"Besonderes Ereignis in Nymphenburg": Das findet hier fast täglich um 7 Uhr statt

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Risse durchziehen die Wände, und zwischen dem bröckelnden Putz blitzen rot-braune Ziegel hervor. Man könnte meinen, die Magdalenenklause im Nymphenburger Schlosspark trägt ihre 300 Jahre sichtbar auf der Fassade – doch der bewusst ruinenhafte Stil ist Teil ihres architektonischen Konzepts.
1725 ließ Kurfürst Max Emanuel von Bayern die Klause nach den Plänen seines Hofarchitekten Joseph Effner errichten. Unter der Herrschaft seines Sohnes, Kurfürst Karl Albrecht, wurde das Bauwerk vollendet. Umgeben von alten Bäumen im Schlosspark steht die Klause unweit des prachtvollen Schlosses Nymphenburg als Ort der inneren Einkehr.
Eine 300-jährige Geschichte im Nymphenburger Park: Pilgertradition und Magdalenenfest
Schon früh entwickelte sich hier eine Pilgertradition, die die Klause zu einem spirituellen Ziel machte. Aus dieser Tradition heraus entstand das Magdalenenfest, das jedes Jahr im nahe gelegenen Hirschgarten gefeiert wird. Vom 5. bis 20. Juli luden dort dieses Jahr Schieß- und Wurfbuden sowie ein Kettenkarussell Besucherinnen und Besucher auf die Wiese neben dem Biergarten ein.

Von außen lässt sich kaum erahnen, welch kunstvoll gestaltete Kapelle sich im Inneren der Klause im Schlosspark verbirgt. Sie ist einer Grotte nachempfunden und soll an das einfache Einsiedlerleben erinnern: Die Wände sind dicht mit Tuffsteinen, Muscheln und bunten Steinen bedeckt – kaum ein freies Fleckerl ist zu sehen. Zu Füßen der Statue der Maria Magdalena ist ein kleines Becken eingelassen, dessen Wasser Heilkräfte zugeschrieben wurden.
Architektonische Details und Bedeutung
Neben der Kapelle befinden sich in der Klause auch Wohnräume. Diese sind zwar schlicht gehalten, aber nicht minder edel: Dunkles Eichenholz vertäfelt die Wände, die mit Ölbildern, Zeichnungen und Stichen geschmückt sind.
Der bewusste Verfall der äußeren Mauern sollte für Kurfürst Max Emanuel einen Gegenpol zu seinen prächtigen Lustschlössern wie der Pagodenburg und Badenburg bilden. Der Architekturstil ist ein Sinnbild für das Irdische und die spirituelle Einkehr. Elemente der Romantik und Gotik unterstreichen das Gefühl vergangener Zeiten.
Zur Ehrung der Namensgeberin Maria Magdalena und der Klause findet auch in diesem Jahr von Montag bis Donnerstag täglich um 7 Uhr ein Gottesdienst in der Magdalenenklause statt. Geleitet wird er von Pfarrer Augustinus Bauer, der zur AZ sagt: "Das ist jedes Jahr ein besonderes Ereignis in Nymphenburg."
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