Bulgarische Geldfälscher stellen sich freiwillig dem Gericht

Geldfälschung - ein Verbrechen, das hier gerne mit mehrjährigen Haftstrafen geahndet wird. Trotzdem reiste der 30-jährige Yulian P. nach München, um sich seinen Richtern zu stellen.
von  John Schneider
200-Euro-Blüten in Umlauf gebracht: Das Falschgeld-Trio vor Gericht.
200-Euro-Blüten in Umlauf gebracht: Das Falschgeld-Trio vor Gericht. © jot

Der Vorwurf lautet auf Geldfälschung. Beileibe kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verbrechen, das hierzulande gerne mit mehrjährigen Haftstrafen geahndet wird. Trotzdem reiste der 30-jährige Yulian P. am Sonntag nach München, um sich seinen Richtern zu stellen.

München - Zusammen mit zwei mutmaßlichen Fälscher-Komplizen nahm er am Dienstag auf der Anklagebank Platz. Nicht die einzige Merkwürdigkeit in diesem Prozess. So muss der Anwalt des 30-Jährigen gleich zu Prozessbeginn eine Verhandlungspause beantragen. Er hatte schlicht noch keine Gelegenheit gehabt, sich mit seinem Mandanten zu unterhalten. Und mit ihm zu klären, ob und wie sich der Mann zu den Anklagevorwürfen einlassen wird.

Das wird dem Trio laut Anklage vorgeworfen: Für 28 Prozent des Nennwertes kaufte Iliyan R. 325 nachgeahmte 200-Euro-Noten. Sehr gut nachgeahmte Geldscheine. Die sollten durch Einkäufe in den Verkehr gebracht werden. Die Geldfälscher, unter ihnen laut Anklage auch die beiden Mitangeklagten von Iliyan R. wollten jeweils Waren um die 20 Euro kaufen und mit den falschen Scheinen bezahlen. Die Erlöse sollten wieder an Iliyan R. fließen, der seine Komplizen entlohnte.

Dank der guten Qualität der Blüten funktionierte die Masche der Geldfälscher. Zur Absicherung stand immer ein weiterer Komplize zur Verfügung, der dem Käufer das ertrogene Geld abnahm und ihn nach jedem Einkauf mit einer neuen Fälschung versorgte. Wäre der Einkäufer kontrolliert worden, so hätte er allenfalls einen falschen Geldschein dabei gehabt. Im Fall einer Verhaftung hätte der Komplize außerdem das restliche Falschgeld aus dem Hotelzimmer fortschaffen können. Die Waren und die Quittungen wurden meist schnell entsorgt, um die Spuren zu verwischen.

Mit dieser Methode bereisten die Fälscher die Bundesrepublik. Auch in Würzburg und München brachten sie erfolgreich ihre 200-Euro-Noten unters Volk. Alle drei Angeklagten werden wohl mit Bewährungsstrafen davon kommen können. Auch weil das Gericht Schwierigkeiten hat, die Vorwürfe zu untermauern.

Die dazu notwendigen Zeugen sind in Bulgarien und sollen bereits erklärt haben, dass sie nicht bereit seien, nach Deutschland zu kommen.

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