Bomben-Alarm am Flughafen: Wo steckt der mysteriöse Mann?

Ein eiliger Reisender entzieht sich der Sicherheitskontrolle am Terminal 2 und sorgt für ein Riesen-Chaos. Wo steckt der mysteriöse Verursacher des Bomben-Alarms? Die Polizei sagt: "Theoretisch kann er überall sein".
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Das Terminal 2 des Münchner Flughafens. Hier kam es zu dem Zwischenfall.
dpa Das Terminal 2 des Münchner Flughafens. Hier kam es zu dem Zwischenfall.

Ein eiliger Reisender entzieht sich der Sicherheitskontrolle am Terminal 2 und sorgt für ein Riesen-Chaos. Wo steckt der mysteriöse Verursacher des Bomben-Alarms? Die Polizei sagt: "Theoretisch kann er überall sein".

Der Mann ist nervös und ungeduldig. Um 14.40 Uhr passiert er die Personenkontrolle am Terminal 2 des Münchner Flughafens. Ohne Probleme. Doch als seine Laptoptasche durchleuchtet wird, löst das Sicherheitssystem stillen Alarm aus: Sprengstoff. Das macht zunächst noch niemanden vom Sicherheitsdienst unruhig. Bei elektrischen Geräten wie Computern reagieren die Scanner oft positiv, auch bei Parfüms kann das passieren. Doch dann kommt es zu einem mysteriösen Zwischenfall.

Der Besitzer des verdächtigen Laptops, ein Mann mittleren Alters mit Brille und von schlanker Statur, soll sich einen Moment gedulden. Wegen des Alarms muss sein Computer nochmals gecheckt werden. Doch dafür scheint der Mann, vom Aussehen her ein Geschäftsreisender, weder Zeit noch Verständnis zu haben. Kurzentschlossen krallt er sich sein Notebook und eilt davon. „Stehenbleiben“, ruft ihm die Frau vom Sicherheitsdienst noch hinterher. Doch Sekunden später ist der Mann im Getümmel untergetaucht.

Es war dieser kurze Zwischenfall vom Mittwochnachmittag, der im Erdinger Moos zu einem Großeinsatz der Polizei führte, inklusive Bomben-Alarm und Terrorangst. Und der im Nachhinein auch das Sicherheitskonzept des Flughafens in Frage stellt: Denn wie kann es sein, dass ein mutmaßlicher Bomben-Schmuggler einfach vor der Sicherheitskontrolle davonläuft?

Um 14.48 Uhr wird die Bundespolizei von der für die Flughafen-Kontrollen zuständigen Sicherheitsfirma informiert. Eine Großfahndung rollt an. Rund 200 Beamte durchsuchen mehrere Stunden mit Spürhunden jeden Winkel des nicht-öffentlichen Bereichs des Terminals. Dorthin ist der Mann verschwunden. Doch die Großfahndung bleibt ohne Erfolg. Von dem eiligen Geschäftsmann fehlt jede Spur.

„Theoretisch kann er überall sein“, sagt ein Polizeisprecher am Abend der AZ. Auch was tatsächlich den Sprengstoff-Alarm an dem Laptop ausgelöst hat, ist nicht bekannt. Ein Fehlalarm sei durchaus möglich. Die Kontrollgeräte würden Sprengstoff-Verdacht schon auf niedrigstem Niveau melden, erklärte Ludwig Schneider von der Sicherheitsgesellschaft München.

Tausende Reisende erlebten nach der Evakuierung des Terminals ein Wechselbad der Gefühle. Erst die Angst vor einem Terroranschlag, dann der Frust über verpasste Flüge. 5000 Passagiere waren zum Zeitpunkt des Zwischenfalls im Terminal unterwegs. Sie alle mussten den Bereich verlassen und erneut durch die Kontrollen. Selbst Passagiere, die schon im Flugzeug saßen, mussten wieder aussteigen.

Mehr als hundert Flüge waren verspätet oder wurden annulliert. Zwanzig Maschinen hoben ohne Passagiere ab, um den Flugplan nicht noch weiter durcheinanderzubringen. Erst gegen 19 Uhr wurde die Sperrung aufgehoben, gab die Polizei Entwarnung. Nun sollen Videoaufzeichnungen die Identität des Mannes klären. Da sich der Zwischenfall auf der Ebene ereignete, auf der Flüge innerhalb des Schengen-Raums abgefertigt werden, musste der Unbekannte nicht durch die Passkontrolle.

Kurz vor dem Großalarm flogen noch zehn Maschinen ab. Womöglich ist der Geschäftsmann einfach mit einer von ihnen abgeflogen. Ein Lufthansa-Flieger, der um 14.55 Uhr nach Madrid gestartet war, wurde in Spanien überprüft. Doch der Gesuchte war nicht an Bord.

„Es wurde eine Sicherheitslücke aufgezeigt“, sagte Edgar Dommermuth, Leiter der Flughafendienststelle. Peter Pletschacher, Präsident des Luftfahrt-Presse-Clubs, empörte sich: „Das hätte nicht passieren dürfen.“ Der Experte monierte, Sicherheitsleute seien wegen des geringen Lohns „nicht besonders motiviert“. Dommermuth erklärte hingegen zu dem mysteriösen Vorfall: „Womöglich war der Mann einfach in Eile – und sich der Tragweite seines Handelns nicht bewusst.“

Reinhard Keck, Ralph Hub

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