"Die muss man einbremsen": Das ist der Plan von Michael Graeter im Münchner Stadtrat

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Das Gerücht machte in den letzten Tagen die Runde, der AZ hat er es am Telefon bestätigt: Michael Graeter (84), die AZ-Reporter-Legende der Siebziger und Achtziger Jahre, Vorbild für Baby Schimmerlos in der Dietl-Kultserie "Kir Royal" (1986), will es noch einmal wissen.
Er kandidiert für den Stadtrat, und zwar für die München Liste (ML). Das ist eine kleine überparteiliche Gruppierung, die sich 2019 für die Kommunalwahl gründete. Dirk Höpner hat 2020 für sie einen Sitz im Stadtrat gewonnen, die ML bildet eine Fraktion mit der ÖDP.
Michael Graeter will in die Politik
Graeter kandidiert ohne Parteibuch: "Ich wollte frei bleiben", sagt er zur AZ: "Ich muss das erst mal testen, dann kann man schauen, ob ich in eine Partei gehe." Aber warum überhaupt Politik? "Weil ich als Ur-Münchner traurig bin, wie das gemütliche Dorf so ramponiert wird von den Leuten", sagt er. "Die wissen gar nicht, was das für eine elegante City ist".

Aus Graeters Sicht gibt es "Verschiebungen, die untypisch für unser gemütliches München sind". Was er damit konkret meint? "Ich bin kein großer Freund von diesen roten Teppichen für Radfahrer", sagt Graeter. "Ich weiß nicht, wem das eingefallen ist." Nicht nur die Radwege, sondern auch die Radfahrer sind ihm ein Dorn im Auge: "Die muss man einbremsen", findet Graeter. "Die hauen immer auf die Autohauben, wenn sie eine Wut haben".
Radfahrer und Sparkasse
Er fordert darum Kennzeichen und eine Versicherungspflicht für Radfahrer, "damit sie den Autos ebenbürtig sind". Neben dem Verkehr treibt die Boulevard-Legende das Bankenwesen um: "Die Stadtsparkasse scheint nicht mehr so viel Interesse an Bankkunden zu haben", kritisiert Graeter. Er fordert, dass geschlossene Filialen wieder geöffnet werden. Die Entwicklung hin zu mehr Kartenzahlung sieht er mit Sorge: "Die Karte ist in meinen Augen praktisch, aber ein Angriff auf die Freiheit", sagt Graeter.
Rechnet er sich denn überhaupt Chancen aus, gewählt zu werden? "Ich kann es nicht einschätzen, würde mich aber wahnsinnig freuen", sagt er. Er würde "sehr weiß-blau und ganz blau kämpfen", das heißt: "Weiß-blau in der Politik und blau für die Sechzger."
München Liste bestätigt Kandidatur
ML-Stadtrat Dirk Höpner bestätigt gegenüber der AZ den prominenten Neuzugang: "Herr Graeter ist jemand, der die Stadt schon lange begleitet", so Höpner.

Seine Ansichten deckten sich mit der München Liste, die "eine etwas kritischere Haltung hat, insbesondere wenn es um das Wachstum geht und die Lebensqualität, die dadurch auf der Strecke bleibt". Auf Listenplatz eins werde Graeter "sicher nicht landen", sagt Höpner. Aber das Rennen sei bis zur Aufstellungsversammlung im Oktober offen.
Es mache sicher Sinn, ihn weiter vorne zu platzieren wegen seiner Prominenz. Höpner sieht Graeter auch nicht als Konkurrenten für seinen eigenen Platz im Stadtrat. "Ich freue mich über jeden Kandidaten, der sich in unserem Sinne einbringen will", sagt er zur AZ.
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