Blick hinter die Haustür: So wohnt Käfer-Witwe Uschi Ackermann

Audio von Carbonatix
"Hier wohnt der verwöhnteste Mops der Welt", steht auf einem Schild an der Eingangstür zur Zwei-Zimmer-Wohnung von Uschi Ackermann in Bogenhausen. Die Käfer-Witwe öffnet sie, deutet auf den Innenbereich und sagt: "Vorsicht, hier mopst es ganz schön."
Und tatsächlich ist die Hunderasse in sämtlichen Variationen zu finden – als Porzellanfigur, Plüschtier oder auf Gemälden verewigt. Auch Haustier Willy grüßt. Er ist ein Mops, natürlich.
Wie lebt die Frau des verstorbenen Feinkost-Königs Gerd Käfer heute? Sie habe sich frei gemacht von materiellem Ballast und konzentriere sich auf die wesentlichen Dinge, sagt sie der AZ. Doch ihren Gerd vermisse sie täglich.

Im bordeauxrot gestrichenen Flur hängen Zeichnungen von Sir Henry, Ackermanns erstem Mops. Der Fellknäuel war einst eine kleine Berühmtheit, da er im Smoking gemeinsam mit seinem Frauchen vor Gericht gezogen war, um gegen seinen unseriösen Züchter vorzugehen. Neben dem 2018 verstorbenen Vierbeiner thront ein Foto von Ackermann mit Karl Lagerfeld. Im Wandschrank stapeln sich Luxushandtaschen.
"Ich bin immer schon verrückt gewesen nach Möpsen"
Auf dem Boden liegen Hausschuhe, darauf Kuscheltiere ihrer Lieblingshunderasse. "Ich bin schon immer verrückt gewesen nach Möpsen", sagt Ackermann, die jede E-Mail mit "mopsigen Grüßen" unterzeichnet. Möpse seien Zauberwesen auf vier Pfoten. "Sie haben all die Eigenschaften, die man auch an einem Mann schätzt: Sie sind ehrlich, treu, liebevoll, charmant, intelligent und lieben dich."
Ihr Gerd, wie die 78-Jährige den Gründer des Feinkost-Imperiums und ihren Mann im Gespräch nennt, sei zunächst kein Mops-Fan gewesen. "Irgendwann hat er sie aber so sehr mit Leckerchen verwöhnt, dass ich aufpassen musste, dass sie nicht zu dick werden."

Selbst am Totenbett, Käfer starb im Mai 2015, hätten ihre Möpse, sie hatten drei, mitgetrauert. Ackermann und Käfer hatten sich einst bei einer Veranstaltung von Feinkost Käfer kennengelernt. "Gerd kam rein und es war wie Liebe auf den ersten Blick."
Mit seinem Tod ändert sich auch Ackermanns Leben schlagartig. "Man fällt erst mal in ein Loch, auf manche Veranstaltungen wurde ich auch gar nicht mehr eingeladen."
Nach dem Tod ihres Mannes verkauft sie die Villa in Kitzbühel
Die Rentnerin, die lange Pressesprecherin von Douglas war, verkauft die millionenschwere gemeinsame Villa in Kitzbühel, in der das Ehepaar so gerne wohnte. Auch weitere Wohnsitze löst sie auf. Ackermann sagt: Sie ist jetzt frei von dem materiellen Ballast und glücklich.
Die 100 Quadratmeter große Wohnung, in der Ackermann heute zur Miete wohnt, hat dem Ehepaar einst als Zwischenstopp gedient. "Inzwischen habe ich mich reduziert, konzentriere mich auf die wesentlichen Dinge."

Das Leben mit ihrem Mann sei amüsanter, facettenreicher, bunter und abwechslungsreicher gewesen. "Aber das Leben geht weiter. Glücklich ist, wer vergisst, was nicht zu ändern ist." Und: Wahrer Reichtum bestehe nicht im Besitz. "Sondern im Genießen und der Möglichkeit, Menschen und Tieren zu helfen und sich für Bedürftige zu engagieren."
Die Rentnerin engagiert sich seit Jahren für Tiere und Bedürftige. Ihr Vermögen soll einmal unter anderen das Münchner Tierheim ebenso wie der LMU-Förderverein "Spezialisten retten Leben" und die Haunersche Kinderklinik erben.
Das Zuhause als Spiegel der Persönlichkeit
Ackermann betritt ihren Lieblingsraum, das Wohnzimmer, und beschreibt es als genauso verrückt, warm und fröhlich, wie ihr Charakter ist. "Mein Zuhause ist der Spiegel meiner Persönlichkeit."
Und so tummeln sich in einem Schrank mit Glasfront Hunderte Mops-Figuren – mit Hüten, sitzend, stehend, in Kostümen verkleidet. Als Spardose, Dekofigur oder als Christbaumanhänger. Mit Krone auf dem Kopf oder mit Irokesenschnitt. Bunt und künstlerisch, sowie als reales Abbild der Rasse.

Daneben liegt auf einem Hocker ein im Duden-Stil gedruckter Text zum Mops: "In Pelz gekleidete Liebe auf vier Pfoten. Seelentröster, Zuhörer und bester Freund", heißt es da. Auch auf der Couch sitzen Vierbeiner mit Stirnfalten, auf Kissen gedruckt oder als Kuscheltiere.
Auch Willy (12) hat sich dort niedergelassen. Ackermann hat ihn, genau wie drei anderen Vierbeiner, aus dem Tierheim geholt. Auf einem Tisch stehen die Urnen und Bilder der verstorbenen Tiere. Auch den Gerichtssmoking von Sir Henry hat sie aufgehoben.
Die Erinnerungen an das gemeinsame Leben sind überall
Überall finden sich zudem Erinnerungsstücke aus dem Leben des Ehepaares. Sie sind auf Fotos in Alben, auf Zeitungsausschnitten, sowie in Bilderrahmen auf dem Bücherregal verewigt, das eine gesamte Wand füllt. Sie zeigen Ackermann mit Designer Valentino, Lagerfeld, oder mit Käfer und Papst Benedikt.
Auch liebevolle Aufmerksamkeiten ihres Mannes liegen dort, etwa ein Brief an sie, genannt "Engelspost". Käfer habe in der Wohnung viel verschönert, "an ihm war ein Architekt und Designer verloren gegangen", schwärmt Ackermann.
Den Porzellan-Kakadu mochte ihr Mann so gern
Wichtig seien ihr deshalb auch der Stehtisch auf der großen Terrasse, kreiert von Käfer, aus einem ehemaligen Heizkörper. Ebenso wie die Nymphenburg-Porzellanfigur eines Kakadus, die ihr Mann so mochte und die nun über sie wacht. Genau wie das Käfergeschirr mit dem Glückstier, das Ackermann an ihren Mann und seine positive Art erinnert.
Ein bisschen Luxus habe sie sich aus ihrer Vergangenheit jedoch erhalten. Ihre "Duft-Garderobe" sei ihr sehr wichtig. In der Wohnung der ehemaligen Douglas-Sprecherin finden sich etwa so viele Flakons wie Möpse. Jeden Tag trage sie ein anderes Parfum auf, je nach Stimmung.
"Schuhe und Taschen waren immer meine Leidenschaft"
"Schuhe und Taschen waren zudem immer meine Leidenschaft", erzählt sie. Die 72 Chanel-Jacken, die Ackermann im Kleiderschrank im Schlafzimmer hütet, will sie nach ihrem Tod Freunden vermachen. Ebenso wie die Designerhandtaschen von Chanel oder Louis Vuitton. "Meine Freundinnen sollen mit den Taschen zu meiner Beerdigung kommen", sagt Ackermann und lacht. Generell bereite ihr heute das Schenken mehr Freude als der Besitz.

Ackermann, die immer einen passenden Spruch zu jeder Situation auf den Lippen hat, sagt zusammenfassend, dass Wohnen für sie Lebensqualität bedeutet und einen Ort, an dem sie zur Ruhe kommen kann, der gefüllt ist mit Erinnerungen. Denn die Erinnerung sei das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
Für die AZ-Serie "Hinter der Haustüre" haben wir uns auf die Suche nach Menschen in gewöhnlichen und ungewöhnlichen Wohnsituationen gemacht – und durften hinter die Haustüren blicken.