Caritas und Diakonie in München: "Wir brauchen zeitnah 2.000 Betten"

Caritas und Diakonie fordern schnelle Lösungen – und warnen vor Gefahren für Frauen.
von  Nina Job
Täglich kommen derzeit geschätzt 1.200 Geflüchtete aus der Ukraine am Münchner Hauptbahnhof an, wo sie von der Caritas und anderen Helfern empfangen werden.
Täglich kommen derzeit geschätzt 1.200 Geflüchtete aus der Ukraine am Münchner Hauptbahnhof an, wo sie von der Caritas und anderen Helfern empfangen werden. © Sven Hoppe/dpa

München - Auch die Helfer sind müde und erschöpft – und manchmal am Rande der Verzweiflung. "Unsere Leute sind 24 Stunden am Tag im Einsatz, um den Menschen zu helfen", sagt Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermeier. Genau wie die Helfer der Bahnhofsmission, der Diakonie, des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF) oder von In Via.

Caritas fordert Aufbau von Corona-Testzentren und Quarantäne-Stationen

Die Caritas-Mitarbeiter, die im Hauptbahnhof die Flüchtlinge aus der Ukraine mit Erstinformationen versorgen, wissen nicht mehr, wo sie die Menschen hinschicken sollen. Stark-Angermeier warnt vor "untragbaren Zuständen". Sie appelliert an Kommunen, Freistaat und Bund sofort für mehr staatliche Unterkünfte und eine konzertierte Hilfsaktion zu sorgen. Und: "Wir brauchen zeitnah mindestens 2.000 zusätzliche Bettenplätze und Transportmöglichkeiten wie Shuttlebusse."

Auch die gesundheitliche Versorgung müsse schnellstens aufgebaut werden. Dazu gehören Corona-Testzentren und Quarantäne-Stationen für Flüchtlinge, die sich mit Corona infiziert haben.

Diakonie fürchtet sexuelle Ausbeutung von Frauen

Derzeit weiß niemand genau, wie viele Menschen aus der Ukraine schon in Bayern sind. Sie kommen per Bahn, mit dem Auto oder werden von Helfern an der Grenze abgeholt. Am Hauptbahnhof sind es derzeit etwa 1.200, die täglich ankommen: vorwiegend Frauen und Kinder. Viele machen einen traumatisierten Eindruck, haben große Ängste.

Andrea Betz, Vorständin von der Diakonie, macht sich auch Sorgen um die jungen Frauen, die alleine kommen. "Wir fürchten, dass sie Opfer von sexueller Ausbeutung werden", sagt sie. Aus Berlin gebe es bereits Berichte, dass Männer am Bahnhof vorfahren, mit einer Unterkunft locken und junge Geflüchtete auffordern, einzusteigen. Dahinter stünden teils bandenähnliche Strukturen.

Wie geht es für die geflüchteten Kinder weiter?

Sorge bereitet der Diakonie-Chefin auch die Situation der geflüchteten Kinder und Jugendlichen. Jedes Kind habe das Recht auf Bildung. Es gebe derzeit viele Fragen zum Thema Schulbesuch und Schulpflicht. Konkrete Antworten hingegen, gebe es noch keine.

Betz fordert einen schnellen Ausbau und Zugang zu Sprachkursen für Erwachsene und Kinder: "Sprache ist das A und O für die Integration und den Besuch einer Schule."


Die Diakonie hat eine Hotline für Geflüchtete und Helfer eingerichtet, in den ersten beiden Tagen riefen bereits 500 Menschen an. Telefon: 12 69 915 100 (8-20 Uhr).

Die Caritas bietet ukrainischen Geflüchteten eine psychologische Sprechstunde an: persönlich von 10 bis 16 Uhr in der Bayerstraße 73, 2. Stock oder telefonisch (Telefon:  0151/ 54 138 747).                

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