Chaos wegen 9-Euro-Ticket: Polizei zwingt manche Passagiere zum Ausstieg

München - Für viele im Zug war es am späten Samstagabend die letzte Möglichkeit, nach Regensburg zu kommen. Entsprechend voll war der Alex 29871. Immer mehr drängten sich in den Waggons. Der Zugführer bat schließlich per Durchsage darum, dass einige Passagiere im Hauptbahnhof wieder aussteigen, andernfalls könne der Zug nicht abfahren.
Zug war wegen des 9-Euro-Tickets völlig überfüllt
Der Regionalexpress war nach Angaben der Bundespolizei wegen des 9-Euro-Tickets völlig überfüllt. Die Bereitschaft, seinen hart erkämpften Platz im Zug zu räumen, hielt sich bei den Passagieren allerdings in engen Grenzen. Keiner wollte aussteigen.
Zugführer forderte zur Unterstützung die Bundespolizei an
Gegen 0.30 Uhr verständigte der Zugführer schließlich die Bundespolizei und bat um Unterstützung. Beamte, fünf Männer und eine Frau, kamen zum Gleis 19. Die Polizisten versuchten, die Reisenden davon zu überzeugen, auszusteigen. Unter den Passagieren, die aussteigen mussten, befand sich auch ein Paar.
Die 44-Jährige aus Bobingen und ein 40-Jähriger aus Rostock gaben sich stur. "Immer wieder störten sie die Maßnahme und kamen den mehrmals ausgesprochenen Platzverweisen nicht nach", sagt Wolfgang Hauner, Sprecher der Bundespolizei. Die Polizisten beförderten die Passagiere schließlich mit Zwang aus dem Zug. Eine genau Anzahl über die Auslastung des Zuges und wie viele Personen durch die Bundespolizei von der Mitfahrt ausgeschlossen wurden, liegt nicht vor.
Frau schlug um sich und beleidigte Polizisten
Der Mann und die Frau wehrten sich, versuchten sich, nach Angaben der Bundespolizei, immer wieder loszureißen. Beide wurden schließlich von den Beamten gefesselt und auf den Bahnsteig verfrachtet. Die 44-Jährige trat nach der Polizistin und beschimpfte sie und deren Kollegen. Auf Russisch bezeichnete die gebürtige Kasachin die Polizisten als "Arschlöcher", "Schwachköpfe" und "Vollpfosten".
Ein Beamter, der selbst russisch spricht, verstand die Beschimpfungen und übersetzte sie. Die Frau wurde deshalb wegen Widerstand, tätlichen Angriff auf einen Polizisten und auch Beamtenbeleidigung angezeigt. Zudem wurde eine Blutentnahme bei der 44-Jährigen angeordnet.
Weil die Frau auf der Dienstelle der Bundespolizei den Einsatz mit ihrem Handy filmte, läuft gegen sie auch ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Kunst- und Urhebergesetz.
Beide Personen sind wieder auf freiem Fuß
Ihr Begleiter hatte laut einem Alkoholschnelltest etwa 1,3 Promille im Blut. Nachdem die Personalien des Paares festgehalten und die Anzeigen geschrieben waren, wurden beide wieder auf freien Fuß gesetzt.