfliegen gezeigt. Durch ihn bin ich zur Physik, zur Naturwissenschaft und zur Mathematik gekommen. Ich hatte gute Lehrer! Ich wollte so werden wie sie.
Warum wurde nichts draus?
Mein Notendurchschnitt war nicht der schlechteste. Es hieß: Damit musst du Medizin studieren.
Wie war Ihr Durchschnitt?
0,8 hatte ich. Da haben die Lehrer gesagt: Du musst die Grundlagenwissenschaft Physik in München an der TU studieren, der besten Universität in Deutschland. Ich wollte schon als zehnjähriger Bua Wissenschaftler werden. Kennen Sie die Geschichte mit dem Radio?
Erzählen Sie.
Als ich mein erstes Radio zerlegt habe, wollte ich wissen, wie da ein Mensch drin stecken kann. Da war ich sechs. Ich habe herausgefunden, dass kein Mensch drinsteckt. Aber zusammenbauen habe ich ihn nimmer können, den Radio.

Rund 123 Millionen Euro Spenden hat Heckl fürs Museum organisiert
Hat’s Ärger gegeben?
Ich dachte, jetzt gibt’s ein Donnerwetter. Er war der einzige Radio in der Familie. Aber mein Vater hat nur gesagt, na ja, ist jetzt kein Highlight. Aber der Bua will wissen, was dahintersteckt, vielleicht wird mal was aus dem. Also ein wunderbares – aus heutiger Sicht – pädagogisches Konzept.
Zum Museum. Was war für Sie die größte Herausforderung als Generaldirektor in all den Jahren?
Das Geld zusammenzukriegen. In den 21 Jahren habe ich ungefähr 123 Millionen Euro Spenden eingeworben.
Die Kosten für die Sanierung sind während des Projekts stark gestiegen. Werden die zuletzt bewilligten 750 Millionen Euro nun ausreichen?
Mein Generalbevollmächtigter Bau sagt, wir kriegen das hin. Die Baukonjunktur hat sich beruhigt.
Wann wird der zweite Bauabschnitt fertig?
In drei Jahren voraussichtlich, zum 125. Gründungsjubiläum des Museums am 7. Mai 2028.
Wird es bis dahin auch wieder ein Schaubergwerk geben?
Ich schätze. Aber ich will da meinem Nachfolger nicht vorgreifen.
"Es wird sicher wieder ein Schaubergwerk geben!"
Gibt es mittlerweile konkrete Planungen für ein neues Bergwerk im Museum?
Wir haben eine Kuratorin eingestellt, die sich seit zwei Jahren damit beschäftigt. Es wird sicher wieder ein Schaubergwerk geben - aber nicht in der bisherigen Form. Es wird um die Ressourcen der Erde gehen: um seltene Erden, um den Abbau von Lithium und Coltan in der Dritten Welt und so etwas. Und natürlich kommen gewisse historische Teile wieder rein. Es wird eine Mischung aus Historischem und Modernen.

In den 750 Millionen ist das Bergwerk nicht mit drin. Wie soll es finanziert werden?
Komplizierte Frage. Wir haben schon ein paar Spenden eingeworben, der Freundes- und Förderkreis hat außerdem eine Anfinanzierung gemacht. Ob es mehrere Millionen werden oder nur eine, das ist noch nicht klar. Je mehr Geld wir dafür noch einwerben, umso besser, toller und größer wird es.
Was ist das Deutsche Museum für Sie?
Mei, wie soll ich sagen… mein Traumort! Was Besseres hätte mir nicht passieren können.