"Bohlen soll selber zum Pinsel greifen"

Der Musikproduzent hat einen ganzen Berufsstand gegen sich aufgebracht. Jetzt lädt ihn die Malerinnung zur Schnupperstunde.  
von  Vanessa Assmann
Nimmt Dieter Bohlen die Einladung der Malerinnung an?
Nimmt Dieter Bohlen die Einladung der Malerinnung an? © dpa

Der Musikproduzent hat einen ganzen Berufsstand gegen sich aufgebracht. Jetzt lädt ihn die Malerinnung zur Schnupperstunde.

München - Dieter Bohlen gehört zu den Menschen, die viele Einladungen bekommen. Ganz und gar ungewöhnlich dürfte jene sein, die ihm in den nächsten Tagen ins Haus flattern wird. Der Absender: die Malerinnung München. Ihr Anliegen: Bohlen soll doch bitte einmal im Giesinger Berufsbildungszentrum vorbeikommen und sich über den Berufsstand informieren, den er vor kurzem so bitterböse verunglimpft hat.

„Wir wollen ihm die Augen öffnen”, sagt Jürgen Weber, Geschäftsführer der Malerinnung, bei der rund 600 Betriebe mit 3000 Beschäftigten und 700 Auszubildenen organisiert sind. Auch er hat sich über Bohlens jüngsten Auftritt bei „Deutschland sucht den Superstar” geärgert. „Wir sind nicht besonders empfindlich, aber das war zu viel.”

Der Musikproduzent hatte zu einem Kandidaten gesagt: „Es wären Perlen vor die Säue, wenn du Hartz-IV-Empfänger oder Anstreicher wirst, das wär doch scheiße. Bei der Malerinnung meldeten sich verärgerte Mitglieder, Jüngere waren verunsichert. Um alles wieder ins rechte Licht zu rücken, wurde kurzfristig sogar ein Tag der offenen Tür einberaumt: Am 22. Februar informiert die Innung ab 10 Uhr über ihre Berufe.

„Der Begriff Anstreicher ist die schlimmste Beleidigung, die man Malern und Lackierern machen kann”, sagt Obermeister Uli Faßnacht. „Dieser Beruf ist vielseitig.” Drei Jahre dauert allein die Ausbildung, später bildet man sich ständig weiter. Fassadengestaltung, energetische Dämmung: „Wir schaffen und erhalten.” Das erfordere Kreativität, Können und Köpfchen.

Wie anspruchsvoll die Berufe sind, die die Malerinnung versammelt, soll demnächst auch Dieter Bohlen erfahren. „Wir werden den Besuch für ihn spannend gestalten”, verspricht Geschäftsführer Weber. „Wenn er den Mut hat, soll er sich in den Werkstätten versuchen und selber zum Pinsel greifen.” Mit Häme hat das nichts zu tun. „Er kann hier was lernen, wir wollen ihn nicht abwatschen.” Darin ist schließlich keiner so gut wie Bohlen.

 

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