Olympia-Entscheid in München: Das müssen Sie wissen

Wieder Olympische Spiele in Bayerns Landeshauptstadt? Ob dieses Ziel weiterverfolgt werden soll, dürfen die Münchnerinnen und Münchner am 26. Oktober entscheiden. Wie das funktioniert – und was die Pro- und Contra-Argumente sind.
AZ/dpa |
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Herzstück des Olympia-Bewerbungskonzepts ist der Olympiapark mit dem Stadion der Spiele 1972.
Herzstück des Olympia-Bewerbungskonzepts ist der Olympiapark mit dem Stadion der Spiele 1972. © Soeren Stache/dpa

Münchnerinnen und Münchner können in den kommenden Tagen mit der Abstimmung über die Olympia-Bewerbung der bayerischen Landeshauptstadt beginnen.

Das Wahlamt habe mit dem Versand der Briefwahlunterlagen für den Bürgerentscheid am 26. Oktober begonnen, teilte die Stadtverwaltung mit. In den Briefkästen landen sollen die Sendungen in den kommenden Tagen. Wer bis 5. Oktober keine Unterlagen erhalten hat, soll beim Wahlamt der Stadt nachfragen.

Abstimmen über die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele 2036, 2040 oder 2044 in München dürfen laut Stadtverwaltung alle EU-Bürgerinnen und -Bürger.

Sie müssen am 26. Oktober mindestens 18 Jahre alt und seit mindestens zwei Monaten in München mit Hauptwohnsitz gemeldet sein. Das treffe auf rund 1,1 Millionen Menschen unter Münchens gut 1,6 Millionen Einwohnern zu.

Das sind die Briefwahlunterlagen für Münchens Olympia-Bewerbung:

Die Papiere zur Briefwahl sollen die Münchnerinnen und Münchner direkt mit den Unterlagen erhalten – sie müssen also nicht eigens beantragt werden.

Auf den Stimmzetteln steht eine Frage mit zwei Antwortmöglichkeiten: "Sind Sie dafür, dass sich die Landeshauptstadt München um Olympische und Paralympische Sommerspiele bewirbt, die entweder im Jahr 2036, 2040 oder 2044 stattfinden?" Mögliche Antworten sind "Ja" oder "Nein".

Abstimmung vor Ort? Auch das ist möglich

Wer nicht per Brief, sondern vor Ort abstimmen will, kann am 26. Oktober mit dem Abstimmungsschein und einem gültigen Ausweisdokument in einen beliebigen der 106 Wahlräume in der Stadt gehen. Auf dem Abstimmungsschein ist der nächstgelegene Wahlraum angegeben.

Gegner der Bewerbung fürchten unter anderem hohe Kosten und negative Folgen für die Umwelt. (Archivbild)
Gegner der Bewerbung fürchten unter anderem hohe Kosten und negative Folgen für die Umwelt. (Archivbild) © Matthias Balk/dpa

Bewerbung um Olympische Winterspiele gescheitert

Sowohl Befürworter als auch Gegner Olympischer Spiele werben seit Wochen um die Stimmen der Münchner, die durch den Entscheid – wie schon 2013 beim Ringen um Olympische Winterspiele 2022 – eine Bewerbung verhindern könnten. Eine große Mehrheit für ein weiteres Bemühen um Olympia könnte dagegen die Chancen im Rennen um die deutsche Bewerbung verbessern. Um den Zuschlag bemühen sich auch Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr. 

Mindestens 10 Prozent – nur dann ist der Bürgerentscheid zu Olympia gültig

Beim Bürgerentscheid zählt am Ende, ob Befürworter oder Gegner eine Mehrheit erringen konnten – aber nur, wenn mindestens zehn Prozent aller stimmberechtigten Münchner mit der jeweiligen Antwort abgestimmt haben. Das sind bei diesem Bürgerentscheid also rund 110.000 Personen. Sollte dieses Quorum nicht erreicht werden, muss sich der Stadtrat nicht an das Ergebnis des Entscheids halten.

Eine hohe Wahlbeteiligung dürfte also im Sinne aller sein, die für ihre Position für oder gegen eine Olympia-Bewerbung werben.

Befürworter setzen unter anderem auf Sportbegeisterung in der Stadt und frisches Geld für Wohnraum und öffentlichen Nahverkehr. (Archivbild)
Befürworter setzen unter anderem auf Sportbegeisterung in der Stadt und frisches Geld für Wohnraum und öffentlichen Nahverkehr. (Archivbild) © Leonie Asendorpf/dpa

Sollte es exakt gleich viele Ja- und Nein-Stimmen geben, gilt die Frage als mit Nein beantwortet – eine Bewerbung wäre damit vorerst vom Tisch.

In aller Kürze: Die Argumente der Befürworter (OlympiJA)

Die Stadträte von Grünen, CSU und SPD, die im Rathaus mit Sportpolitik befasst sind, sind dafür, dass sich München für Olympische Spiele bewirbt. Auch der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) und der Freistaat Bayern sind dafür, die Spiele nach München zu holen. 

Neben der Freude am sportlichen Großereignis erhoffen sich die Befürworter einen (finanziellen) Schub für Infrastrukturprojekte, so wie es 1972 auch der Fall war. 

Projekte wie die U-Bahnline U9, U4-Verlängerung ins neue Olympiadorf im Nordosten, ein S-Bahn-Ring im Norden oder ein neuer ICE-Halt am Flughafen – und noch viele mehr – sollen so finanziert werden.

Das neue Olympiadorf soll nach den Spielen als neues Stadtquartier Wohnraum für rund 10.000 Münchner bieten.

Laut den Befürwortern sind auch die bereits bestehenden Olympia-Sportstätten ein Vorteil für die Bewerbung: 90 Prozent der Sportstätten befänden sich im Umkreis von weniger als 30 Kilometern um den Olympiapark, einige neue Bauten würden benötigt und ansonsten sollen zum Beispiel auf der Messe oder der Theresienwiese temporäre Veranstaltungsflächen gebaut werden. 

In aller Kürze: Die Argumente der Gegner (NOlympia)

Gegen Olympische Spiele in München ist ein Bündnis aus ÖDP, der Linken, dem Bund Naturschutz und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD). Sie kritisieren, dass für viel Geld temporäre Sportstätten gebaut würden für die Spiele, anstatt das Geld in neue Bezirkssportflächen zu investieren. 

An den bisher genannten Kosten für die Spiele, wie sie in der Stadtratsvorlage des Sportreferats geschätzt werden, haben sie erhebliche Zweifel. 

Dass mit Olympia zu viele Flächen versiegelt würden und zu viele Baustellen entstünden, ist ein weiterer Kritikpunkt der Gegner. 

Laut den Gegnern seien Olympische Spiele außerdem auch Treiber für höhere Mieten, das habe sich zum Beispiel in London gezeigt. Als "utopisch" bezeichnen die Gegner außerdem, dass Infrastrukturprojekte wie die neue U-Bahn-Linie U9 fertiggestellt werden könnten, bis in München die Spiele stattfinden. 

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  • meingottwalter am 18.09.2025 07:24 Uhr / Bewertung:

    Nein. Kein Geld für Lobbyisten. Kein Olympia. Viele Sportstätten können nicht verwendet werden. Zu alt.

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  • Dugi am 18.09.2025 05:48 Uhr / Bewertung:

    Ich frage mich, warum es alle 60 oder 70 Jahre Olympia in München geben muss, damit sich die Dinge ordentlich entwickeln und Probleme gelöst werden? Große Versprechungen werden jetzt schon gemacht: Mit Olympia wird der ÖPNV endlich ausgebaut und ganz toll. Mit Olympia werden Wohungen gebaut. Mit Olympia gibt es endlich einen ICE Halt am Flughafen. Mit Olympia werden die Menschen ganz glücklich und froh. Mit Olympia ist plötzlich Geld da.
    Ist das so, dass unserer Politiker nur Dinge entscheiden und bewegen können, wenn es Olympia in München gibt? Muss wirklich erst Olmpia kommen, damit Politiker die dringenden Probleme lösen, Wohnungen gebaut werden und der Flughafen einen ICE-Anschluss bekommt, der seit der Eröffnung vor 30 Jahren (!!!) gefordert wird?
    Vielleicht stimmt dann was mit dem politischen System nicht oder vielleicht sind es die falschen Politiker?

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  • Hanswurst am 18.09.2025 08:36 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Dugi

    Sehr gut, Sie haben es verstanden:
    Schauen wir doch mal in die Vergangenheit.
    Die Maßnahmen zu Olympia 72 sind bekannt.
    Der Westpark wurde 1983 im Rahmen der Internationalen Garten Ausstellung (IGA) angelegt.
    Der Riemer Park wurde 2005 zur Bundesgartenschau (Buga) angelegt.

    Es braucht also einen Anlass um Gelder freizugeben. Was ist so schlimm?

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