Bunker als Not-Bleibe

Die Stadt will unter dem Hauptbahnhof eine Schlafstelle für Obdachlose herrichten. Deren Zahl ist in den vergangenen Jahren auf 550 gestiegen.
von  Julia Lenders
Der Waschraum im Bunker: Die Sanitäranlagen würden renoviert, bevor die Räume für Obdachlose geöffnet werden.
Der Waschraum im Bunker: Die Sanitäranlagen würden renoviert, bevor die Räume für Obdachlose geöffnet werden.

Der Luftschutzbunker unterm Münchner Hauptbahnhof hat schon eine bewegte Geschichte. Er war vor rund 50 Jahren die zentrale Sammelstelle für Gastarbeiter. Dort, am Gleis 11, kamen die Sonderzüge mit den ausländischen Arbeitskräften an. Der Bunker war ihre erste Anlaufstelle in der neuen Heimat.

München - Jetzt soll der fast vergessene Ort nach dem Willen der Stadt eine neue Aufgabe bekommen – als Notschlafstelle für Obdachlose.

Die Zahl der Menschen, die in München auf der Straße leben, ist stark gestiegen. Das Sozialreferat schätzt: Vor drei bis vier Jahren waren es noch rund 300, heute schon 550. Die drastisch steigenden Mieten, aber auch der wachsende Zuzug von Migranten werden als Gründe dafür angesehen.

Gleichzeitig sind die Notquartiere, Pensionen und Clearinghäuser an ihrer Auslastungsgrenze angelangt. Rund 3000 Menschen ohne eigene Bleibe hat die Stadt dort untergebracht. Unter diesen registrierten Wohnungslosen sind auch 800 Kinder.

Jetzt will das Sozialreferat für den Winter vorsorgen. Niemand soll kalte Tage und Nächte draußen verbringen müssen. Deshalb die Idee mit dem Bunker. „Das soll aber kein Regelangebot werden“, sagt Behörden-Sprecher Andreas Danassy. „Nur wenn alles andere schon voll ist, wird er aufgesperrt.“ Rund 150 Betten stünden in dem Luftschutzbunker zur Verfügung.

Bevor er tatsächlich als „allerletzte Reserve“ zum Einsatz käme, seien aber noch einige Umbauten nötig: an den Sanitäranlagen, Duschen und den Ver- und Entsorgungsleitungen. Außerdem muss die Stadt noch mit der Bahn verhandeln, die Eigentümer der Räumlichkeiten ist. Bis zum Jahresende soll der Bunker renoviert sein.

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