Brandner Kaspar: Vom hinterkünftigen Kerschgeist bis zum Himmi

Der Brandner Kaspar wird am Samstag zum 200. Mal im Volkstheater aufgeführt. Ein kleines Glossar zum Stück von Kurt Willhelm.
von  Abendzeitung
"Es ist Zeit“, sagt der Boandlkramer (Maximilian Brückner), als der den Brandner Kaspar (Alexander Duda) holen will. Doch der flößt dem Boandl jede Menge Schnaps ein.
"Es ist Zeit“, sagt der Boandlkramer (Maximilian Brückner), als der den Brandner Kaspar (Alexander Duda) holen will. Doch der flößt dem Boandl jede Menge Schnaps ein. © Volkstheater

MÜNCHEN - Der Brandner Kaspar wird am Samstag zum 200. Mal im Volkstheater aufgeführt. Ein kleines Glossar zum Stück von Kurt Willhelm.

Boandlkramer, auch Boandl. Standesgemäß ist er „zaundürr und klappert“, also chronisch unterernährt und „bleich und hohlaugert“, mangels Durchblutung. Sein einziger Begleiter ist sein Karren-Ross, mit dem er seine Fuhren absolviert. Das ist also eine Art transzendental reisender Pegasus, vom Boandl wird es aber auch „Krampn“ genannt. Dem Boandl ist stets kalt, seine Dienstkleidung ist stark mitgenommen. Angeblich, so behauptet ein Preiß, sei sein Kollege im Nordabschnitt, Gevatter Hein, wesentlich gepflegter. In Bayern hält man das für ein Gerücht.

Brandner, Kapsar: Der Wilderer, Witwer, Opa, Schnapstrinker und Kartenspieler ist ein mutiger Mann mit Hang zur Schlitzohrigkeit und einer langen Liste von mehr oder weniger schlimmen Vergehen. Er verdankt seine Erlösung zwei Dingen: Der bayerischen Sündenausnahmeregel „Wuidern guit ned“ und dem Humor der Dreifaltigkeit nebst Maria, die sich für die Erheiterung durch Kaspar mit dem Paradies revanchieren.

Kerschgeist, hinterkünftiger: Zur äußerlichen Anwendung eignet er sich leidlich, besser zur inneren. Bei den Menschen hilft er gegen Schwindel, schlechte Karten und Todesangst. Den Boandlkramer macht er betrunken. Er friert dann zwar nicht mehr, dafür zockt er fahrlässig. Weswegen der Boandl dem Kerschgeist im Nachhinein das Attribut „hinterkünftig“ beifügt.

Grasober, der. Beim Schafkopfen eigentlich nur die Nummer zwei, kommt er hier zur größter Geltung, die ein Grasober je erreichen kann. Er verdinglicht quasi das Bayerisch-anarchische, dass sich sogar über das Schicksalsbuch und jeglichen himmlischen Plan hinwegsetzt. Da der Ober sich am Ende der Schnapsorgie (siehe Kerschgeist) auf wundersame Weise im Brandnerschen Stapel befindet, gerät die göttliche Ordnung aus den Fugen. Wäre er im anderen Stapel, wäre das Stück recht schnell aus.

Himmi, boarischer. Wir sehen zwar nur die Pforte des zweifellos prächtigen Paradieses, aber offenbar ist der Himmel föderal strukturiert. Wie genau der Preißnhimmi ausschaut, ist zwar nicht überliefert. Klar ist aber, dass in den unsrigen, den Bayernhimmi, niemals nicht ein Preiß rein darf. Petrus: „Sonst wärs ja koa Paradies mehr.“

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