Bühne in der Au: Die Puppen wandern aus

Die Marionettenspieler Florian und Wlada Bille suchen nach dem Verkauf ihrer Bühne in der Au vergeblich nach einer neuen Bleibe in der Stadt – jetzt fangen sie in Unterschleißheim neu an
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Ein Paar mit Puppen-Leidenschaft: Florian und Wlada Bille vor ihrer ehemaligen Marionettenbühne im Bereiteranger in der Au.
Daniel von Loeper Ein Paar mit Puppen-Leidenschaft: Florian und Wlada Bille vor ihrer ehemaligen Marionettenbühne im Bereiteranger in der Au.

MÜNCHEN - Florian Bille ist erleichtert. Vor einigen Tagen noch fürchtete der 26- Jährige um seine Existenz – ja, um die Familientradition. Für seine Marionettenbühne Bille, die er mit seiner Frau Wlada (24) führt, fand er keinen Platz. Das Theater seiner Großeltern stand vor dem Aus.

Monatelang suchten sie nach einem neuen Quartier. Das Haus im Bereiteranger in der Au, in dem das Theater seit 1986 ansässig war, war 2011 verkauft worden. Die Billes bekamen, wie alle anderen Mieter auch, die Kündigung (AZ berichtete). Ende März mussten sie aus ihrem liebevoll eingerichteten Theater ausziehen.

Jetzt haben sie eine neue Heimat gefunden.

Ab morgen starten sie mit ihren Vorstellungen in Unterschleißheim. In München konnte den jungen Leuten niemand bei der Suche nach einem neuen Theater helfen. In Unterschleißheim nimmt man den Traditionsbetrieb dagegen mit Kusshand.

Die Marionettenspieler werden ihre Stücke in der Veranstaltungshalle im Blinden- und Sehbehindertenzentrum (SBZ) aufführen. Bürgermeister Rudolf Zeitler hat Florian Bille und seinen Figuren Obdach gewährt. „Das ist kein eigenes Theater, aber besser als gar keine Spielstätte”, sagt Bille. „Wir werden einen regelmäßigen Spielplan und ein Auskommen haben. In Unterschleißheim empfängt man uns mit offenen Armen.”

Dass die Billes und ihre Puppen nun in Unterschleißheim Asyl gefunden haben, ist kein Zufall. Florian Bille ist dort aufgewachsen. Und so kam er in seiner größten Not auf die Idee, einfach beim Bürgermeister nachzufragen.

Der freut sich auf die neue Attraktion in seiner Stadt. „Herr Bille ist bei mir vorstellig geworden, und ich finde das eine schöne Sache”, sagt Zeitler. Natürlich sei dies keine dauerhafte Lösung, aber so könne man dem Traditionstheater immerhin ermöglichen, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. „Das sind junge sehr bemühte Leute, die sich für ihre Familientradition einsetzen”. sagt Zeitler. „So etwas muss man unterstützen”, so der Bürgermeister. Die Puppenspieltradition der Billes geht tatsächlich Jahrhunderte zurück: Sie ist über Generationen bis ins Jahr 1794 nachweisbar.

Langfristig träumt Florian Bille davon, aus seiner Marionettenbühne ein städtisches Theater zu machen. Die Stadt München hat das längst abgelehnt: „Wir unterstützen bereits das Münchner Marionettentheater”, hieß es im Dezember im Kulturreferat.

Bürgermeister Zeitler ist auch in diesem Punkt offen. Natürlich könne man für die Billes nicht einfach ein neues Theater bauen. „Aber wir werden uns in Zukunft dafür verwenden, ein dauerhaftes Quartier für die Marionettenbühne zu finden”, sagt er.

Morgen machen Florian und Wlada Bille dazu den ersten Schritt und starten mit dem Stück „Die Bremer Stadtmusikanten”. Am 19. Mai gibt es das erste Stück für Erwachsene: „Doktor Faust” – das älteste deutsche Faust-Spiel.

Wenn der Spielbetrieb morgen beginnt, muss sich zeigen, wie das Angebot angenommen wird und ob sich das Puppentheater in der kleineren Gemeinde auf Dauer etablieren kann. „Ich wünsche ihnen das”, sagt Rudolf Zeitler. Er ist zuversichtlich, dass sowohl die Unterschleißheimer als auch die Münchner kommen. „Wir sind schließlich nur 13 Minuten vom Marienplatz entfernt.”


Weitere Infos und Spielplan unter www.marionettenbuehne-bille.de oder Tel. 150 21 68

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