Bewährungsstrafe: Ex-MAN-Manager gesteht

Der ehemalige MAN-Vorstand Heinz Jürgen M. (66) versuchte gar nicht erst, in der Milliarden-Schmiergeldaffäre etwas zu beschönigen. Er legte vor dem Münchner Landgericht ein Geständnis ab: „Heute sehe ich ein, dass es Unrecht war.“
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Der ehemalige MAN-Turbo-Vorstands-Chef Heinz Jürgen M. vor Gericht.
Torsten Huber Der ehemalige MAN-Turbo-Vorstands-Chef Heinz Jürgen M. vor Gericht.

MÜNCHEN - Der ehemalige MAN-Vorstand Heinz Jürgen M. (66) versuchte gar nicht erst, in der Milliarden-Schmiergeldaffäre etwas zu beschönigen. Er legte vor dem Münchner Landgericht ein Geständnis ab: „Heute sehe ich ein, dass es Unrecht war.“

Laut Anklage soll er 2004 rund 9,5 Millionen Euro Bestechungsgelder an Gasmanager aus der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan bezahlt haben. Als so genannte „Markteintrittsgebühr“.

Im Gegenzug bekam MAN Turbo einen Auftrag für knapp 80 Millionen: die Modernisierung der staatlichen kasachischen Gaspipeline-Betriebsgesellschaft ICA und die Errichtung einer Gasturbinen-Verdichtungsstation. „Wo das Schmiergeld hingeflossen ist, weiß ich nicht. Ich nehme an, es ging an einflussreiche kasachische Clans“, erklärte Heinz Jürgen M.

Um die Tat zu vertuschen, wurde das Geld auf mehre Schein-Beratungsfirmen überwiesen. „Bei den Verhandlungen machte man uns unmissverständlich klar, wenn wir das Schmiergeld nicht bezahlen, bekommt eine andere Firma den Auftrag“, sagte der Anklagte, der die Bestechungs-Vereinbarung mit der Präsidentin des kasachischen Vertragspartners führte: „Sie wollte erst 16 Prozent vom Auftragvolumen. Ich konnte sie auf 12 Prozent runterhandeln.“

Trotz Schmiergeldzahlung sei der Auftrag für MAN ein Gewinn gewesen, sagte Heinz Jürgen M., der heute als wohlhabender Rentner in Bottrop wohnt und monatlich 9500 Euro Rente bezieht. Der Betrag setzt sich aus Lebensversicherungen, Mieteinnahmen, Rente und Betriebsrente zusammen.

Ob Heinz Jürgen M. nach dem Strafprozess weiterhin seine MAN-Betriebsrente beziehen wird, ist unklar. MAN ließ offen, welche Forderungen an M. noch offen sind.

Seit 2009 ermittelt die Justiz gegen rund 100 MAN-Mitarbeiter und deren Kunden. Der Konzern hat bereits 75,3 Millionen Euro Bußgeld bezahlen müssen. Heinz Jürgen M. erklärte, dass er auf das MAN-Übergangsgeld von 500000 Euro verzichtet habe.

41 Jahre habe der Angeklagte bei MAN gearbeitet, nachdem er sich nach der Realschule zum Industriekaufmann hat ausbilden lassen. Kinder haben er und seine Frau keine. Das Gericht sagte zu, dass er bei einem Geständnis eine Bewährungsstrafe bekommt. Als Auflage muss er 100000 Euro zahlen. Der Prozess dauert an. Torsten Huber

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