Blindenmobil in München: Neuer Mobilitätsservice für Sehbehinderte und Blinde

In München startet ein neuer Mobilitätsservice für sehbehinderte und blinde Menschen. Das Blindenmobil bietet kostenlose Fahrten und Unterstützung im Alltag, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Hüseyin Ince
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Unterstützerin Heidi Beckenbauer (l.), Blindenmobil-Fahrer Rainer Henkel und Stadträtin Barbara Likus (SPD) am Marienplatz München. Hild wurde das Münchner Blindenmobil am Donnerstag vorgestellt.
Unterstützerin Heidi Beckenbauer (l.), Blindenmobil-Fahrer Rainer Henkel und Stadträtin Barbara Likus (SPD) am Marienplatz München. Hild wurde das Münchner Blindenmobil am Donnerstag vorgestellt. © Daniel von Loeper

Die Schätzungen gehen wegen einer hohen Dunkelziffer teilweise weit auseinander. Doch im Grunde liegt man nicht falsch, wenn man in etwa diesen Maßstab ansetzt: Etwa zehn Prozent aller Menschen in Deutschland haben eine Sehschwäche, sind sehbehindert oder blind – rund acht Millionen Menschen also.

Etwa 5000 Menschen in München sind stark sehbehindert oder völlig blind, sagen die Blindenfreunde bei ihrer Presseveranstaltung am Donnerstagvormittag in der Grützner Stube des Neuen Rathauses. Die Gemeinschaft Deutscher Blindenfreunde hat eine lange Geschichte. Sie ist so alt wie der weiß-blaue Münchner Verein mit dem Löwen-Logo, gegründet 1860.

Mehr als 5000 Münchner haben eine Sehbehinderung

Mindestens für diese 5000 Münchnerinnen und Münchner, die im Alltag mit großen Einschränkungen ihrer Wahrnehmungsfähigkeit zu kämpfen haben, hat nun der Verein der Blindenfreunde ihr Hilfsangebot erweitert. In der insgesamt 13. deutschen Stadt bietet er ab sofort den Mobilitätsservice per Blindenmobil für alle Münchner mit Seh-Einschränkungen an.

Rainer Henkel und SPD-Stadträtin Barbara Likus am Blindenmobil. Rechts neben ihnen stehen drei Münchner Sehbehinderte wie Fabian Herterich, die erleichtert sind über dieses zusätzliche Angebot. Herterich ist Mitarbeiter des Bayerischen Behindertenbeauftragten Holger Kiesel.
Rainer Henkel und SPD-Stadträtin Barbara Likus am Blindenmobil. Rechts neben ihnen stehen drei Münchner Sehbehinderte wie Fabian Herterich, die erleichtert sind über dieses zusätzliche Angebot. Herterich ist Mitarbeiter des Bayerischen Behindertenbeauftragten Holger Kiesel. © Daniel von Loeper

"Selbstverständlich kostenlos", betont Thorsten Bräuer, geschäftsführender Vorstand der Blindenfreunde. Er war der Initiator des Blindenmobils im Jahr 2007. "Ich habe damals im Rathaus einen Raum gesucht und ihn einfach nicht gefunden", erzählt er. Und da sei er auf den Gedanken gekommen. "Ich dachte mir, wie muss das erst sein, wenn man nicht sieht oder schlecht sieht", sagt Bräuer.

Eigentlich sollte das Angebot schon vor drei Jahren starten

Wer künftig in München das Blindenmobil bestellt, darf auch die Hilfe des Fahrers in Anspruch nehmen. Ein Mann stellt sich dieser ehrwürdigen sowie ehrenamtlichen Aufgabe: Rainer Henkel, dritter Vorstand der Blindenfreunde. "Ich war 40 Jahre lang in der Finanzbranche", erzählt Henkel. Inzwischen sei er in Rente. "Bisher haben wir uns geärgert, dass wir keinen Fahrer fanden", sagt er. Deshalb nehme er das selbst in die Hand, um sozusagen im Unruhezustand zu bleiben.

Konkret bedeutet das: Wer in München das Blindenmobil per Telefon bestellt, macht mit Henkel einen Termin aus. Er ist in mit dem Blindenmobil in Unterhaching stationiert. Zwei Fahrten pro Tag sind realistisch, so sind die Erfahrungswerte.

Auch während des Termins ist Henkel behilflich, bei Bedarf

Henkel holt denjenigen Sehbehinderten oder Blinden im Landkreis oder in der Stadt München ab, bringt ihn oder sie zur Behörde, zum Arzt, zur Bank oder zur Versicherung, bietet seine Hilfe an, die Person bis ins Gebäude sowie bei der Angelegenheit zu begleiten und fährt ihn oder sie nach dem Termin wieder nach Hause. Man solle am besten zwei Tage im Voraus anrufen, sagt Bräuer.

Die Blindenfreunde haben prominente Unterstützer, wie etwa Schauspieler Armin Rohde oder auch Heidrun Beckenbauer von der Franz-Beckenbauer-Stiftung. Der Verein finanziert sich durch Spenden.

Blindenmobil: 0160/2508188,
Spendenkonto: Sozialbank, DE42370205000001521500, BFSWDE33XXX

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4 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Ch_Muc am 19.09.2025 19:56 Uhr / Bewertung:

    Wie sieht es aus für Schwer-Gehbehinderten aus? Auch sie müssen zum Arzt, zur Behörde. Elektromobile können nicht in Tram/Bus transportiert werden.

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  • Mobilitätsfreund am 20.09.2025 08:21 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Ch_Muc

    E-Krankenfahrstühle wurden und werden in Bus- und Tram befördert. Ebenso in U/S- Bahn.
    Gerade diese Gehbehinderten Personengruppe nutzen den ÖPNV.
    Die von der csu verkündete Barrierefreiheit in Bayern bis Ende 2023 ist gescheitert, weil die Steuergeldgeschenke an de csu Wählerklientel wichtiger sind als das Gemeinwohl.

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  • Ch_Muc am 20.09.2025 14:50 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Mobilitätsfreund

    Sie haben Recht. 3-rädige Elektromobile sind nicht zulässig.

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