Briefträger wirft Post in den Müll

Mehr als 150 Briefe landen in Neuhausen nicht bei den Empfängern, sondern im Müll. Ein Rentner fischt sie aus den Tonnen raus. Und zwei Polizisten spielen daraufhin Postbote
th, hu, ah |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
"Da waren sie drin": Rentner Oskar Schulz zeigt auf die Mülltonne, in der er die ersten entsorgten Briefe entdeckt hat.
Feindt "Da waren sie drin": Rentner Oskar Schulz zeigt auf die Mülltonne, in der er die ersten entsorgten Briefe entdeckt hat.

Mehr als 150 Briefe landen in Neuhausen nicht bei den Empfängern, sondern im Müll. Der Rentner Oskar Schulz (80) fischt sie aus den Tonnen raus. Und zwei Polizisten spielen daraufhin Postbote.

München - War der Post-Zusteller überfordert? Hatte er einfach keine Lust, anständig zu arbeiten? Oder wie ist es sonst möglich, dass über 150 Briefe in mehreren Mülltonnen entsorgt wurden? Fragen, die sich ein Rentner aus der Leonrodstraße stellt – und denen die Polizei nachgeht.

Ende letzter Woche wollte Oskar Schulz (80) seinen Hausmüll entsorgen. Als er ins Tonnenhäuschen kam und gerade seinen Müll reinwerfen wollte, sah er ein gebündeltes Packerl mit unversehrten Umschlägen, die an Bewohner seiner Wohnanlage adressiert waren. „In einem Bündel waren 21 Briefe. Darunter Rechnungen von der Telekom, Anschreiben von Eon und sogar Briefe vom Finanzamt waren dabei”, so der Rentner.

Bei Oskar Schulz kam schnell der Verdacht auf, dass der Postbote noch mehr Briefe entsorgt hatte. „Ich habe noch in den Tonnen von den Nachbarhäusern in der Leonrodstraße 62, 64 und 66 nachgeschaut”, sagt der ehemalige Paulaner-Mitarbeiter.

Und er wurde wirklich fündig. „Die weggeworfene Post war auf mehrere Tonnen verteilt. Rund 150 Briefe habe ich gefunden”, so der Rentner, der den Vorfall auch gleich bei der Post melden wollte. Doch am Telefon wurde er, so berichtet er empört, nur abgewimmelt: „,Ja, ja, wir kümmern uns drum’ hat man mir gesagt. Anstatt gleich etwas zu unternehmen.”

Oskar Schulz rief bei der Polizei an. Auch deren Reaktion war zunächst nicht sehr vielversprechend: „Die haben allen Ernstes gesagt, dass ich die Briefe ins Fundbüro bringen soll. Aber die Leute müssen doch ihre Postsendungen bekommen. Welcher Mensch geht denn ins Fundbüro, weil er da seinen Briefe vermutet?” fragt sich der Rentner.

Kurz darauf kam allerdings doch eine Polizeistreife. Die Beamten nahmen die Briefe mit. Und griffen dann ganz spontan zur einer eher unbürokratischen Soforthilfe: Mit ihren Bündeln in den Händen stellten sie sich vor den Hausbriefkästen in Positur – und sortierten die Post kurzerhand ein.

„Die Kollegen haben die Briefe vermutlich netterweise selbst eingeworfen, damit die Leute nicht zu lange auf ihre Post warten müssen” so Polizeisprecher Wolfgang Behr am Sonntag zur AZ. Und: „Sie haben Anzeige gegen Unbekannt wegen Verletzung des Brief- und Postgeheimnisses erstattet.” 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.