Callcenter-Betrug: Dreiste Bande bringt Münchner um ihre Ersparnisse
München - Einige der fünf von der Kripo festgenommenen Tatverdächtigen sind noch Schüler oder Auszubildende. Die fünf jungen Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren gingen völlig skrupellos vor. Sie gaben sich am Telefon mal als Polizist, mal als Bankmitarbeiter aus. Über Callcenter, die nach Polizeiangaben von der Türkei aus betrieben werden, legte die Bande durch Fake-Anrufe Senioren in München, Augsburg und Würzburg herein.
Das Märchen von der falschen Kontoabbuchung
Die Bande hatte die Callcenter-Masche abgewandelt, damit die Opfer die Anrufe nicht so leicht durchschauen. Zunächst meldete sich ein Mann, der sich als Mitarbeiter einer Bank ausgab. Er berichtete den Senioren, dass Geld für eine Reise oder einen Urlaub vom jeweiligen Konto abgebucht worden sei.
Die Rentner waren schockiert, fürchteten um ihre Ersparnisse. Der Anrufer zeigte sich betont hilfsbereit und verständnisvoll. "Sie gaben vor, mit den jeweiligen Reisebüros oder der Rechtsabteilung der Bank zu sprechen", sagt Thomas Schedel, Leiter des ermittelnden Kommissariats K61 im Polizeipräsidium München.
Erst der falsche Bankangestellte, dann der falsche Polizist
Die Opfer wähnten sich in guten Händen. Doch dann meldete sich ein weiterer Anrufer bei ihnen. Der gab sich als Polizist aus und schockierte die Senioren mit der nächsten Hiobsbotschaft. Bei dem Bankmitarbeiter handle es sich um eine Betrugsmasche, was sogar zutreffend ist. Die Täter würden die Konten der Opfer leer räumen.
Manche Geschädigte hoben über 10.000 Euro ab
Die meist über 80 Jahre alten Männer und Frauen sollten zur Bank gehen und ihr Geld abheben, um es in Sicherheit zu bringen, redete der falsche Polizist den Angerufenen ein. Viele der Opfer machten sich sofort auf, um bei ihrer Bank Geld abzuheben. In manchen Fällen waren es nach Polizeiinformationen bis zu 10.000 Euro. Dabei setzten die Betrüger die Menschen massiv unter Druck, "manche riefen sie innerhalb kürzester Zeit bis zu zehnmal an", berichten Ermittler. Manchmal behaupteten sie, die Opfer würden von den Betrügern observiert.
Nachdem die Geschädigten ihr Geld einem Abholer übergeben hatten, meldete sich in einigen Fällen wieder telefonisch ein Mann, der sich als Polizist ausgab und behauptete, es handle sich um Falschgeld, das beschlagnahmt werden müsse. Manche Opfer hoben daher mehrmals größere Summen von ihren Konten ab und übergaben sie an Abholer.
So kam die Polizei der Bande auf die Spur
Im vergangenen Januar nahm die Polizei in Würzburg einen 18-Jährigen fest. Der war von München aus von einem 19-Jährigen angeleitet worden. "Der Verdächtige arbeitete als Logistiker", erklärt Thomas Schedel. Der 19-Jährige wurde ebenfalls festgenommen. Ein Haftbefehl wurde außer Vollzug gesetzt. Inzwischen befindet sich der Münchner wieder in U-Haft, weil ihm die Fahnder beim K61 weitere Taten nachweisen können.
Drei weitere Festnahmen in München
Im Zuge der Ermittlungen konnten in München am Donnerstag vergangener Woche drei weitere Verdächtige im Alter von 19, 20 und 24 Jahren festgenommen werden. Die Beamten durchsuchten die Wohnungen der Verdächtigen im Stadtgebiet. Dabei wurden unter anderem auch Handys sichergestellt, die nun von Experten ausgewertet werden. Alle fünf tatverdächtigen Männer sitzen inzwischen in Untersuchungshaft.
Wie viele Menschen die Bande hereingelegt hat, ist noch nicht geklärt. Derzeit geht das K61 von bis zu 20 Fällen aus. Der Gesamtschaden wird auf bis zu einer halben Million Euro geschätzt. Der Großteil des erbeuteten Geldes wurde vermutlich ins Ausland transferiert.
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