Benjamin Adjei: Der Newcomer tritt wieder für die Grünen in Moosach an

München - Vor vier Jahren gelang Benjamin Adjei eine kleine Sensation: Er errang mit 28 Jahren bei der Landtagswahl für die Grünen das Direktmandat im Münchner Wahlkreis Moosach. Damals war Adjei ein Neuling in der Politik, er wohnte nicht einmal in München, sondern in Taufkirchen - und gewann trotzdem mit 32 Stimmen Vorsprung gegen die bisherige Landtagsabgeordnete Mechthilde Wittmann von der CSU.
Nun hat sich Benjamin Adjei entschieden, dass er bei der Landtagswahl 2023 wieder antreten will, wie er gestern der AZ mitteilte. Die offizielle Aufstellungsversammlung der Grünen wird zwar voraussichtlich erst im Herbst sein. Doch Adjei hat sich bereits festgelegt, dass er "seiner Partei ein Angebot machen will", wie er es ausdrückt.
Benjamin Adjei kümmert sich um Digitalpolitik
"2018 hatte mich niemand auf dem Schirm", sagt der 31-Jährige. Doch nach dreieinhalb Jahren im Landtag habe er sich in die Politik eingearbeitet. Schwerpunktmäßig kümmert sich Adjei um Digitalpolitik. Kein Zufall: Bevor er in den Landtag einzog, arbeitete er als IT-Spezialist mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz.
Auch die Verkehrspolitik ist Adjei ein Anliegen. Zum Beispiel fordert er, dass der Freistaat die Gelder für München so aufstockt, dass die Stadt ein 365-Euro-Ticket für alle einführen kann. Bis jetzt gibt es das bloß für Schüler und Auszubildende.
Außerdem will Adjei den Bau eines S-Bahn-Nordrings schneller vorantreiben. Die Trasse besteht bereits für den Güterverkehr. Auch BMW-Mitarbeiter sollen mit der neuen Verbindung schneller zu ihrem Arbeitsplatz kommen.
Dass die Stadt einen Tunnel für den Autokonzern bauen will, lehnt Adjei jedoch ab. "Ein Tunnel verlagert den Verkehr nur", sagt er. Stattdessen müsse der ÖPNV in Bayern so ertüchtigt werden, dass die Menschen nicht mehr aufs Auto angewiesen sind.
Benjamin Adjei: Größter Konkurrent ist Alexander Dietrich (CSU)
Größter Konkurrent für Adjei ist (zumindest bis jetzt) der derzeitige Personalreferent im Münchner Rathaus: Alexander Dietrich von der CSU, 46 Jahre alt, Jurist. Obwohl niemand etwas Negatives über seine Arbeit als Personalchef sagen konnte, hat ihn der grün-rote Stadtrat für diesen Posten nicht wiedergewählt. Sein CSU-Parteibuch war der ausschlaggebende Grund. Und mit dem will Dietrich nun Karriere machen. Auch er strebt das Direktmandat in Moosach an.

Anders als Adjei ist Dietrich in Moosach zu Hause - seit 1979 lebt er dort, seit 30 Jahren ist er dort politisch aktiv. Adjei wohnt zwar inzwischen nicht mehr im Landkreis, sondern auch in der Stadt. Moosach kennt er aber bloß von seinen Besuchen. Er sei oft vor Ort und rede mit den Menschen und Initiativen, sagt Adjei. "Ich bin überzeugt, dass ich eine gute Arbeit gemacht habe." Doch er hat in den vergangenen dreieinhalb Jahren auch eines gelernt: "Politik ist unberechenbar."