Bundestagsabgeordnete über München: "Diese Stadt macht Menschen Angst"

Am Samstag zogen Tausende Menschen für "mehr Lärm" durch die Stadt. Und feierten anschließend lautstark auf der Theresienwiese. In der AZ erklärt die Linken-Politikerin Nicole Gohlke, warum sie den Protest unterstützt hat.
Felix Müller
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"Mehr Lärm" fordern die meist noch recht jungen Menschen auf dem Odeonsplatz.
"Mehr Lärm" fordern die meist noch recht jungen Menschen auf dem Odeonsplatz. © Petra Schramek

München - Ist München zu leise? Ja, viel zu leise – finden Tausende Menschen, die am Samstag vom Odeonsplatz zur Theresienwiese ziehen. Und deren wummernde Beats sich am Abend noch weithin mit dem Rammstein-Konzert aus dem Olympiastadion Lärm-Konkurrenz machen.

Mehr Freiräume für Münchens Jugend gefordert

Ihr Anliegen aber ist nicht (nur) ein Open-Air-Fest. Sondern ein durchaus grundsätzliches: mehr Freiräume für Münchens Jugend- und Subkultur, mehr Verständnis der oft so ruhebedürftigen Nachbarschaften, Orte, an denen man einfach laut sein darf. Eine der Rednerinnen ist am Samstag die Münchner Linken-Bundestagsabgeordnete Nicole Gohlke.

Tausende Demonstranten ziehen lärmend durch die Stadt.
Tausende Demonstranten ziehen lärmend durch die Stadt. © Petra Schramek

Warum München Angst macht

München sei eine "sehr schöne, aber sozial gespaltene Stadt", sagte Gohlke am Sonntag im Gespräch mit der AZ. München büße das Lebenswerte ein für alle, "die sich nicht einfach das nächste Schmankerl vom Immobilienmarkt leisten können". Gohlke sagte: "Diese Stadt macht Angst – davor, Kinder zu kriegen, davor, alt zu werden oder den Job wechseln zu müssen". Und: Inzwischen werde es auch für viele Institutionen eng, für Clubs, Eckkneipen, Ateliers und kleine Läden.

Die soziale Komponente in der Lärm-Debatte

Ob die Argumentation, über Lärm beschwerten sich immer nur die geldigen Zugezogenen, nicht etwas wohlfeil ist, weil auch oft Alteingesessene, die morgens zur Arbeit müssen, Probleme mit lautem geldigen Partyvolk hätten? "Ganz frei von Widersprüchen ist das natürlich nicht", sagte Gohlke. "Aber die soziale Komponente ist in den Debatten um Lärm schon oft ein wesentlicher Aspekt.

"Wer interessiert sich für diesen Autolärm?"

"Wenn es um die Kneipe an der Ecke geht, die nach 22 Uhr Lärm macht, beschwert man sich. Aber wer sind die Leute, die direkt am Mittleren Ring wohnen? Und wer interessiert sich für diesen Autolärm?" Wichtig sei, die Debatte um Lärm neu zu denken – gerade auch um den, der das Leben in der Stadt positiv ausmacht.

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Die Organisatoren wollen 80 Partys pro Jahr

Eine der Organisatorinnen der Krachparade hatte vorab im AZ-Interview gefordert, dass "dass die Stadt 20 Orte in München festlegt, die vier Mal im Jahr legal per Sondergenehmigung laut bespielt werden dürfen, auch nachts, mit Raves, mit Konzerten, Theatern, Poetry Slams." So seien 80 Partys pro Jahr möglich, rechnete sie vor. Außerdem warb sie für die Idee von Stadtteilen, in denen man laut sein dürfe.

Einmal im Monat Krachviertel

"Die Stadt sollte Viertel definieren, die an einem Wochenende im Monat offiziell Krachviertel sein dürfen, ohne Nachtruhe. Erstens dürfte man da laut sein, zweitens würde das Sanierungsspekulanten abschrecken, weil so ein Umfeld für ihre Klientel nicht mehr so interessant wäre." Laut Polizei nahmen am Protest am Samstag bis 4.500 Menschen teil. Die Organisatoren hatten vorab von bis zu 10.000 erwarteten Demonstranten gesprochen.

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25 Kommentare
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  • Leopold2810 am 12.06.2023 15:36 Uhr / Bewertung:

    Zum xten Mal, wem es in München zu spießbürgerlich oder zu langweilig ist, soll doch nach Berlin ziehen. Gerade wegen der Gemütlichkeit sind früher sehr viele Menschen hierher gekommen und ziehen nach wie vor nach Bayern. Ich kann das ewige Genörgle von solchen Krawallmachern nicht mehr hören

  • AllesBesser am 12.06.2023 14:09 Uhr / Bewertung:

    Nun mal schön langsam, kein Grund sich so aufzuregen. Demonstrieren darf jede noch so kleine oder große Gruppe, und das ist gut so.
    Ob ich den Grund und das Ziel für sinnvoll halte, ist dabei erst mal egal. Aber das bedeutet doch nicht, dass hier jetzt mal kurz die Gesetze geändert werden. Ein Stündchen in einem sehr kleinen Wasserglas.

  • meingottwalter am 12.06.2023 14:09 Uhr / Bewertung:

    Also mir machen diese Politiker Angst.

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