Brandstiftung in Pro-Palästina-Protestcamp: Studierende weiter besorgt

In der Nacht auf Freitag hat ein Mann am Protestcamp am Professor-Huber-Platz in München Feuer gelegt. Nun äußert sich die Studierendenvertretung der LMU.
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Seit drei Monaten steht das Palästina-Protestcamp auf dem Professor-Huber-Platz vor der LMU.
Seit drei Monaten steht das Palästina-Protestcamp auf dem Professor-Huber-Platz vor der LMU. © kra

München - Nachdem in der Nacht zum Freitag ein Mann am propalästinensischen Protestcamp nahe der Ludwig-Maximilians-Universität in München Feuer gelegt hat, äußert sich nun die Studierendenvertretung. Ein 26-jähriger Deutscher aus München hatte aus einem Kanister Benzin über den Gedenkort geschüttet. Über eine Front von mehr als sieben Metern loderten am Fußweg vor der Uni die Flammen auf. Dann zündete er eine palästinensische Flagge an - unmaskiert, und obwohl er dabei Beobachter hatte und bei seiner Tat gefilmt wurde. 

Studierende sorgen sich um ihre Sicherheit

In der Stellungnahme der Studierendenvertretung wird der Vorfall als "terroristischer Anschlag" bezeichnet. Es sei  "ausschließlich dem Glück des - aufgrund des Regens - nassen Rasens sowie der schnellen Reaktion der protestierenden Studierenden und anwesenden Passant*innen zu verdanken, dass dabei niemand zu Schaden kam." 

Die Studierenden äußern sich in dem Schreiben außerdem besorgt darüber, dass der Mann bereits wieder auf freiem Fuß ist. "Dass der Täter aus dem Polizeigewahrsam entlassen wurde, obwohl in Bezug auf den Brandanschlag von einem “muslimfeindlichen Tatmotiv” ausgegangen wird und die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) eingeschaltet wurde, besorgt uns als Studierendenvertretung der LMU zutiefst." So sähe die Studierendenvertretung eine "klare Gefahr für die Protestierenden und auch alle anderen Studierenden der LMU", da die Tat direkt vor der LMU stattgefunden hat. 

Extremismus-Ermittler sieht ein muslimfeindliches Tatmotiv

Tatsächlich haben Extremismus-Ermittler der Generalstaatsanwaltschaft jetzt den Fall übernommen. Man gehe von einer "muslimfeindlichen Tatmotivation" aus, teilte die Behörde mit. Auf Nachfrage der AZ erklärt ein Sprecher der Polizei München, dass trotzdem kein Haftgrund gegen den 26-Jährigen vorläge. Man könne den Mann nicht präventiv in Gewahrsam nehmen.  Es gäbe keine Anhaltspunkte, dass der 26-Jährige seine Tat wiederholen wolle. Das Strafverfahren von Kriminalpolizei und Generalstaatsanwaltschaft laufe weiter. Eine Streife der Polizei sei nun sicherheitshalber dauerhaft vor Ort.

Seit Mitte Mai kampieren pro-palästinensische Studierende vor der Ludwig-Maximilians-Universität. In der Nacht des Brandanschlages waren zehn Aktivisten vor Ort. Sie hatten das Feuer selbst mit einem Handfeuerlöscher gelöscht, bevor die Feuerwehr eingetroffen war. Bei dem Brand wurde niemand verletzt.

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"Er hatte bei der Brandstiftung die Ruhe weg. Zum Glück wurde niemand verletzt! Einige von uns kennen ihn, weil er an einem anderen Tag die Fahnen bespuckt hat", sagt Cara Schulze, Sprecherin des Protestcamps der Pro-Palästina Bewegung in München. "Dieser feige und bösartige Brandanschlag ist traumatisierend für uns. Wir sind schockiert, aber nicht überrascht. Das ist die Konsequenz von Hass und Hetze gegen unseren friedlichen Protest", kommentiert Cara Schulze die Tat. 

Brandstifter von Aktivisten eingekreist

Die Polizei war um halb 1 in der Nacht mit einer Stärke von 40 Beamten eingetroffen. Sie hatten den Täter festgenommen, der keinen Widerstand leistete. Der Brandstifter war da gerade dabei, den Professor-Huber-Platz zu verlassen. "Leute von uns haben den Mann eingekreist, damit er sich nicht entfernen kann", beschreibt Cara Schulze die Situation am Camp. Der Täter kam in Untersuchungshaft, wurde aber wieder entlassen, weil der Polizei keine ähnlichen Taten von ihm bekannt sind.

Die Linke im Stadtrat verurteilt den Brandanschlag

Das Feuer hat zwei Palästina-Flaggen zerstört, die Aufsteller der Protestierenden und bis zu 15 gerahmte Fotos von Kindern, die im Israel-Gaza-Krieg getötet worden sind. Nicole Gohlke, Bundestagsabgeordnete der Linken aus München, hatte diese Gedenkstätte vor der Uni kürzlich fotografiert.

Die Linke im Stadtrat verurteilte am Freitag den Brandanschlag und fordert ein öffentliches Gedenken für alle Opfer des Krieges. Stefan Jagel, Fraktionsvorsitzender der Linken, sagte: "Die Politik hat jetzt die Aufgabe, sich solidarisch mit den Betroffenen zu zeigen."

Bis zur Fußball-EM am 16. Juni war das Protest-Camp übrigens rund um die Uhr von der Polizei bewacht. "Für die EM sind die Beamten abgezogen worden. Danach haben sie nur noch einmal am Tag vorbeigeschaut", sagt Cara Schulze. Ihren Protest- und Gedenkort haben die Studierenden am Freitag wieder aufgebaut: mit Fahnen und Forderungen. Die angekokelten Kinderbilder stellte die Polizei sicher.

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35 Kommentare
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  • KassandraReuth am 05.08.2024 00:24 Uhr / Bewertung:

    Ich finde es seltsam, daß die Studi-Vertretung sich aufregt, daß der Täter freigelassen wurde. Wer Zeitung liest, weiß, daß es gängige Praxis ist, Gewalttäter wie Körperverletzer, Vergewaltiger, "Messermänner" usw. ebenso wieder freizulassen. Ich sehe da keinen Unterschied.

  • Kampfhamster am 04.08.2024 14:50 Uhr / Bewertung:

    Eine interessante Konstellation: da wird dem Kerl eine antimuslimische Motivation vorgeworfen. Die antimuslimische Aktion muß verhindert werden, damit die antisemitischen Aktionen ohne Zwischenfälle weitergehen können. Für mich ist das antisemitische Protestcamp das Hauptproblem und hat ausgerechnet am Geschwister-Scholl-Platz nichts zu suchen.

  • Jogi.Welle am 04.08.2024 14:31 Uhr / Bewertung:

    Das Protestcamp muss endlich geräumt werden. Wer am 7 Oktober 23. Freudenfeste veranstaltet und den Mord an jüdischen Bürger gut findet, der hat kein Recht hier Demonstration jegliche Art durch führen. Im Garza werden Lebensmittel Lieferung aus USA abgelehnt. Ein Großteil der Bevölkerung im Garza steht hinter der Terroristen Hamas.
    Wer aus der Geschichte weiß,gab es z.b Nazis Deutschland sehr viele Todesfälle in der Zivilbevölkerung. Man sollte die Zahl niedrig halten. Der überfall von Russland ist genauso zubewerten.
    Der Brandanschlag ist nicht Ordnung das steht aus fragen. Die jüdischen Gemeinde werden in Deutschland bedroht, ist nicht in Ordnung.

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