Begrenzter Erfolg
Ich bin Münchner. Inzwischen ist dieser Satz ja nicht mehr bloße Auskunft. Sondern ein Statement. Mit dem unausgesprochenen Anhang: Und das ist gut so.
Beinahe täglich kommen Nachrichten, die einen daran glauben lassen. Aktuell belegt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, dass junge Menschen in keiner anderen deutschen Großstadt bessere Lernbedingungen vorfinden als hier. Die Stadt gönnt sich, sozial schwachen Familien zur Einschulung eines Kindes 100 Euro zu schenken, und bezuschusst Grundsicherungsempfänger mit 20 Euro extra im Monat. Der OB soll sich in 18 Amtsjahren so bewährt haben, dass er bald ganz Bayern übernehmen will. Und jetzt kommt noch sein Kämmerer und erklärt, die Stadt könne dank erhöhter Gewerbesteuereinnahmen 550 Millionen Euro in ihre Entschuldung stecken und den niedrigsten Schuldenstand seit 1995 erreichen. Krise ist woanders.
Bei solchen Meldungen kann einem als Münchner schwindlig werden. Nicht allein vor Stolz. Auch vor Anstrengung. Das Geld, das der Kämmerer zurückzahlen will, haben die Münchner erarbeitet. Und anders als bei der Stadt entspannt sich ihre Finanzlage nicht. Viele haben mehr als einen Job, um Leben und Wohnen zu ermöglichen.
Viele – auch Rentner – wissen nicht, wie lange sie sich München noch leisten können. Wenn es um die Bewältigung von Zuzugsdruck und Preissteigerungen geht, ist keine Erfolgsmeldung in Sicht. Im Gegenteil. Darum gilt auch: Ich bin Münchner – gut so, aber es könnte besser gehen.
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