Brutalo-Pärchen zerstört Leben einer Münchnerin
Nachts wacht Renate M. (51, Name geändert) heute noch schweißgebadet auf. Sie bekommt Panikattacken, wenn sie das Haus verlässt. Die Computerexpertin ist Opfer eines brutalen Raubüberfalls mit Geiselnahme gewesen und seitdem in ärztlicher Behandlung. Ihre Anwältin Freifrau von Bibra glaubt nicht, dass sie einen Zeugenauftritt vor Gericht durchstehen wird: „Meiner Mandantin geht es ganz, ganz schlecht.“
Die Täter sitzen jetzt wegen erpresserischen Menschenraubes in drei Fällen vor dem Münchner Landgericht. Das berufslose Pärchen Richard H. (37) und Beata V. (27) wird von Justizwachen in den Gerichtssaal geführt. Sie trägt kniehohe Lederstiefel mit hohen Absätzen, hält sich die Daunenjacke ihres Lebenspartners über den Kopf. Sie will nicht erkannt werden.
Ganz anders tritt Richard H. auf. Er grinst in die Kameras und winkt, als erkenne er den Ernst der Lage nicht. Bis zu 15 Jahren mit Sicherungsverwahrung drohen dem Pärchen. Bei seiner Aussage vor Gericht wird klar, warum er sich so verhält: „Ich habe einen halben Lastwagen voll Marihuana weggeraucht, kann nicht mehr klar denken.“
Den Überfall auf Renate M. verübte das Paar am 21.März 2012. Sie kommt gegen 18.57 Uhr mit der U-Bahn von der Arbeit. Am Park& Ride-Parkplatz Westfriedhof will sie in ihren 3er-BMW einsteigen, als sie Beata V. auf Englisch nach einem Bankomaten fragt. Renate M. erklärt ihr und Richard H. den Weg. Als sie einsteigen will, zieht der Angeklagte eine Softair-Pistole. Der Anfang einer brutalen Geiselnahme.
Richard H. zwingt Renate M. auf den Beifahrersitz. Seine Freundin setzt sich nach hinten, fesselt die Hände des Opfers. Renate M. ist in Panik, schreit um Hilfe. Sofort schlägt ihr der Angeklagte zweimal mit der Faust in den Bauch und fünfmal ins Gesicht. Renate M. erleidet einen Nasenbeinbruch und eine Schädelprellung.
Das Paar, das eine siebenjährige Tochter hat, nimmt ihr EC-Karte, zwei Handys, die Uhr (240 Euro) und den Ausweis ab. Unter der Drohung, dass er sie töten werde, verlangt er die PIN. Renate M. hat sie in Todesangst vergessen, gibt eine falsche an. Vergeblich versucht Beata V., an verschiedenen Bankomaten Geld abzuheben. Vergeblich.
Gegen 20 Uhr stellen sie ihr Opfer im Wagen vor dem Krankenhaus Barmherzige Brüder in der Romanstraße ab, flüchten. Mit der gleichen Masche hatten sie in Frankfurt zwei Opfer ausgeraubt. Beute: 1150 Euro und vier Ringe im Wert von 2000 Euro.
Am 23. Januar fällt das Urteil.
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