Besuch für Betagte: Malteser suchen Münchner

Die Malteser suchen Münchner, die Betagte besuchen – ab 11. März beginnt ein Training. Altenpflegerin Elisabeth Mauro im AZ-Interview.
Interview: Eva von Steinburg |
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Immer mehr Münchner vereinsamen im Alter.
Bodo Marks/dpa-Archivbild Immer mehr Münchner vereinsamen im Alter.

München - Immer mehr Münchner vereinsamen im Alter. "Manche sind so allein, dass sie mit ihrem Stuhl oder ihrem Tisch sprechen", sagt Elisabeth Mauro (31): "Einsamkeit tut natürlich weh. Menschen leben im Miteinander auf. Wir alle brauchen Ansprache."

Weil die Besuche von Ehrenamtlichen für etliche Senioren den "Höhepunkt der Woche" darstellen, sucht die Leiterin des Malteser-Besuchsdienstes neue Helfer. Sie schenken Zeit: Einmal in der Woche plaudern sie und trinken sie Tee mit einem alten Menschen in ihrer Nähe, sie gehen Spazieren, helfen bei einem netten Brief oder lesen vor – in diesen zwei oder drei Stunden.

AZ: Frau Mauro, kleiner Besuch, große Wirkung – könnte man sagen, oder?
ELISABETH MAURO: Wenn ein alter Mensch sich wahrgenommen fühlt, gibt ihm das Freude. Das stärkt seinen Lebenswillen. Tatsächlich ist in unserer Gesellschaft ein Besucher von uns öfter über Tage der einzige Mensch, der einer Seniorin ins Gesicht sieht. Dabei ist das so wichtig, wenn man alleine wohnt. Aber auch im Heim haben die Pfleger nur selten die Zeit, sich hinzusetzen und jemanden ins Gesicht zu sehen.


Altenpflegerin Elisabeth Mauro leitet den Besuchsdienst der Malteser. Foto: privat

Bei vielen alten Menschen läuft doch den ganzen Tag der Fernseher.
Das ist aber keine Ansprache. Der Fernseher gibt einem nichts. In einem Lächeln kann so viel drinstecken oder in einem Satz. Untersuchungen haben ergeben, dass Einsamkeit der Risikofaktor Nummer eins für Demenz ist. Der menschliche Geist verkümmert ohne Menschen. Einsamkeit ist ein Teufelskreis.

Bei den Besuchen – wo ist da der Gewinn für beide Seiten?
Die Senioren stehen oft am Fenster und erwarten den Besuch, weil sie Aufmerksamkeit und Wertschätzung bekommen. Unsere jungen Helfer sind manchmal neu in München und ziehen etwas daraus, wenn der Senior sagt: Nutze dein Leben, nutze die Stunden, die du hast.

Männer sind eher dabei, weil sie in Rente gehen. Hausfrauen, weil die Kinder aus dem Haus sind?
Sie haben mehr freie Zeit und möchten etwas für andere tun. Das ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Es macht einfach froh – es erfüllt. Nur auf sein eigenes Leben zu schauen ist nicht unbedingt menschlich.

Mauro: "Niemand ist mit seinem 'Senior' verheiratet"

Welche Eigenschaften sollten Neue mitbringen?
Gut zuhören zu können ist sehr wichtig. Irgendwo hat jeder kleinere Probleme, aber man sollte innerlich so frei sein, dass man wirklich zuhören kann. Wer gerade seinen Job verloren hat oder eine persönliche Krise durchmacht, wie nach einer Trennung, hat zwar Zeit, ist aber nicht geeignet. Diesem Menschen muss zuerst geholfen werden, er kann noch nicht anderen helfen.

Was ist, wenn Besucher und Senior nicht richtig zusammenpassen?
Keine Angst. Beim ersten Besuch ist sowieso unser Gruppenleiter dabei. Niemand ist mit seinem "Senior" verheiratet. Manchmal geht es einfach um Sympathie. Wir sind alle Menschen. Wenn zwei nicht so zusammenpassen, ist das kein Drama, dann wechselt man.

Was lernen die Helfer in den fünf Trainings-Terminen?
Dass die innere Haltung wichtig ist für die Kommunikation und praktische Dinge: Augenhöhe einnehmen. Wenn der Gesprächspartner im Rollstuhl sitzt, nicht von oben nach unten sprechen. Teppiche können Stolperfallen für einen Rollator darstellen. Im Gespräch sollte man feinfühlig sein. Es gibt Gesten, die transportieren, ob sich ein Senior wohlfühlt oder nicht.

Sie haben über 100 Aktive und Freude sich auf Neue.
Jeder kann mitmachen. Es geht uns darum, die Würde der alten Menschen zu achten und zu heben.


Ab 11. März beginnt ein Training in der Streitfeldstraße 1 in Berg am Laim, das nächste ist im Mai. Infos unter Telefon 436 08 530.

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