Bilder: Die Beerdigung von Ellis Kaut
Sie tanzte in den Himmel hinein. Mit ihrem Lieblingswalzer und einem Lächeln: Familie und Freunde nahmen am Mittwoch Abschied von Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut
München - Golden kann er sein, der Herbst. Aber auch trüb und bedrückend. Große Regentropfen schlagen gestern Morgen auf den Kieswegen des Obermenzing Friedhofs auf. Viele Gräber liegen hier im Schutz der großen Nadelbäume. Aber eines nicht. Neben dem Grab von Elisabeth „Ellis“ Kaut und ihrem Mann Kurt Preis steht eine Birke. Ein Zufall, der jetzt keiner mehr ist: „Wenn ich mal sterbe, dann sitze ich in einer Birke und werde mit den Blättern wackeln“, soll Ellis Kaut einmal zu ihrer Tochter Uschi Bagnall gesagt haben.
So unaufhaltsam wie der Regen war auch die Krankheit von Ellis Kaut, der sie am 24. September im Alter von 94 Jahren erlag. Gestern wurde Ellis von Freunden, Familie und Bewunderern verabschiedet.
Es ist 10 Uhr, als sich die ersten Trauergäste vor der Aussegnungshalle, die mit ihrer rosaroten Farbe dem wolkenverhangen Himmel trotzt, treffen. Nur ein Gast geht geradewegs an der kleinen Halle vorbei: Uschi Bagnall, die ihrer Mutter im gegenüberliegenden Blumenladen eine letzte orangefarbene Rose kaufte. Später wird sie sagen: „Ich bin gerührt von der großen Anteilnahme. Viele Gäste tragen ein Lächeln im Gesicht. Das hätte meine Mama so gewollt“. Ihr Wunsch geht in Erfüllung. Die Ankommen nehmen sich in die Arme, lächeln einander zu. „Nicht weinen“, tröstet Pumuckl-Zeichnerin Barbara von Johnson Armin Krattenmacher, Chef vom Pumuckl-Museum in Ohlstadt. „Die Ellis macht es jetzt wie ihr Pumuckl und wird unsichtbar. Zwar ist sie nicht mehr zu sehen, aber immer noch da.“
Mozarts kleine Nachtmusik eröffnet eine halbe Stunde später die Trauerfeier. Dann spricht Brigitte März. Als ehemalige Stimme von Bayern 3 traf sie Ellis Kaut beim Bayerischen Rundfunk. Insgesamt 45 Jahre waren sie befreundet. Sie zeichnet das Leben ihrer Freundin nach. Spricht davon, wie traurig Ellis manchmal gewesen sei, wenn sie nur auf ihren Pumuckl reduziert wurde. „Doch ihr Kinderwunsch, einmal weltberühmt zu werden, der hat sich zweifelsfrei erfüllt“, sagt sie.
Es folgt ein langsamer Walzer von Lilian Harvey und Willy Fritsch, bei dem Ellis Kaut einst ihren Mann kennenlernte, den sie 1939 mit 19 Jahren heiratete: „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein. Die Erde versinkt, und wir zwei sind allein“. Tränen fließen, Nasen werden geputzt. Brian Bagnall nimmt die Hand seiner Frau und drückt sie fest.
Ellis Kaut wird in einem mit Gerbera besetzten Sarg zu Grabe getragen. Für einen kurzen Moment hört der Regen auf. „Wir sehen es schon, Ellis, du hast einen guten Draht zu Petrus und lässt uns nicht im Regen stehen“, sagt Brigitte März. Uschi Bagnall tritt zu erst an das Grab ihrer Mutter und nimmt stumm Abschied.
Später lächelt sie, als ihr Mann Brian ihr einen kleinen Zierapfel reicht, den er vom Grabschmuck pflückt. „Für dich, Mon Cherie“, sagt er. Hinter ihnen bewegen sich die Birkenblätter im Wind und es beginnt wieder zu regnen. Ellis Kaut ist angekommen – und treibt dort oben bereits ihren Schabernack.