Cannabis legal: So lief der erste Tag in München – womit Markus Söder jetzt droht

München/Berlin - Bei der Münchner Polizei gibt man sich am Ostermontagmittag entspannt. Kiffer-Happenings gegen Mitternacht zum 1. April habe es in München keine gegeben. "Wir werden uns erstmal zurückhalten", heißt es von einem Polizeisprecher. Kiffen sei jetzt legal, de facto habe die Polizei nun weniger zu tun.
Dass also Beamte mit einem Maßband rund um Spielplätze oder Grundschulen patrouillieren, ist eher nicht zu erwarten. "In den kommenden Wochen und Monaten wird sich erst zeigen, wie es in der Praxis aussieht", heißt es von der Polizei. "Wenn weiterhin viel illegal ist", so der Sprecher. Vor Langeweile scheint die Münchner Polizei also auch keine Angst zu haben.
Cannabis-Legalisierung: Kiffer lassen in München die Joints kreisen
Am Brandenburger Tor in Berlin hatten Befürworter der Legalisierung mit einem sogenannten Smoke-In ab Mitternacht die neue Freiheit gefeiert. Hunderte Menschen versammelten sich vor dem Berliner Wahrzeichen, zündeten demonstrativ Joints an und tanzten in ausgelassener Stimmung zu Reggae-Musik.
In München ging es etwas weniger aufsehenerregend zu, auch wenn wenige Stunden nach der zufriedenen Polizei-Feststellung, dass es keine mitternächtlichen Aktionen gegeben habe, am Nachmittag und am Abende doch noch Kifferversammlungen starteten, etwa an der Großhesseloher Brücke, wo sich etwa 20 Kiffer einfanden, die grillten, Reggae-Musik hörten – und Joints kreisen ließen. Probleme mit der Polizei habe es zunächst keine gegeben, berichtete ein Reporter der AZ vor Ort. Auch an der CSU-Zentrale versammelten sich demonstrativ einige Kiffer.
"Fataler Fehler": Ministerpräsident Markus Söder wütet weiter gegen die Cannabis-Legalisierung
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstrich am Montag erneut, wie wenig er von der Legalisierung hält. "Wir lehnen die Legalisierung von Drogen entschieden ab", schrieb er auf X (früher Twitter). "Mit dem Cannabis-Gesetz schadet sich Deutschland selbst und gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung. Unser Land ist damit auf dem Irrweg." Und: "Die Cannabis-Legalisierung ist ein fataler Fehler."
Söder bekräftigte seine Ankündigung, es Kiffern in Bayern besonders schwer machen zu wollen: "Wir werden das Gesetz extrem restriktiv anwenden." Die Sicherheit "vor allem für Kinder und Jugendliche" müsse "höchste Priorität" haben.
Diese Regeln gelten nach der Cannabis-Legalisierung
Cannabis ist am Montag nach langer Debatte von der Liste der verbotenen Substanzen im Betäubungsmittelgesetz verschwunden. Wer 18 und älter ist, darf nun zu Hause bis zu 50 Gramm aufbewahren und draußen maximal 25 Gramm mit sich führen. Es geht explizit um den Eigengebrauch. Weitergabe und Verkauf bleiben verboten. Zu Hause – nicht im Kleingarten – dürfen außerdem drei Pflanzen angebaut werden. Samen, Pflanzen und geerntetes Cannabis müssen gegen Diebstahl und vor dem Zugriff von Kindern geschützt werden, beispielsweise mit abschließbaren Schränken und Räumen.
Aus einem Gramm Cannabis können nach gängiger Einschätzung ungefähr drei Joints gedreht werden – je nach persönlicher Dosierung auch mehr oder weniger. 50 Gramm wären also 150 Joints. Aus Sicht der Legalisierungsgegner ist das viel zu viel. 50 Gramm pro Monat, die Menge, die die künftigen Anbauvereine an ihre Mitglieder abgeben dürfen, nennt die Bundesärztekammer "eine relevante Menge", "die einem Hoch-Risiko-Konsum entspricht und zu cannabisbezogenen Störungen führt". Das Gesundheitsministerium argumentiert, es müsse auch legales Cannabis in größerer Menge da sein, wenn man den illegalen Schwarzmarkt ausstechen will.
"Keine Macht den Drogen": Bier scheint für Markus Söder kein Problem zu sein
Interessant könnte es gerade in Bayern und seiner Hauptstadt beim Konsum in der Öffentlichkeit werden. Wo es nicht explizit verboten ist, darf zwar nun gekifft werden. Verboten ist es aber auf Spielplätzen, in Schulen, Sportstätten, also auch Fußballstadien, Kinder- und Jugendeinrichtungen und jeweils in Sichtweite davon – in 100 Metern Luftlinie um den Eingangsbereich. Also in Innenstadt-Vierteln an sehr, sehr vielen Punkten, für Konsumenten oft sicherlich kaum zu überblicken.
Söder auf jeden Fall will hart gegen Verstöße vorgehen lassen. "Keine Macht den Drogen!", hieß es am Osterwochenende in einem weiteren Söder-Tweet. Direkt darunter prostet der Landesvater mit einem Maßkrug in eine Menschenmenge.