Beförderungsappell: "Reklame für den Krieg"

Die Bundeswehr lädt zum Beförderungsappell im Hofgarten – dagegen wollen Friedensaktivisten am Freitag protestieren.
Amina Linke |
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"Kein Werben für's Sterben": So ruft eine Bürgerinitiative zum friedlichen Protest gegen den öffentlichen Beförderungsappell der Bundeswehr am Freitag auf.
Gregor Feindt "Kein Werben für's Sterben": So ruft eine Bürgerinitiative zum friedlichen Protest gegen den öffentlichen Beförderungsappell der Bundeswehr am Freitag auf.

München - Zum ersten Mal wird in der fast 40-Jährigen Geschichte der Bundeswehr-Universität Neubiberg am Freitag ein so genannter Beförderungsappell mitten in München stattfinden. Rund 573 Offiziersanwärter – darunter 82 Frauen und 491 Männer – werden ab 17 Uhr am Kriegerdenkmal im Hofgarten ihre Beförderung zum Offizier erhalten. Ein großer Tag für die Studenten. Ein „Tag der Schande“ für Friedensaktivisten.

Die haben zusammen mit Politikern und Künstlern die Bürgerinitiative „Kein Werben fürs Sterben“ gegründet und rufen jetzt zum Protest auf. „Der Appell ist eine Propaganda-Show, eine Reklame für den Krieg“, sagt Claus Schreer, Mit-Initiator der Bewegung. „Umstrittene Auslandseinsätze sollen mit dieser Inszenierung übertüncht werden.“ Das dürfe keinesfalls ohne Proteste über die Bühne gehen, meint auch Klaus Hahnzog, bayerischer Verfassungsrichter und Protestunterstützer. „Gerade der Hofgarten mit seinem Mahnmal ist immer noch Anziehungspunkt vieler Nazis – ausgerechnet dort will die Bundeswehr für sich werben.“

Politische Unterstützung bekommt die Militär-Aktion indes von CSU-Chef Horst Seehofer: „Der Beförderungsappell im Hofgarten ist ein klares öffentliches Bekenntnis zu unseren Streitkräften, das mir am Herzen liegt.“ Dass die Meinung des Politikers viele Münchner nicht teilen, zeigt die Sammlung von Protest-Unterschriften der Bürgerinitiative: Binnen weniger Tage konnte sie bereits 150 bekannte Persönlichkeiten wie Regisseur Peter Lilienthal oder Kabarettist Ecco Meineke für sich gewinnen.

Wie viele Unterstützer am Freitag am Protestmarsch teilnehmen, konnten die Initiatoren – darunter auch die Sprecherin der Partei Die Linke, Lili Schlumberger-Dogu, – noch nicht sagen. Sie hofft auf eine große, friedliche Demonstration. „Die Bundeswehr bedarf keiner Auslandseinsätze, ist dennoch an vielen Fronten dabei und verherrlicht mit solchen Veranstaltungen diese noch.“ Wenn die Bundeswehr überhaupt etwas verteidigen solle, dann doch gemäß des Verfassungsauftrages ihr Land – und dessen Grenzen würden nun mal nicht am Hindukusch verlaufen. „Mir geht es bei dem Protest ja nicht um die einzelnen Soldaten, sondern um die Menschen, die in den Krisengebieten hauptsächlich betroffen sind – Kinder und Frauen, die als Kollateralschaden abgetan werden.“

Das unterstützt auch der Münchner Aktionskünstler Wolfram Kastner: „Vor drei Jahren wurde ich bei einer Kunstaktion am Kriegerdenkmal verhaftet. Damals hieß es: Die Meinungsfreiheit gehe nur bis zur Hecke – mal sehen, bis wohin sie dieses Mal geht.“

 

 

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