Blitzeis – München rutscht
Vor allem Fußgänger und Radfahrer gerieten auf eisglatten Straßen mächtig ins Rutschen. Über 300 Unfälle registrierte die Polizei im Stadtgebiet. Es gibt viele Verletzte, zwei Autofahrer starben.
MÜNCHENEinige Verletzte wurden mit offenen Knochenbrüchen und Kopfplatzwunden in Krankenhäuser eingeliefert. Die Feuerwehr registrierte am Freitag über 250 Rettungseinsätze. Auch im Umland sorgte gefrierender Nieselregen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt für Chaos. Die Polizei meldete in Oberbayern 400 Unfälle. Zahlreiche Autofahrer wurden verletzt. Im Landkreis Tölz starben zwei Menschen.
„Es ist extrem glatt, seien sie beim Aussteigen bitte vorsichtig“, warnte der Lokführer einer S27 seine Passagiere auf der Fahrt in die Stadt an jeder Haltestelle vorsorglich. Überfrierender Nebel und Sprühregen hatten sich morgens als dünner Eisfilm über Straßen und Wege gelegt. Fußgänger versuchten verzweifelt, sich auf den Beinen zu halten. Manche tasteten sich vorsichtig an Wänden und Zäunen entlang. Wer mit dem Radl auf dem Weg zur Arbeit war, riskierte Kopf und Kragen. Viele stürzten, darunter sogar ein paar Polizisten.
Hochbetrieb in den Notaufnahmen
Die Feuerwehr rückte über 250 Mal aus – immer ging es um Sturzverletzungen. Zeitweise liefen so viele Rettungseinsätze gleichzeitig, dass normale Krankentransporte nicht mehr möglich waren. In den Notaufnahmen der Kliniken und in Arztpraxen herrschte Hochbetrieb. Dr. Wolf Mutschler, Chef der Chirurgie der Klinik Nussbaumstraße: „Wir haben vor allem Platzwunden, Handgelenksbrüche und ausgerenkte Ellbogen behandelt – über 200 Patienten, die Hälfte davon Radfahrer.“
Selbst die Retter hatten ihre liebe Not: Ein Feuerwehrauto rutschte im Lehel in einen Sanka, glücklicherweise blieb es beim Blechschaden. Die Polizei registrierte über 300 Unfälle in der Stadt. „Ab 13 Uhr war der Spuk dann vorüber“, sagte Polizeisprecher Gottfried Schlicht.
Streudienste der Stadt waren seit 3 Uhr morgens im Einsatz. „Alles, was Beine hat, war unterwegs“, betonte Jürgen Marek vom Baureferat. Über 400 Mitarbeiter streuten 100 Tonnen Salz. Kosten des Einsatzes: 500000 Euro.
Entwarnung für die nächsten Tage
Großalarm herrschte auch bei Rettungsdiensten im Umland. Die Polizei meldete über 400 Unfälle. Besonders schlimm erwischte es die Landkreise Fürstenfeldbruck, Landsberg, Dachau und Starnberg. „Die Zahl der Rettungseinsätze stieg um 300 Prozent“, berichtete ein Sprecher der Leitstelle. Zeitweise mussten Rettungswagen aus München angefordert werden.
Im Landkreis Tölz starben zwei Menschen auf spiegelglatten Straßen: Bei Königsdorf schleuderte kurz vor zehn Uhr ein 46-Jähriger aus Bad Tölz mit seinem Auto in den Gegenverkehr. Eine 75-Jährige wurde dabei so schwer verletzt, dass sie wenig später in der Klinik starb.
Zwei Stunden zuvor war ein 18-Jähriger bei Dietramszell von der Straße abgekommen und gegen Bäume geprallt. Dabei wurde ein 17-Jähriger, der auf der Rückbank saß, getötet. Fahrer und Beifahrer überlebten schwer verletzt.
Am Münchner Flughafen ging das Chaos spurlos vorüber: Start- und Landebahnen wurden mehrfach enteist. „Es gab weder Verspätungen noch Ausfälle“, sagte ein Sprecher.
Für die nächsten Tage gibt der Deutsche Wetterdienst Entwarnung an der Eisfront: Es soll trockener werden und ab Montag auch wieder wärmer.
R. Hub, K. Serdarov
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