Italien rückt näher – neue Hochgeschwindigkeitsverbindung für München

Ab Ende 2026 können Fahrgäste bequem und fix im Zug die Alpen überqueren. Dafür wird der italienische Hochgeschwindigkeitszug Frecciarossa erstmals in Deutschland fahren.
von  Niclas Vaccalluzzo
Die italienischen Hochgeschwindigkeitszüge fahren bereits in Frankreich und Spanien. (Archivbild)
Die italienischen Hochgeschwindigkeitszüge fahren bereits in Frankreich und Spanien. (Archivbild) © Jan Woitas/dpa

Die Pfingstferien stehen bald an, und dann werden wieder viele Münchner in Richtung eines ihrer Lieblingsreiseziele strömen – Italien. Ab Ende nächsten Jahres soll das noch einfacher und komfortabler gelingen.

Die Pläne, den Frecciarossa-Schnellzug der italienischen Eisenbahngesellschaft Trenitalia auf der Strecke München–Mailand und München–Rom und damit erstmals in Deutschland einzusetzen, sind schon länger bekannt. An diesem Mittwoch haben Trenitalia, die ÖBB und die Deutsche Bahn in München offiziell die gemeinsamen Pläne bekannt gegeben.

Ab Dezember 2026: Direktverbindung von München bis Rom

Das ist geplant: Gemäß den drei Bahnunternehmen sollen die roten Hochgeschwindigkeitszüge zum Fahrplanwechsel ab Dezember 2026 fahren. Münchnerinnen und Münchner können dann ohne Umstieg bis nach Mailand oder Rom reisen.

Die Strecke München–Mailand soll in 6,5 Stunden zurückgelegt werden. (Süd-)Tirol-Liebhaber dürfen sich auf Zwischenhalte in Innsbruck und Bozen freuen. Auch ein Stopp in Verona ist geplant. Mit zwei Stunden mehr Fahrtzeit können Münchner mit einer weiteren Verbindung bis nach Rom reisen – mit Stopps in Bologna und Florenz.

Ab 2026 sollen Züge von München bis Rom fahren, später sogar ab Berlin und bis Neapel. Die Strecke soll mit dem Frecciarossa 1000 zurückgelegt werden.
Ab 2026 sollen Züge von München bis Rom fahren, später sogar ab Berlin und bis Neapel. Die Strecke soll mit dem Frecciarossa 1000 zurückgelegt werden. © Grafik: Deutsche Bahn AG

Damit würden Europa-Reisende im Vergleich zur aktuellen Fahrtzeit samt Umstiegen auf dem Weg nach Mailand rund 75 Minuten sparen, sagt eine Bahnsprecherin. Nach Rom werde die Fahrt 45 Minuten kürzer. Zu Beginn sollen die Direktverbindungen einmal täglich angeboten werden.

Verlängerung bis Berlin und Neapel ab Ende 2028

Perspektivisch sollen täglich fünf Zugpaare zwischen Deutschland, Österreich und Italien verkehren. Ab Ende 2028 soll die Strecke dann bis Neapel erweitert werden und in Deutschland bereits in Berlin beginnen. Als Fahrzeug kommt der Frecciarossa 1000 zum Einsatz, der seit 2015 in Italien auf den Gleisen fährt. Die 200 Meter langen Schnellzüge können eine Geschwindigkeit von bis zu 300 Kilometern pro Stunde erreichen, sind also in etwa auf ICE-Niveau.

In den Zügen gibt es vier Klassen: Standard, Premium, Business und die luxuriöse „Executive Class“. Letztere zeichnet sich durch überdimensionierte Ledersitze und ein italienisches Gourmet-Menü aus. Preise stehen noch nicht fest, sagt ein Bahnsprecher der AZ. Buchbar seien Tickets jedoch mit dem gewohnten DB-Preissystem aus Spar- und Flexpreisen.

Der Frecciarossa überquert schon jetzt die Alpen von Mailand nach Paris, hebt Gianpiero Strisciuglio, CEO von Trenitalia, bei der Vorstellung hervor. Der Zug sei also geübt darin, Hindernisse zu überwinden.

Realistischer Start? "Eine ehrgeizige Zeitplanung"

Und Hindernisse gibt es noch einige, bis die Direktverbindung an den Start gehen kann. Experten sehen den Start 2026 als sehr ambitioniert. Die Verkehrsunternehmen selbst stellen den Termin unter Vorbehalt, sagt Andreas Barth, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn im Gespräch mit der AZ.

"In den drei Ländern haben wir verschiedene Zulassungsbehörden, Stromsysteme und Signaltechnik", erklärt der Bahnexperte. All das müsse erst noch angegangen werden. "Das braucht seine Zeit – und deswegen ist das eine ehrgeizige Zeitplanung."

Mit der Ausweitung der Verbindungen bis Berlin ab 2028 kämen noch weitere Hürden hinzu. Hier müsse sich vor allem hinsichtlich der Kapazitäten noch etwas tun. 2032 steht die für die Strecke sehr wichtige Eröffnung des Brenner-Basistunnels an. Gelingt diese, werden sich die Fahrzeiten jeweils um eine Stunde verringern.

Trenitalia-CEO Gianpiero Strisciuglio reiste für die Vorstellung der Pläne extra nach München an.
Trenitalia-CEO Gianpiero Strisciuglio reiste für die Vorstellung der Pläne extra nach München an. © IMAGO/Nick Zonna

Die Kooperation der drei Verkehrsunternehmen macht die Planung zumindest einfacher. "Keiner von uns hätte diese Verbindungen alleine auf die Schiene bringen können", sagt Sabine Stock, Vorständin des ÖBB-Personenverkehrs. Die ÖBB habe etwa Erfahrungen durch ihre im letzten Jahr gestartete Nachtzugverbindung von München nach Rom einbringen können, sagt Stock.

Zusammenarbeit der Verkehrsunternehmen:  "Starkes Symbol für ein zusammenwachsendes Europa"

Die Zusammenarbeit und das Projekt seien "ein starkes Symbol für ein zusammenwachsendes Europa", sagt der DB-Vorstand für Personenverkehr, Michael Peterson. Für die neue Direktverbindung erwarte man starke Fahrgastzahlen, sagt Sabine Stock. Denn: "Die Kombination aus diesem schönen Zug, attraktiven Fahrzeiten und wunderschönen Tourismusdestinationen ist unschlagbar."

Einer, der sich besonders auf die neue Verbindung freut, ist Sergio Maffettone, italienischer Generalkonsul in München. "Ich fahre oft mit dem Zug nach Italien", sagt Maffettone der AZ. Eine Besonderheit der Frecciarossa-Züge sei das gute Essen. Bei Fernstrecken könne man wunderbar einen Teller Pasta genießen.

"Und natürlich vom Fenster aus das schöne Panorama", so der Generalkonsul. Nicht zuletzt durch Goethes Reisen sei die Beziehung zwischen Italienern und Deutschen etwas ganz Besonderes, so Maffettone. Mit der neuen Verbindung wird diese vielleicht noch enger.

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