Bildband: Münchens sündige Nachkriegszeit

Sündiges München: Im „Fleisch-Topf“, dem Münchner Bahnhofsviertel, porträtiert der Fotograf Al Herb in den 50er und 60er Jahren die Königinnen der Halbwelt.
Rudolf Huber |
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Nachtszenen der Nachkriegszeit: So sündig war München - die besten Bilder zum Durchklicken!
Al Herb/, Sündiges München, Hirschkäfer Verlag 9 Nachtszenen der Nachkriegszeit: So sündig war München - die besten Bilder zum Durchklicken!
Das Cover des neu aufgelegten Bildbandes „Sündiges München“.
Al Herb/, Sündiges München, Hirschkäfer Verlag 9 Das Cover des neu aufgelegten Bildbandes „Sündiges München“.
Zum Fototermin kommt Barbara Valentin 1958 in die Haifisch-Bar.
Al Herb/, Sündiges München, Hirschkäfer Verlag 9 Zum Fototermin kommt Barbara Valentin 1958 in die Haifisch-Bar.
Ganz schön offenherzig - mit einem kleinen Feigenblatt: Tänzerin Ines Tamara lässt 1959 im Moulin Rouge die Hüften kreisen.
Al Herb/, Sündiges München, Hirschkäfer Verlag 9 Ganz schön offenherzig - mit einem kleinen Feigenblatt: Tänzerin Ines Tamara lässt 1959 im Moulin Rouge die Hüften kreisen.
Entblätterungs-Künstlerin Anja Perkoff in ihrer Garderobe in der Lola Montez Bar am Platzl. Al Herb macht das Foto im Jahr 1954.
Al Herb/, Sündiges München, Hirschkäfer Verlag 9 Entblätterungs-Künstlerin Anja Perkoff in ihrer Garderobe in der Lola Montez Bar am Platzl. Al Herb macht das Foto im Jahr 1954.
Nah am Publikum: In der Castell-Bar in der Hochbrückenstraße dürfen die Kunden beim Entkleiden mithelfen.
Al Herb/, Sündiges München, Hirschkäfer Verlag 9 Nah am Publikum: In der Castell-Bar in der Hochbrückenstraße dürfen die Kunden beim Entkleiden mithelfen.
Und die Zofe schiebt die Wanne: Ein Striptease mit Sektbad wird 1959 im Petit Tabaris geboten.
Al Herb/, Sündiges München, Hirschkäfer Verlag 9 Und die Zofe schiebt die Wanne: Ein Striptease mit Sektbad wird 1959 im Petit Tabaris geboten.
Diese vier Damen bevölkern im Jahr 1967 den Laimer Straßenstrich in der Landsberger Straße.
Al Herb/, Sündiges München, Hirschkäfer Verlag 9 Diese vier Damen bevölkern im Jahr 1967 den Laimer Straßenstrich in der Landsberger Straße.
Abgestürzt und hängen geblieben: Müde Nachtbummler nach einem anstrengenden Abend im Münchner „Fleisch-Topf“. Das Foto entsteht 1958 im Wartesaal dritter Klasse am Münchner Hauptbahnhof.
Al Herb/, Sündiges München, Hirschkäfer Verlag 9 Abgestürzt und hängen geblieben: Müde Nachtbummler nach einem anstrengenden Abend im Münchner „Fleisch-Topf“. Das Foto entsteht 1958 im Wartesaal dritter Klasse am Münchner Hauptbahnhof.

München - Für den „Skandal im Sperrbezirk“ und Monis heiße (Telefon-)Nummer wär’s damals noch zu früh gewesen. Ganz einfach mangels der einschlägigen Verordnung gegen die Prostitution: Mitten in München, am Färbergraben etwa, in der Herzogspitalstraße oder am Platzl und der Sendlinger Straße blühte in den 50er und 60er Jahren das Geschäft mit dem Sex.

Straßen-Strich, Striptease-Schuppen, Stundenhotels – alles dicht an dicht mit dem ganz normalen Alltagsleben. „Flesh-Pot“, also „Fleisch-Topf“, nannten die US-Soldaten das Bahnhofsviertel. Hier mischten sich Frolleins und Besatzer, hier wurde fleißig fraternisiert. Der Münchner Fotograf Al Herb war mit seiner Kamera immer mitten drin. Und dokumentierte die Halb- und Viertelwelt-Szene, die Hallodris und Säufer, die Club-Besucher und die US-Soldaten.

Und natürlich zu allererst die Königinnen der Nacht. Eine Auswahl seiner Fotos ist jetzt in einer Softcover-Neuauflage im Hirschkäfer Verlag erschienen. „Sündiges München – Nachtszenen der Nachkriegszeit“ heißt es (168 Seiten, 19,90 Euro, www.hirschkaefer-verlag.de). Ein wenig betextetes, aber reich bebildertes Kompendium aus einer Zeit, die ganz zu Unrecht als spießig galt. Al Herb war Fotodidakt. Er fühlte sich angezogen vom Dunstkreis der Clubs und Striplokale, zog mit seiner Kamera los – und gewann das Vertrauen der Animierdamen, der Strip-Tänzerinnen, der Prostituierte.

Schließlich beauftragen sie ihn sogar damit, von ihnen Show-Aufnahmen und Portraits zu machen. Aber auch die andere Seite der Medaille sparte Al Herb nicht aus. Nämlich die Kriegsopfer, die Abgestürzten, die Versehrten, die Alkoholiker und die Gestrandeten. Zeitgeschichte in Bildern, unverfälscht und ungeschönt in ihrer Trostlosigkeit.

München zwischen prickelndem Nachtleben und Elend. Beeindruckend choreographierte Erotik-Shows, witzige Sekt-Bäder, bei denen Entblätterungs-Künstlerin Dita von Teese abgeschaut haben könnte, Prostituierte nachts auf der Landsberger Straße, Mütter mit Kinderwagen vor den Plakaten mit den Schönen der Nacht. Al Herb, der heute im Münchner Westen lebt und nur noch privat fotografiert, war immer mit dabei.

Und half mit seiner Arbeit sogar, Verbrecher zu fangen – etwa einen Vergewaltiger, den er kurz zuvor mit seinem Opfer fotografiert hatte. Oder einen Taschendieb, den er beim Erleichtern eines Pärchens ablichtete. Nachdem die AZ das Bild gedruckt hatte, wurde der Täter erwischt.

 

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