Baustopp an der ehemaligen Bayernkaserne: Die nächste Baustelle in München liegt brach

München - Ruhige Außenräume, Rückzugsmöglichkeiten vom städtischen Trubel, "differenzierte Kubaturen" und "bewusst gesetzte Hochpunkte". Der Werbetext zum Heidepark klingt nach Hochglanz-Wohnen und das sollte es wohl auch sein. 1.066 Mietwohnungen wollte die Sedlmayr Grund an der Heidestraße auf dem Areal der ehemaligen Bayernkaserne entwickeln.
Doch daraus wird erst einmal nichts. Denn der Investor hat für den Großteil der Wohnungen einen Planungsstopp verhängt. Betroffen davon sind vor allem die Wohnungen, die günstig vermietet worden wären.
Explodierende Baukosten und Vorgaben in Sachen Nachhaltigkeit
"Aufgrund der dramatisch veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch gestiegene Zinsen, explodierende Baukosten sowie erhöhte Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit" werde die Sedlmayr Grund und Immobilien AG die Planungs- und Bauarbeiten für den zweiten und dritten Bauabschnitt des Heideparks "unterbrechen und nicht wie ursprünglich geplant umsetzen", teilt das Unternehmen mit.
Nicht betroffen vom Planungsstopp ist der erste Bauabschnitt: Die dort geplanten 253 Wohnungen werden bis 2025 fertig gebaut. Dabei geht es vor allem um Zwei- und Drei-Zimmerwohnungen.

813 Wohnungen werden auf dem Gelände erst einmal nicht gebaut
Heißt aber auch: Für 813 wurde erst einmal die Pause-Taste gedrückt. Und darunter sind alle Wohnungen, die sich im preisgedämpften Segment befinden. Kurz zur Erklärung: Seit April 2019 wird die ehemalige Bayernkaserne zu einem neuen Quartier mit Wohnungen, Schulen und Einzelhandel entwickelt.
Auch einen Namen hat man schon: Neufreimann. Von den 60 Hektar befinden sich 50 im städtischen Eigentum und werden von den städtischen Wohnungsbaugesellschaften und Baugenossenschaften geplant. Die übrigen zehn Hektar im östlichen Teil des Areals sind der sogenannte Heidepark und befinden sich in Privatbesitz. Trotzdem ist der Investor verpflichtet, auch hier günstigen Wohnraum zu errichten, nämlich zu 40 Prozent.
Sedlmayr Bau will die anderen Bauabschnitte nicht aufgeben
Doch mit diesen geförderten Wohnungen hat der Entwickler noch nicht begonnen. Wie die Sedlmayr Bau auf AZ-Anfrage mitteilt, werden im ersten Bauabschnitt nur sogenannte freifinanzierte Wohnungen errichtet. "Die preisgedämpften und sozialgebundenen Wohnungen befinden sich im zweiten und dritten Bauabschnitt." Aus "baulogistischen Gründen" sei mit dem ersten Bauabschnitt im Süden begonnen worden.
Aufgeben will Sedlmayr Bau die anderen Bauabschnitte allerdings noch nicht. Man habe die Absicht gehabt, die Wohnungen auf dem Areal selbst zu errichten und in den eigenen Immobilienbestand zu übernehmen. "An dieser Absicht hat sich im Grundsatz wenig geändert", heißt es auf Anfrage.

Der Bauunternehmer hofft, dass man eine wirtschaftliche Lösung findet
Allerdings wird auf den übrigen Baufeldern so schnell erst einmal nichts mehr vorangehen. Denn der Investor will sich Zeit nehmen, um das Konzept zu überarbeiten. "Hoffentlich", komme man dann "zu einem wirtschaftlich insgesamt vertretbaren Ergebnis". "In diesem Zusammenhang dürfte auch die Flächeneffizienz, der Wohnungsmix sowie die nachzuweisenden Stellplätze eine nicht unerhebliche Rolle spielen", heißt es weiter. Ob davon die "differenzierten Kubaturen" oder die Gestaltung der Freiflächen betroffen sind, dazu ist noch nichts bekannt.
Der Stadt habe der Entwickler bereits Mitte Juni mitgeteilt, dass die Planungen am Heidepark unterbrochen werden müssen. Das sei für alle Beteiligten zwar unerfreulich, heißt es auf AZ-Nachfrage vom Planungsreferat, man sehe aber auch Chancen. Derzeit spreche sich das Referat mit dem Investor ab. Es werde auch darüber beraten, inwiefern es innerhalb des Bebauungsplans Optimierungsmöglichkeiten gebe.
Baupläne kamen bei der Vorstellung 2021 nur bedingt gut an
Im Bezirksausschuss versetzt der Baustopp die Politik noch nicht in Panik. "Wenn bei der aktuellen Situation jemand seine Rechnung überprüft oder in eine finanzielle Schieflage gerät, dann hat er natürlich das Recht zu einem Planungsstopp", sagt Patric Wolf (CSU), Bezirksausschussvorsitzender in Schwabing-Freimann. Wolf ist sich sicher, dass auf dem Areal der Bayernkaserne eines Tages keine Bauruinen zu sehen sein werden. Er rechnet damit, dass es bloß zu einer Verzögerung kommt.
Sollte der Investor seine Pläne aber grundlegend verändern, müsse er auch einen neuen Wettbewerb durchführen, findet Wolf. Das würde im Viertel vielleicht ohnehin auf Gegenliebe stoßen: Denn die Pläne für die Gebäude kamen schon bei ihrer Vorstellung im September 2021 nur mäßig an. Unattraktive Riegel mit toten Ecken war damals das Fazit einiger.
An der Bayernkaserne haben auch schon zwei Baugenossenschaften fast ein Bauprojekt gestoppt
Auf den städtischen Flächen an der Bayernkaserne sind übrigens schon vorher Bauherren ins Straucheln geraten. Zwei Genossenschaften, darunter die Progeno, hatten überlegt, ihre Projekte zu stoppen.
Erst nachdem der Stadtrat im März 2023 einen Millionen-Zuschuss für Genossenschaften auf den Weg gebracht hat, konnten die Planungen weitergehen.