Bekommt er jetzt Strafmilderung? Der Deal mit dem Kinderschänder
MÜNCHEN - Ewald K. wird sexueller Missbrauch von Kindern in 215 Fällen vorgeworfen. Er legte ein Geständnis ab. Dafür sagte ihm das Gericht eine Haftstrafe von nicht mehr als acht Jahren zu.
Mit einem Aktenordner vor dem Gesicht lässt sich Ewald K., der Sprinter-Ass Christian Blum und den ehemaligen Juniorenmeister Jan Schindzielorz trainiert hat, von der Justizwache zur Anklagebank führen. Erst als die Richter eintreten und damit Fotografierverbot besteht, nimmt er den Ordner weg. Die Wangen sind eingefallen, die Haare völlig grau, die Hautfarbe blass. „Ich habe erst hinterher gemerkt, was ich den Kinder angetan habe. Ich kann das heute auch nicht mehr nachvollziehen. Es tut mir schrecklich leid“, sagte Ewald K. in seinem Geständnis. Dafür kann er Milde erwarten. Das Gericht sagte ihm eine Haftdauer von nicht mehr als acht Jahren zu. Über die Sicherungsverwahrung wollen die Richter aber erst am Prozessende entscheiden.
Sein Verteidiger Florian Schneider meint: „Er sieht die Jungs als Opfer.“ Schriftlich werde sich sein Mandant bei den Opfern entschuldigen. Die Opfer selbst wollen mit der Sache nichts mehr zu tun haben. Die Übergriffe ereigneten sich von Januar 1990 bis Juli 2008. Während des Trainings in der Werner-von-Linde-Sporthalle im Olympiagelände in München, in seiner Wohnung sowie in Trainingslagern in Portugal und Italien.
Opfer Peter S. (Name geändert) war im Herbst 1990 erst acht Jahre alt, als er vom Angeklagten trainiert und missbraucht wurde. „Ich kannte ihn schon als Baby, weil ich die Familie kannte und seinen älteren Bruder auch trainiert habe“, sagte Ewald K. Der Bub sei „schüchtern“ gewesen und habe sich dem Angeklagten anvertraut: „Es fing harmlos an. Ich streichelte ihn erst. Dann ging ich immer weiter.“ Mit Geldgeschenken und der Drohung, dass sie aus der Kaderschmiede von Ewald K. fliegen könnten, brachte er die Kinder zum Schweigen. Erst das Opfer Walter B. (30, Name geändert), dessen Fall verjährt ist, brachte den Fall schließlich ins Rollen.
Walter B. ist drogenabhängig. Verteidiger Schneider: „Um seine Sucht zu finanzieren, wollte er meinen Mandanten um ein paar 100 Euro erpressen.“ Aber er traf Ewald K., der bis zur Festnahme am 18. November 2008 im Dachgeschoss im Haus seiner Eltern in Penzberg gewohnt hat, nicht an. Stattdessen die Eltern und die Schwester. Ihnen drohte er: „Ich geh’ zur Polizei.“ Die Schwester sagte: „Der Ewald tut so etwas nicht.“ Daraufhin ging Walter B. zur Polizei. Bevor Ewald K. Profitrainer wurde, arbeitete er bis 1998 als Vize-Oberkellner im Bayerischen Hof: „Der Job war zu stressig. Ich hatte schon ein Magengeschwür. Ich habe mich für den Sport entschieden.“ Der Prozess dauert an.
Torsten Huber
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