"Blutrausch": Ein brutales Trio

Jugendliche schlagen einen 29-Jährigen fast tot, nur um an dessen X-Box zu kommen. Jetzt stehen sie vor der Jugendkammer - so lief die unglaubliche Tat
MÜNCHEN - Nur für eine Spielkonsole ist der 29-jährige Sebastian S. beinahe ermordet worden. Die mutmaßlichen Täter Marwan S. (20), Mert A. (18) und Tony W. (17) sitzen jetzt auf der Anklagebank vor der Jugendkammer des Münchner Landgerichts. Die Vorwürfe: versuchter Mord, schwerer Raub und gefährliche Körperverletzung.
12. Januar 2011, nachts um ein Uhr in der Albert-Roßhaupter-Straße: Sichtlich angetrunken torkelt Sebastian S. Richtung Harras. Er schnorrt Mert A. und Tony W. (Anwalt Oliver Schmidt) lallend um eine Zigarette an, erzählt von seinem Hund: „Ich musste ihn einschläfern, weil er so krank war.“ Er lädt die beiden Fremden zu sich nach Hause ein. Sie gehen mit und Mert A. verständigt übers Handy Marwan S., dass er auch zu der kleinen Spontan-Party kommen soll.
Als Marwan S. (Anwalt Joachim Schwarzenau) schließlich gegen zwei Uhr eintrifft, planen sie im Badezimmer den Raub. Sie haben es auf die „X-Box“ und das Handy abgesehen: „Wir schlagen und fesseln ihn“, so der Plan.
Mert A. (Anwalt Michael Adams) gesteht vor Gericht: „Ich habe Sebastian von hinten festgehalten. Marwan und Tony haben ihn geschlagen.“ Marwan S. schlägt laut Anklage das Opfer mit den Fäusten und Fußtritten blutig. Der Staatsanwalt: „Sein Blut spritzte zum Teil an die Zimmerwand, es bildete sich eine Blutlache auf dem Bett.“ Und weiter: „Sie nahmen den Tod des Geschädigten zumindest billigend in Kauf.“
Als Sebastian S. blutüberströmt auf seinem Bett liegt, will Marwan S. sein Opfer auch noch fesseln. Die Angeklagten schneiden dazu ausgerechnet die Kabel an der Spielkonsole durch. Damit ist die „X-Box“ auf dem Schwarzmarkt wertlos.
Bevor sie mit ihrer Beute im Wert von 1050 Euro flüchten, drohen sie mit weiteren Schlägen, falls Sebastian S. nicht die PIN seiner EC-Karte verrät. In Todesangst verrät er sie. Marwan S. sagt noch: „Wir fackeln die Wohnung ab!“ Mert A. hält ihn davon ab: „Bist du komplett verrückt?“ Der Prozess dauert an.