Billiger Wohnen

Geschäftsführer Reinhard Büttner lebt seit 13 Jahren in einer Gewofag-Wohnung. Für 130 Quadratmeter in der Ramersdorfer Wilramstraße bezahlt er 1200 Euro Kaltmiete. Zum Hintergrund.
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Günstiger wohnen bei der Gewofag: Hier eine 1928 erbaute Siedlung in Ramersdorf.
Gregor Feindt Günstiger wohnen bei der Gewofag: Hier eine 1928 erbaute Siedlung in Ramersdorf.

MÜNCHEN - Geschäftsführer Reinhard Büttner lebt seit 13 Jahren in einer Gewofag-Wohnung. Für 130 Quadratmeter in der Ramersdorfer Wilramstraße bezahlt er 1200 Euro Kaltmiete. Zum Hintergrund.

Mieter in München sein tut weh. Wer in einer so teuren Stadt eine günstige Wohnung der städtischen Wohnbaugesellschaften ergattert, hat Glück. Und doppelt glücklich darf sich schätzen, wer außerdem noch ein Jahresgehalt von knapp 300000 Euro von einer städtischen Tochterfirma bezahlt bekommt...

Diesen Fall gibt es tatsächlich: Reinhard Büttner, Geschäftsführer der Stadtwerke München lebt in einer Wohnung der Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge (Gewofag). Diese will ihrem ursprünglichen Auftrag nach „bezahlbaren Wohnraum für Normalverdiener“ schaffen.

Als „Normalverdiener“ gilt Büttner jedoch seit Jahren nicht mehr. Erst kürzlich verdoppelte sich sein Grundgehalt. Mittlerweile verdient der Stadtwerke-Boss inklusive Erfolgsprämie jährlich knapp 300000 Euro. Trotzdem lebt er in einer günstigen Wohnung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Für 130 Quadratmeter in der Ramersdorfer Wilramstraße bezahlt er 1200 Euro Kaltmiete – neun Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Die Münchner Durchschnittsmiete liegt mittlerweile bei 12 bis 13 Euro pro Quadratmeter.

Alles mit rechten Dingen

Trotzdem ging bei der Vergabe der Wohnung alles mit rechten Dingen zu: „Herr Büttner hat die Wohnung in einer Zeit bekommen, in der er noch nicht Geschäftsführer bei den Stadtwerken war“, erklärte die Gewofag-Chefin Maria Knauer auf AZ-Anfrage. 1995 war das, damals kostete die Altbau-Wohnung gerade einmal 1200 Mark. Drei Jahre später wurde Büttner dann SWM-Geschäftsführer. „Man kann ein Mietverhältnis nicht kündigen, nur weil sich die Einkommenssituation eines Mieters verbessert“, erklärt Knauer.

Zum Hintergrund: Die Gewofag verfügt nicht nur über Sozialwohnungen, sondern auch über einen großen Bestand an sogenannten „frei finanzierten“ Wohnungen (siehe Kasten). In einer solchen lebt auch Reinhard Büttner. So ganz will er die Kritik offenbar nicht verstehen. Daran, dass ausgerechnet er seit 13 Jahren in einer günstigen, städtischen Wohnung lebt. Da fällt das Wort „Sozialneid“ im Gespräch.

Außerdem sagt er: „Wir haben selbst ein neues Bad eingebaut, Fenster, einen neuen Boden und Heizkörper.“ Bei der Vergabe habe er das normale Verfahren eingehalten. Und deswegen auch kein schlechtes Gewissen gehabt. Später habe er trotzdem damit begonnen, sich „einen Kopf“ darüber zu machen, ob es richtig ist, in einer städtischen Wohnung zu leben. Bald muss Büttner ohnehin nicht mehr darüber nachdenken: Er zieht in eine Eigentumswohnung – nach 13 Jahren.

Julia Lenders

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