Betrüger ködern Anleger mit "Dalli-Dalli-Maschine"

Millionen erschwindelt: Zwei weißbärtige Männer und ihre seltsamen Produktideen.  
John Schneider |
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Die beiden mutmaßlichen Millionenbetrüger Roland L. (2.v.r.) und Karl M. (r.) vor dem Prozess.
Marc Müller/dpa Die beiden mutmaßlichen Millionenbetrüger Roland L. (2.v.r.) und Karl M. (r.) vor dem Prozess.

Millionen erschwindelt: Zwei weißbärtige Männer und ihre seltsamen Produktideen.

München  - Mit ihren langen weißen Bärten wirken sie auf den ersten Blick wie der Nikolaus. Das täuscht. Die beiden älteren Herren haben nie Geschenke gemacht. Im Gegenteil. Die Staatsanwaltschaft wirft Karl M. (70) und Roland L. (68) vor, Anleger um viele Millionen Euro gebracht zu haben. Und das Geld für eigene Zwecke ausgegeben zu haben.

Es dauerte Stunden und brauchte zwei abwechselnd lesende Staatsanwältinnen um alle in der Anklageschrift gesammelten Betrügereien aufzuführen. Die beiden mutmaßlichen Schwindler mit dem Rauschebart sollen in zwölf Jahren 577 Investoren ausgenommen haben. In 44 weiteren Fällen haben sie’s versucht.

Die beiden Männer boten Beteiligungen an der Entwicklung nicht existierender Projekte an – und haben damit 25 Millionen Euro verdient. Laut Anklage gaben sie das Geld „für diverse Luxusfahrzeuge und zur Aufrechterhaltung ihres Geschäftsbetriebes, insbesondere für Mietzahlungen ihrer repräsentativen Geschäftsräume“, unter anderem in der Maximilianstraße aus.

Von der Vermarktung des „besten Olivenöls der Welt“ bis zur „Dalli Dalli Maschine“ für Tee und Kaffee, von der chemischen Waschmaschine bis zum Perpetuum mobile - die Ideen für originelle (Schein-) Projekte gingen den beiden nicht aus.

Die Kaufleute boten ihre „seeds“ (englisch für Samen) in den Hochglanzbroschüren als einmalige Neuheiten an. Die Geldgeber sollten mit ihren Anlagen die Entwicklung der Produkte und ihre Vermarktung ermöglichen. Die Gewinne waren astronomisch. Auf dem Papier. Da wurde die Verdreifachung des angelegten Kapitals versprochen. Oder Jahresgewinne bis zu 172 Prozent.

Wer’s geglaubt hat, war danach ein gutes Stückchen ärmer. Das Geld wurde nie angelegt. Stattdessen lebten die Männer von dem Erschwindelten sehr luxuriös, bezahlten Vermittler, stellten im Schneeballsystem Altanleger ruhig.

Eine Anzeige war dann der Anfang vom Ende. Roland L. sagt dennoch bis heute, dass die Geschäftsideen gewinnträchtig seien. Man müsse ihn nur frei lassen, dann werde er es beweisen. Karl M. glaubte zwar zunächst auch an die Projekte, gab aber bereits zu, dass die Sache irgendwann aus dem Ruder gelaufen sei.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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