Bayernkaserne: Ärzte empört über die Zustände
Schwerwiegende Mängel: In einem Offenen Brief protestieren Ärzte gegen die Zustände in der Bayernkaserne
München - Eine Gruppe von Ärzten hat in einem Offenen Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer die Zustände in der Münchner Bayernkaserne für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge heftig kritisiert. „Wir sind entsetzt und empört über die dort herrschenden entwürdigenden Bedingungen", schreibt der Jugendarzt Thomas Nowotny.
Neben schwerwiegenden Mängeln in Hygiene und Unfallschutz, unzureichender medizinischer Versorgung, Gefährdung durch Drogen und sexuelle Übergriffe sei vor allem die Perspektivlosigkeit bestürzend, die durch die lange Verweildauer der häufig traumatisierten Jugendlichen erzeugt werde, heißt es in dem Brief.
Alexander Thal vom Bayerischen Flüchtlingsrat kennt die Verhältnisse. 12000 Flüchtlinge leben in 130 bayerischen Lagern, wie er die Gemeinschaftsunterkünfte nennt. Das seien oft Schrottimmobilien, die an den Freistaat vermietet würden. Vier bis sechs Flüchtlinge leben in einem Zimmer. Kein Privatleben, keine Rückzugsmöglichkeiten – und das oft über viele Jahre. „Das macht die Menschen körperlich und psychisch kaputt”, berichtet Thal. Immer wieder komme es zu Selbstmordversuchen.
Vom Arbeitsverbot über die Residenzpflicht (für jeden Ausflug über die Grenzen des Regierungsbezirks braucht man eine Erlaubnis) bis hin zu den Essenspaketen: „Bayern ist extrem repressiv”, findet Thal. Das Ziel dieser Art Flüchtlingspolitik sei die Asylsuchenden zur Rückkehr in ihre Länder zu bewegen.