Betrüger verprasst vier Millionen in Kenia
München – Heinz S. sieht so gar nicht wie ein Lebemann aus. Das mag an der Gefängniskleidung des Untersuchungs-Häftlings liegen. Und doch soll der 58-jährige Buchhalter gemeinsam mit seiner Frau (54) fast vier Millionen Euro von Firmenkonten für eigene Zwecke abgezweigt und dann restlos verprasst haben.
Die betroffenen Münchner Logistik- und Kurierdienstunternehmen hatten ihn mit der Abwicklung ihres gesamten Zahlungsverkehrs betraut. Der Ex-NVA-Feldwebel habe die Umleitung von Rechnungsbeträgen auf das Familienkonto und das Konto seiner Frau nach zwei Jahren zum ersten Mal probiert. „Niemand hat’s gemerkt“, berichtete er gestern. Da habe er weiter gemacht.
Seine Methode: Er erstellte fingierte Rechnungen von Lieferanten und Kurieren und gab diese in das Datensystem ein. So fanden die Scheinrechnungen ihren Weg als offene Rechnungen ins Zahlungsprogramm der Firmen, wo er statt die der angeblichen Gläubiger, seine eigenen Kontodaten angab.
1403 Fälle stehen in der Anklageschrift. Über die Gesamtsumme von 3,922 Millionen Euro sei er am Ende selber erschrocken gewesen.
Trotz der Riesensumme – aus eigener Initiative wären die betrogenen Firmen dem Betrüger wohl so bald nicht auf die Schliche gekommen. Erst eine Betriebsprüfung durch das Finanzamt deckte die Machenschaften des Buchhalters auf.
Das viele Geld floss unter anderem in einen teuren Umbau des Sauerlacher Hauses des Paares mit Wintergarten und Swimmingpool, in schöne neue Wagen und Wochenendtrips nach Dubai. Auch sollen die Liebschaften des Ehepaares in Kenia von dem Geld profitiert haben.
Kerstin S., die bereits verurteilte Frau des gebürtigen Thüringers, hatte in ihrem Prozess zudem angegeben, dass ihr Mann ihr Kenia-Reisen und ein neues Auto mit dem Geld finanziert habe. Das Ehepaar lebt in Scheidung.
Das Gericht hat dem 58-Jährigen am Mittwoch zum Prozessauftakt bei einem Geständnis eine Strafe von höchstens sechs Jahren und zwei Monaten zugesichert.
Der Buchhalter erklärte, dass ihm klar gewesen sei, „dass es irgendwann auffliegt“. Er tauchte im Jahre 2013 nach Kenia ab, kehrte aber nach einem Jahr zurück und stellte sich.
Der Grund: Es sei nur eine Frage von Zeit gewesen, dass er in Afrika aufgespürt worden wäre, das habe er nicht abwarten wollen. Seiner Frau wurde bereits im Mai der Prozess am Amtsgericht gemacht. Sie bekam wegen Beihilfe zum Betrug eine Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten aufgebrummt und ist derzeit in Haft.
Das Urteil gegen ihren Noch-Ehemann wird am 20. Oktober erwartet.
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