Bis zu 60 Millionen Euro: Bekanntes Hotel am Hauptbahnhof München steht zum Verkauf
München - Seit über 100 Jahren ist das Unternehmen "Geisel Privat Hotels" ein Münchner Familienbetrieb. Nun wollen sich die Brüder Carl, Stephan und Michael Geisel, die das Unternehmen in vierter Generation führen, von ihrer letzten eigenen Hotel-Immobilie trennen: dem Vier-Sterne-Hotel Excelsior in der Schützenstraße. Darin befindet sich auch das bei vielen Münchnern beliebte Vinothek-Restaurant.
Die Brüder gehören noch zu den wenigen größeren Privathoteliers in Deutschland. Von dem Restaurantführer Gault & Millau wurden sie 2018 zu "Hoteliers des Jahres" gekürt. Derzeit betreiben die Geisels drei Hotels, ein Restaurant und einen Weinhandel.

Wie der Branchendienst "Green Street News" zuerst berichtete, sind bereits Makler mit dem Verkauf des Excelsiors beauftragt worden. Das wurde auch der AZ aus Immobilienkreisen bestätigt. Laut "Green Street News" könnte der Verkauf des Hotels bis zu 60 Millionen Euro bringen. Die Familie wollte sich auf AZ-Anfrage nicht äußern. Kathrin Rothenbacher-Weiß, Sprecherin der Familie, dementierte die Verkaufsabsichten aber nicht.

Das Hotel Excelsior mit seinen 114 Zimmern und Suiten im bayerischen Landhausstil steht gegenüber von dem seit fast zwei Jahren geschlossenen riesigen Karstadt-Klotz aus den 70er Jahren sowie schräg gegenüber von dem denkmalgeschützten früheren Tietz-Kaufhaus (ehemals Hertie, später Karstadt). Beide Gebäude sind Bauruinen, die die pleite gegangene Signa von René Benko hinterlassen hat.

Der Immobilien-Investor aus Tirol wollte den alten Karstadt abreißen lassen und das Grundstück groß neu bauen lassen. Das denkmalgeschützte Gebäude daneben sollte aufwendig saniert werden. Doch die Baustelle ruht seit Ende 2023, als die Signa-Insolvenzwelle losschwappte. Der frühere Karstadt-Klotz gammelt vor sich hin. René Benko sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Ihm werden zahlreiche Straftaten vorgeworfen, die er über seine Anwälte abstreitet.

Die Zukunft dieser beiden Münchner Bauruinen sowie die der Alten Akademie in der Fußgängerzone – ebenfalls ein Signa-Projekt –ist ungewiss. Noch sind keine neuen Investoren gefunden.
Die Geiselfamilie hat 1935 ihr erstes Hotel in München eröffnet: den "Rheinhof", der ebenfalls am Hauptbahnhof stand. Er galt als eines der modernsten Hotels der Stadt. Darin gab es eine eigene Wäscherei, eine Metzgerei und auch Blockeis wurde selbst hergestellt.

Nur ein Jahr später kauften Anna und Karl Geisel das Hotel Excelsior, das ebenfalls schnell an der Spitze der Münchner Nobelherbergen rangierte. Wiederum zwei Jahre später kaufte die Familie den Königshof am Stachus – ihr drittes Hotel.
Der Rheinhof wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das Excelsior beschlagnahmten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges US-Streitkräfte, sie nutzten das Hotel als Hauptquartier, erst 1956 bekam es die Familie zurück.

Dreißig Jahre später ließ sie das Hotel komplett renovieren, 2012 wurde es erweitert und 2017 umfangreich umgestaltet.
1995 hat die Familie ein weiteres Hotel in der Hohenzollernstraße eröffnet. Es heißt heute Schwabinger Wahrheit und ist ein modernes Businesshotel mit 81 Zimmern. 2017 eröffnete die Geisel-Familie dann auch noch die "Stadtresidenz" Beyond mit 19 luxuriösen Zimmern und Suiten direkt am Marienplatz. Die Immobilien in Schwabing und am Marienplatz sind gemietet.
Von ihrer einst größten eigenen Hotel-Immobilie hat sich die Familie Geisel bereits vor ein paar Jahren getrennt: 2021 verkauften die Brüder ihr Flaggschiff, den Königshof am Stachus, an die Inka-Holding des Münchner Unternehmers Hans Inselkammer. Das Traditionshaus wurde abgerissen, der Neubau heißt nun Koenigshof und wird von der Hotelkette Marriott betrieben.
Das Excelsior in der Schützenstraße wird laut "Green Street News" für zwei verschiedene Nutzungsmöglichkeiten zum Kauf angeboten. Demnach könnte der neue Eigentümer das Hotel weiterbetreiben – oder abreißen. Möglich wäre dann zum Beispiel kein reiner Hotelbetrieb mehr, sondern ein neues Geschäftsgebäude, das gemischt genutzt wird.
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