"Blöde Kuh!" – Politesse klagt gegen Ärztin

Sie ist eine elegante Erscheinung und hat seit Jahren ihre Praxis in der Innenstadt: Doch im vergangenen Jahr soll die Frauenärztin weniger fein aufgefallen sein. Eine Politesse behauptet, sie sei von der Medizinerin wüst beschimpft worden.
von  Abendzeitung
Eine Politesse wie diese wurde beschimpft.
Eine Politesse wie diese wurde beschimpft. © Petra Schramek

Sie ist eine elegante Erscheinung und hat seit Jahren ihre Praxis in der Innenstadt: Doch im vergangenen Jahr soll die Frauenärztin weniger fein aufgefallen sein. Eine Politesse behauptet, sie sei von der Medizinerin wüst beschimpft worden.

MÜNCHEN Beiges Kostüm, die schwarzen Haare zurückgebunden: Petra K. (Name geändert), seit über 20 Jahren niedergelassene Frauenärztin in der Münchner Altstadt, ist eine elegante Erscheinung. Doch am 5. Mai vergangenen Jahres soll die Medizinerin weniger fein aufgefallen sein. Eine Politesse (50) wirft ihr vor, sie wüst beschimpft zu haben. Die 52-Jährige bestreitet das vehement.

Beleidigungen wie „blöde Drecksau“ und „blöde Kuh“ sollen im Streit um eine Verwarnung gefallen sein. Die Ausdrucksweise, die man ihr vorwerfe, sei so gar nicht ihre Art, erklärte Petra K. am Mittwoch: „Ich habe damit nichts zu tun. Ich wüsste auch gerne, wer das war.“ Ihre Recherchen hätten aber nichts ergeben.

Sie selber sei am 5. Mai den ganzen Tag unterwegs gewesen. Die Praxis sollte am Wochenende einen neuen Laminat-Fußboden bekommen. Detailreich schilderte Petra K., wieviele Geschäfte sie an diesem Samstag aufgesucht, welche Probleme sie beim Bezahlen mit ihrer Kreditkarte beim Baumarkt gehabt habe. Dazu legte sie dem Gericht – reichlich spät – Belege vor.

Doch die KVR-Politesse erkannte die Frau Doktor wieder. Sie erinnerte sich sogar sehr gut, wie der Streit begann. Der Wagen der Ärztin war am Färbergraben geparkt. Petra K. habe auf dem Beifahrersitz gesessen. Zunächst sei auch alles friedlich verlaufen. Die Ärztin habe sofort eingesehen, dass man in der Anfahrtzone der Feuerwehr nicht parken dürfe, erklärte aber, dass sie das Auto nicht bewegen könne. Stattdessen rief sie per Handy den Fahrer an. Der aber ließ sich Zeit.

Schließlich schritt die Politesse zur Tat und schrieb ein Verwarnungsgeld von 35 Euro aus, steckte das Knöllchen hinter den Scheibenwischer.

Petra K. habe den Zettel genommen und zerrissen. Daraufhin sei es zu den Beleidigungen gekommen. Ein weiterer Zeuge hatte den Streit beobachtet.

Die Staatsanwalt fand diese Aussagen glaubwürdig und plädierte wegen Beleidigung auf 30 Tagessätze à 60 Euro (1800 Euro) Geldstrafe. Die Angeklagte hatte zuvor ihre katastrophale finanzielle Lage geschildert. Nach einer missglückten Investition in ein Restaurant sei sie auf 2,5 Millionen Euro Schulden sitzen geblieben. Ihr blieben derzeit lediglich 2300 Euro zum Leben.

Ein Urteil fiel am Mittwoch noch nicht. Die Angeklagte stellte den Beweisantrag, drei Zeugen zu hören, die bestätigen sollen, dass sie zum fraglichen Zeitpunkt gar nicht am Färbergraben war.

J. Schneider

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