Bayerisches Liedermaching

Mehr als kiffen, saufen, Sex: Christoph Weiherer besingt mit der Gitarre die Heimat. Im AZ-Interview spricht der 28-Jährige über Heimat, Erfolg und Politik.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Christoph Weiherer.
az Christoph Weiherer.

Mehr als kiffen, saufen, Sex: Christoph Weiherer besingt mit der Gitarre die Heimat. Im AZ-Interview spricht der 28-Jährige über Heimat, Erfolg und Politik.

AZ: Herr Weiherer, was ist Heimat für Sie?

CHRISTOPH WEIHERER: Heimat ist für mich dort, wo ich mich auskenne. Wo ich die Gegend und die Leute kenne, wo ich die Sprache zu 100 Prozent verstehe.

Stichwort Sprache. Sie singen auf Bairisch. Warum nicht auch mal ohne Dialekt?

Das war keine bewusste Entscheidung, ich kann nicht anders. Bairisch ist die Sprache meiner Seele, so kommen die Lieder aus mir raus.

Welchen Stellenwert hat Musik in Ihrem Leben?

Einen sehr großen. Ich mache und höre sehr gerne Musik. Meine eigene Musik nehme ich aber nicht so wichtig. Ich hab auch kein Problem, wenn ich zwei Wochen lang mal keine Gitarre in der Hand habe.

Sie haben nach dem Schulabschluss eine Ausbildung zum Chemielaboranten gemacht. Wann haben Sie festgestellt, dass das nichts für Sie ist?

Die Ausbildung war ein sicherer Job, mein Vater und mein Großvater waren auch schon in dem Unternehmen. Anfangs war es sehr interessant, aber ich bin letztendlich mit der Hierarchie nicht klargekommen. Ich bin meinen eigenen Weg gegangen, und das kam bei meinem Chef und den Kollegen nicht gut an.

Und dann haben Sie sich für eine Karriere als Musiker entschieden.

Ich habe mich entschieden zu kündigen, hatte aber eigentlich geplant, weiter zur Schule zu gehen. Gekündigt habe ich, zur Schule bin ich dann aber doch nicht gegangen.

Sondern?

Ich hatte von meinem letzten Job recht viel Geld auf die Seite gelegt und beschlossen, erstmal keinen neuen Job zu suchen, sondern mein Hobby zu intensivieren, solange mein Erspartes reicht. Seitdem reicht es. Ich hätte aber nie bewusst die Entscheidung zur Musikkarriere getroffen.

Wie wichtig ist Ihnen Erfolg?

Man will natürlich mit jedem neuen Programm, jeder neuen CD und jeder neuen Tour erfolgreicher sein als mit der vorherigen. Ich will aber nicht Erfolg um jeden Preis. Ich habe nicht den Anspruch, in der Olympiahalle zu spielen. Obwohl mir das bestimmt gut gefallen würde (lacht).

Welches Ziel verfolgen Sie denn dann?

Ich stecke mir immer sehr niedrige, erreichbare Ziele. Zum Beispiel mehr Leute zu erreichen, nächstes Jahr hundert CDs mehr zu verkaufen und größere Auftritte zu haben. Ziele, die in naher Zukunft nicht erreichbar sind, wie die Olympiahalle, setze ich mir gar nicht erst. Da ist man nur enttäuscht.

Die neue Musikszene, der auch Sie angehören, nennt sich „Liedermaching“. Was ist das genau?

Das ist sozusagen die 2000er Generation der Liedermacher. In den 60er und 70er Jahren waren die sehr politisch, heute ist man wesentlich unpolitischer. Heute ist das eher die Spaßgesellschaft der Liedermacher, es geht um saufen, kiffen und um Sex. Ich bin da eine Ausnahme, ich spreche Missstände an.

In einem Ihrer Lieder heißt es „die Welt ändert sich, aber in Bayern bleibt alles so wie es war“. Ihre Prognose für die Landtagswahl?

Es ist immer dasselbe. Dieses Mal wird die CSU nicht so haushoch gewinnen, aber sie gewinnt. Ansonsten bleibt alles so, wie es war. Selbst wenn die Leute unzufrieden mit der Politik sind, wählen sie die gleiche Partei. So wird sich nichts ändern.

Interview: Kathrin Aldenhoff

Christoph Weiherer: „Wia nix“, Schlachthof, Zenettistr. 9, Tel.72018264, Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 10 Euro.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.