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Betreiber vom ältesten Standl Münchens in Bedrängnis: "Keiner, der hilft"

Neun Tage lang musste das Standl an der Wittelsbacherbrücke schließen – doch die Rattenplage betrifft auch andere Gastrobetriebe in der Gegend. Was der Betreiber fordert.
Jan Krattiger
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André Löwig betreibt das älteste Standl der Stadt an der Wittelsbacherbrücke seit über 20 Jahren. Bier gibt’s ab 2,50 Euro. Neun Tage musste er seinen Kiosk wegen Ratten schließen. Seit Freitag ist er wieder geöffnet. (Archiv)
André Löwig betreibt das älteste Standl der Stadt an der Wittelsbacherbrücke seit über 20 Jahren. Bier gibt’s ab 2,50 Euro. Neun Tage musste er seinen Kiosk wegen Ratten schließen. Seit Freitag ist er wieder geöffnet. (Archiv) © privat

Es ist das älteste Standl der Stadt, seit 1848 steht es da am Ostufer der Isar an der Wittelsbacherbrücke. Ein „Arme-Leute-Standl“ sei es, wie der Betreiber André Löwig sagt. Denn bei ihm gibt’s das Bier schon ab 2,50 Euro.

Jetzt aber, bei diesem Prachtwetter mitten in der Hauptsaison, musste Löwig sein Standl und den kleinen Biergarten ganze neun Tage lang zumachen. Das hat laut Löwig das verantwortliche Kreisverwaltungsreferat (KVR) verordnet.

Der Grund: Ratten!

Wegen Ratten: Standl an der Wittelsbacherbrücke war neun Tage dicht

„Im Standl sind keine“, sagt Löwig am Telefon zur AZ, „aber im Außenbereich.“ Das KVR und die Polizei hätten ihn bei seinem Standl besucht, sagt Löwig. Dann musste er erstmal zumachen. Um die Ratten wieder loszuwerden, musste er einen Schädlingsbekämpfer engagieren, der Köder auslegt.

Das Rattenproblem in der Gegend habe sich insgesamt verschärft in den letzten Jahren. Und das, obwohl es an Löwigs Standl schon seit fünf Jahren kein Essen mehr gibt. „Wir waren mal Münchens älteste Würschtlbude“, sagt er. Jetzt gibt es nur noch verschiedene Getränke und ein paar abgepackte Snacks wie Salzstangen zu kaufen.

"KVR und Bürgermeister machen nix": Standl-Betreiber fühlt sich alleingelassen

Die Schuld für das Rattenproblem sieht Löwig aber vor allem bei der Stadt: „Der Flaucher ist ein Wohlfühlort für Ratten“, findet er und schimpft: „Aber das KVR und der Bürgermeister machen nix. Die Stadt lässt uns damit alleine!“ Er mit seinem Standl solle dann die Plage bekämpfen. „Wir können aber nicht die ganzen Ratten am Flaucher entsorgen“, sagt Löwig.

Im Viertel erzählt man sich außerdem, dass auch einige weitere Gastronomien in letzter Zeit vorübergehend geschlossen waren wegen der Rattenplage, fünf oder sechs sollen es insgesamt gewesen sein. Das könne auch auf eine anonyme Anzeige zurückzuführen sein, heißt es.

Anfang Juni war es der bei Löwenfans sehr beliebte Kastaniengarten, der zwischenzeitlich geschlossen war. „Behördliche Anordnung“, schrieben die Betreiber auf Facebook. Dann die gute Nachricht: Am Freitag, 13. Juni durfte der „KaGa“ wieder aufmachen.

"Kommt keiner, der hilft": Standlbetreiber an der Wittelsbacherbrücke verzweifelt

Seit Freitag ist das Standl an der Wittelsbacherbrücke wieder offen. Löwig ist froh: „Wir leben vom Standl und haben nur sechs Monate im Jahr offen“, erzählt er der AZ. Es sei schwierig, in der Hauptsaison den Laden dichtzumachen. "Es kommt keiner, der hilft. Wir haben auch noch ein Defizit von Corona, das uns beschäftigt“, sagt er.

Das Kreisverwaltungsreferat sagt auf AZ-Anfrage, dass der Kiosk von der Lebensmittelüberwachung geschlossen wurde.

Dies passiere generell, „wenn die Hygienemängel gravierend sind, es sich um ekelerregende Zustände handelt oder eine Gefährdung von Verbraucher*innen vorliegt“, so das KVR.

Wegen Rattenbefalls seien aber in der Gegend keine anderen Betriebe geschlossen worden.

Die Rattenbekämpfung in der Stadt liegt in der Verantwortung des Gesundheitsreferats.

Siebenschläfer schaut vorbei: Standlbetreiber über tierischen Besuch

Auch ein Siebenschläfer kommt manchmal zu Besuch
Auch ein Siebenschläfer kommt manchmal zu Besuch © privavt

Neben dem ganzen unerwünschten Rattenbesuch haben bei Löwig aber auch immer wieder äußerst freundliche Tiere vorbeigeschaut: Vor ein paar Jahren nämlich habe sich ein Siebenschläfer ausgerechnet sein Standl ausgesucht, um vier Junge auf die Welt zu bringen. Die Siebenschläfer-Familie sei zwar schon lange wieder ausgezogen, ein Siebenschläfer besuche sie aber immer mal wieder seither.

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