Bruno Superstar

In langen Sitzungen hat ihn der Präparator zu einem ausgestopften Museumsstück umgemodelt. Doch Bruno sorgt sogar nach seinem Ableben noch für Probleme: Ein riesiger Besucher-Andrang wird zur Eröffnung erwartet und auch Tierschützer haben eine Demonstration angekündigt.
MÜNCHEN Es war der 16. Juni 2006, als „Problem-Bär“ Bruno die Bienenstöcke eines Imkers in Kochel leer räumte. Der Moment, in dem der Bär vom süßen Honig nascht, ist jetzt für die Ewigkeit eingefroren – und ab heute im Münchner Museum „Mensch und Natur“ zu besichtigen. In 1400 Arbeitsstunden ließ Präparator Dieter Schön Bruno wiederauferstehen. „Wir haben uns erst überlegt, ihn mit einem gerissenen Schaf zu zeigen“, sagt Museumsleiter Michael Apel. „Aber diese Idee ist schnell gestorben.“
Trotzdem: Die Darstellung am Bienenstock habe auch die Konflikte zeigen sollen, die durch den ersten bayerischen Bären seit 170 Jahren aufgekommen waren. „Bruno sollte aufschauen, als ob er von einem Beobachter überrascht worden wäre“, so Apel. Ein Szenario, das jederzeit so stattfinden hätte können.
Allerdings ist in Wahrheit nur das Fell „original Bruno“. Skelett und Gewebeproben sind zu Forschungszwecken in der Zoologischen Staatssammlung, Fleisch und Innereien wurden vernichtet. Nicht einmal die halboffene Schnauze mit den spitzen Zähnen, die im Museum zu bestaunen ist, ist echt. „Wir haben einen Abdruck vom Original-Gebiss genommen und es nachgebaut“, sagt Schön, der neben dem Bären auch 1400 Bienen von Hand präparierte.
Einen „extremen Andrang“ erwartet Apel die nächsten Tage in seinem Museum. „Der Raum, in dem Bruno ausgestellt ist, ist ziemlich klein. Wenn da 250 Personen drin sind, wird es kuschelig“, sagt Apel. Notfalls werde man den Raum bei Überfüllung kurzfristig sperren – „schon aus feuerpolizeilichen Gründen“.
Ob auch die Polizei heute vorbeischauen wird bei Bruno? Immerhin kündigten etwa 50 Demonstranten vom Aktionsbündnis „Natur ohne Jagd“ ihr Kommen an. „Wir werden das Gebäude allerdings nicht betreten“, beteuert Initiator Kurt Eicher. Es solle nur eine Mahnwache geben. „Wir wollen, dass so etwas nicht wieder passiert.“
Das will man auch im Umweltministerium nicht: „Als es hieß, ,Wer ist bereit, Bruno zu erschießen?’, war der Enthusiasmus nicht sehr groß“, sagt Christoph Himmighoffen, Abteilungsleiter Naturschutz im Umweltministerium. Und Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbands, betont: „Von uns hat es keine Empfehlung zum Abschuss gegeben.“
Wie künftig mit einwandernden Bären umgegangen wird, regelt der „Bären-Managementplan“ – und er könnte bald schon greifen. Moritz, ein siebenjähriger Bär, streift schon in Grenz-Nähe herum, und im Trentino, wo Bruno herkam, werden heuer drei Jung-Bären abwandern. 2009 werden es zehn sein.
Daniela Transiskus