"Bleibt der Großmarkt in Sendling": Warum der Investor darauf nicht wetten würde
Schon seit vielen Jahren ist klar: Der Großmarkt in Sendling muss neu gebaut werden. Für manche war es eine Überraschung, als vor vier Jahren der Grünwalder Investor Ralf Büschl eingestiegen ist. Er hat zwar Pläne für die neue Halle präsentiert. Doch noch immer ist unsicher, ob das Projekt wirklich so kommt. Schließlich handelt es sich um die letzte große zentrale Fläche, die der Stadt gehört.
Wäre Wohnungsbau dort nicht passender? Das hört man in letzter Zeit wieder häufiger. Die AZ hat Ralf Büschl im Interview gefragt, was er wetten würde, dass der Großmarkt tatsächlich in Sendling bleibt, warum alles so langsam vorwärts geht und wer am Ende den Markt betreiben soll – etwa ein ausländisches Unternehmen?
AZ: Vor gut vier Jahren sind Sie beim Großmarkt eingestiegen. Noch immer ist kein Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt unterschrieben. Warum geht es so zäh vorwärts?
RALF BÜSCHL: Die Stadt hat für das Projekt eine europaweite Ausschreibung gemacht. Wir haben gewonnen. Allerdings war das vor der Immobilienkrise. Wir haben damals zur Stadt gesagt, dass unser Schwerpunkt der Wohnungsbau ist und dass wir in dieser Krise unsere finanzielle Kraft dort hineinstecken müssen. Wir haben gesagt, dass wir es nicht schaffen, auch noch den Großmarkt zu übernehmen. Denn jetzt braucht man mindestens das Dreifache an Eigenkapital. Wir wollten aber nicht, dass das Projekt scheitert. Deshalb suchen wir am Finanzmarkt nach einem Geldgeber. In der Zwischenzeit haben wir eine tolle Planung entwickelt. Wir haben sie der Stadtgestaltungskommission vorgestellt, mit den Händlern abgestimmt und bezahlbare Mieten erreicht. Das Ausschreibungsverfahren läuft allerdings noch. Und ob wir ein finales Angebot abgegeben, hängt davon ab, ob wir einen Finanzpartner finden.
Wie weit sind Sie bei der Suche?
Sehr weit, es gibt eine weltweite Nachfrage. Allerdings sind die Vertragskonstellationen der Stadt in der jetzigen Zeit schwer darstellbar. Den Großmarkt kann keiner erwerben. Es geht um einen Konzessions- und Erbbaurechtsvertrag, in den jemand einsteigen muss.
Kann es passieren, dass am Ende ein chinesisches Unternehmen den Großmarkt betreibt?
Das kann ich nicht sagen. Das ist nicht nur abhängig von uns, sondern von der Stadt.

Sogar viele Händler meinen, ein Großmarkt am Stadtrand wäre praktischer. Im Rathaus wird geraunt, dass die Stadt blöd wäre, wenn sie ihr letztes Grundstück in der Innenstadt nicht für Wohnraum nutzen würde. Beunruhigt Sie das?
Gar nicht. Die Entscheidung muss der Stadtrat treffen.
Aber dann bleiben Sie auf den Planungskosten sitzen?
Da bin ich mir nicht sicher. Die jetzige Planung ist auf unsere Kosten entstanden. Wenn der Stadtrat die europaweite Ausschreibung zurückziehen würde, könnte die Stadt schadensersatzpflichtig werden. Wenn wir aber kein Angebot abgeben oder keinen Investor finden, bleibt die Büschl Gruppe wohl auf einem Großteil der Kosten der Planung sitzen.
"Ich wette nie – es sei denn, ich weiß das Ergebnis"
Was wetten Sie, dass der Großmarkt in Sendling bleibt?
Ich wette nie. Es sei denn, ich weiß das Ergebnis. Und diese Entscheidung trifft der Stadtrat.
Für die neue Großmarkthalle gab es spektakuläre Entwürfe: Sportplatz auf dem Dach, gläserne Fassaden, Wohnungen. Jetzt wird es eine schmucklose 30 Meter hohe Halle. Bedauern Sie das?
Die wichtigste Aufgabe eines Gebäudes ist es, seine Funktion zu erfüllen. Mit der Planung der letzten Jahre haben wir es geschafft, diese gut abzubilden. Ursprünglich hätte die Halle 60 Meter hoch werden sollen. Jetzt ist sie halb so hoch. Außerdem wird das Gebäude attraktiv eingekleidet. Für die Fassade wird es einen Wettbewerb geben. Es gibt weiterhin die Möglichkeit, das Dach zu begrünen und für alle als Park zu öffnen.
Kommt ein Park aufs Dach?
Bezahlen und unterhalten müsste ihn aber die Stadt, deren Kassen leer sind.
Ja, oder sie muss das an ein anderes Unternehmen vergeben. Ich persönlich fände das wunderschön, es wäre ein echter Mehrwert für Sendling.
Es waren mal Wohnungen auf der Halle angedacht. Warum sind die gestrichen?
Mit Wohnungen auf dem Dach wäre die Halle zu teuer geworden, denn sie müsste dann eine größere Last tragen. Das ist die simple Antwort.
Sie haben Ihr Unternehmen von Ihrem Vater übernommen. Was haben Sie von ihm gelernt?
Mein Vater war Architekt und Ingenieur. Von ihm habe ich gelernt, zu spüren, was man aus einem Grundstück machen kann. In der Finanzkrise 2008 habe ich die Firma übernommen und umstrukturiert von einem Planungsbüro zum Projektentwickler.
Für viele ist es schwierig, es dem Vater recht zu machen. Gilt das für Sie auch?
Grundsätzlich haben Sie wahrscheinlich recht, bei jüngeren Kindern. Ich habe ein Alter, in dem es nicht mehr darum geht, es irgendeiner Person recht zu machen. Es geht um die Sache.
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