Bis zu 450 Wohnungen – in der Nachbarschaft zu Google und Apple

Mehr als 8200 Unterschriften aus München – dazu 1000 deutschlandweit – zählte die Petition "Wohnraum statt Rendite – Verkauf des Justizzentrums stoppen" am Montag. An jenem 6. Oktober endete die Unterschriftensammlung von Münchner Forum, Mieterverein und Initiativen wie "Abbrechenabbrechen", Ausspekuliert, Green City und vielen mehr.
Jede Idee ist besser als ein Luxusbunker
Viele Münchner sind dagegen, dass der Freistaat Bayern – wie mit Apple passiert – erneut ein "Filetstück in bester Lage" verkauft, so der Mieterverein München. Die geforderte Alternative ist, dass der Freistaat das Grundstück in der Nymphenburger Straße an Genossenschaften oder eine gemeinwohlorientierte Initiative gibt, zum Beispiel in Erbpacht.
Bis zum 6. Oktober konnte man daher bei einer Unterschriftensammlung unterschreiben, die vom Mieterverein München mit dem Münchner Forum gestartet worden war. 6400 sind nötig gewesen. Mehr als 8200 Münchner haben unterschrieben. Nun muss der Verkauf im Bayerischen Landtag behandelt werden. Schon Montagmorgen waren die Initiatoren zu einem Runden Tisch im Bayerischen Landtag eingeladen.

121 Menschen zeigen ihre Ideen
2026 zieht die Justiz aus. Münchner sehen das schlummernde Potenzial des alten Justizzentrums von 1977, gebaut im Stil des Brutalismus. 121 Ideen und Visionen als Video oder Visualisierung haben die Initiatoren bereits gesammelt.
Statt Bürozellen, Wohnungen mit Parkett und Loggia
Mit Parkettboden, Schiebetüren und vor jeder Wohnung eine moderne gläserne Loggia in Grün: Als Architekturstudent der TU München hat etwa Maximilian Jost moderne Wohnungen in dem neunstöckigen massiven Bau entworfen.
"Nach dem Entfernen der nichttragenden Wände, zwischen den zellenartigen Büros von Staatsanwälten und Richtern, könnten hier schöne und bezahlbare Wohnungen hineingebaut werden", heißt es aus dem Kreis der Initiative "Abbrechenabbrechen". "In den beiden Büroetagen oben könnten so 350 bis 450 Wohnungen entstehen", sagt Jan Fries, Stadtplaner und Sprecher der Initiative "Abbrechenabbrechen".

Der 37-Jährige ist überzeugt davon, dass im Sockel des massigen Gebäudes gemeinwohlorientierte Initiativen locker Platz finden: Stadtbibliothek, Jugendzentrum, Kindergarten, Supermarkt, ein Ort zum Skaten. "Hervorzuheben ist die Idee des Kulturpalast St. Benno, in dem auch Platz für Konzerträume ist", sagt Fries.
Persönlich gefällt ihm der originelle Vorschlag vom "Haus der Gerichte": Gemüse- und Kräuteranbau in der "wahnsinnig großen dreigeschossigen Tiefgarage", so Fries. Denn beim "Urban Farming" im technischen Ökosystem brauche es kein Tageslicht.
Die Tiefgarage hätte Platz für Band-Übungsräume
"Die Tiefgarage ist so riesig, dass dort auch noch Übungsräume für Bands sein könnten", meint er, "Denn unter Platzmangel leidet dieses Gebäude ganz bestimmt nicht."

Münchner möchten das Justizgebäude mit einem Teich am tiefergelegten Vorplatz und einer Rampe zum ersten Stock menschlicher und liebenswerter machen. Andere Visionen sehen hier einen "Urban Jungle" mit üppigem Grün an jeder Ecke oder ein "Bürgerinnenrathaus", und auch eine Art von Wiener Gemeindebau.

Wohnraum statt Rendite!
Ziel: Kein Verkauf an private Investoren
Das Ziel der Initiative war und ist: kein Verkauf an private Investoren, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, Erhalt des Gebäudes für eine innovative, gemeinwohlorientierte Nutzung. Unterschrieben werden konnte auf www.openpetition.de. Dazu gibt es auch einen "Offenen Brief" an Bayerns Bauminister.

"Wir fordern Bauminister Christian Bernreiter auf, nach Lösungen zu suchen, die bezahlbares Wohnen ermöglichen", sagt Monika Schmid-Balzert vom Mieterverein.
München: Nur noch Stadt für Leute mit Geld

Abbrechenabbrechen-Sprecher Jan Fries erklärt: "Wir glauben, dass wir alle Argumente auf unserer Seite haben."Trotzdem gehen sie davon aus, dass finanzkräftige Investoren Interesse an Kauf und Abriss des Justizgebäudes haben. Denn das Grundstück gilt als Filetstück.
Um die Ecke sind Apple und Google
Google und Apple sind in der Nachbarschaft. Fries ist überzeugt: "Bernreiter will jetzt anderswo bezahlbares Wohnen schaffen. Wenn das aber passiert, ist das ein Eingeständnis, dass München nur noch eine Stadt für Leute mit Geld ist!"
Info: 121 Ideen für das Strafjustizzentrum – VerhandelBar