Boomtown: Mehr Nach- als Vorteile?
München - Der Wohnwahnsinn ist das Thema Nummer eins in München. So war auch der Saal im Literaturhaus am Dienstagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Stadt hatte zur Podiumsdiskussion „Boomtown München - Frisst der Erfolg seine Kinder?“ geladen. Um Gentrifizierung sollte es also gehen und um Stadtentwicklung im allgemeinen.
Der Titel sei etwas reißerisch, bemerkte Stadtbaurätin Elisabeth Merk gleich zu Anfang. „München ist keine klassische Boomtown“, habe aber mit den Problemen einer solchen zu kämpfen.
„Die Mietentwicklung und Bautätigkeit in München löst verständliche und berechtigte Ängste aus“, sagte OB Christian Ude. „Dabei übersieht man aber, welche gravierenden Probleme die vielen Städte haben, die schrumpfen.“
Dass Wachstum etwas Gutes für eine Stadt ist, darin waren sich alle Gesprächspartner einig. Überhaupt herrschte große Harmonie im Saal. Die Podiumsteilnehmer, Professoren der Soziologie, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften sowie die Stadtbaurätin, gaben sich und dem OB in allen Punkten Recht.
Man einigte sich auf die Kernfrage: Wann bringt Wachstum einer Stadt mehr Nachteile als Vorteile? Und wann muss die Politik bremsen? Antworten gab es keine. Stattdessen benannte OB Ude die Nachteile des Booms – die hohen Kosten. „Alleine die Betonsanierung der U-Bahn wird in den nächsten zehn Jahren an die 700 Millionen kosten“, so Ude.
Geht es um konkrete Maßnahmen gegen die Münchner Wohnungsmisere, verweist er gerne auf Bund und Land: „Der Landtag hätte seit 25 Jahren die Umwandlung und Spekulation mit Altbauten verbieten können.“ An der Kappungsgrenze für Mieten, „bei denen „keine Rente mithalten kann“, oder der Zusammensetzung des Mietspiegels, könne nur der Bund etwas ändern.
Für den weiteren Dialog zur Stadtentwicklung wünscht sich der Oberbürgermeister für die Zukunft mehr Ehrlichkeit. „Alle wollen, dass mehr Wohnungen gebaut werden“, so der OB. „In meiner Bürgerpost finde ich aber hauptsächlich Beschwerden über Baumaßnahmen, auch für Wohnungen.“
Im April geht die Diskussion in den Stadtteilen weiter
Verdichtung muss sein, sagte die Stadtbaurätin. „Man muss im Bestand umbauen. Das heißt auch, das man halt hier und da ein paar Geschosse draufsetzen muss.“
Im April und Mai folgen Veranstaltungen in den Stadtbezirken. Infos und Anmeldung auf www.muenchen-mitdenken.de oder unter der Telefonnummer.: 089 - 23322942
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- Christian Ude