Baulöwe wegen Veruntreuung vor Gericht
München – Als der Ex-Firmengründer Josef K. (61) vor dem Münchner Landgericht vom Aufbau seiner einst renommierten Wohnbaugesellschaft erzählt, ringt er mit den Tränen: „In den 90er Jahren beginnt alles. Ich habe eine Wohnung renoviert und verkauft. Dann ein Mietshaus.“
Vor seiner Festnahme im November 2012 hat K. noch zu den Baulöwen gezählt, die Baustellen mit 600 Wohnungen in München stemmen. Sein Arbeitstag beginnt in der Früh zwischen 5 und 6 Uhr: „Ich bin gejoggt und dann ins Büro.“ Auf seinem Schreibtisch stapelt sich die Arbeit. „Die Bankfinanzierung ist ein wesentlicher Teil im Baugeschäft gewesen. 90 Prozent sind fremdfinanziert“, sagt der Angeklagte, dessen Firma einst 60 Angestellte hatte.
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Plötzlich die Wende. Die Banken wollen nur noch 70 Prozent von der Gesamtsumme auszahlen. Das Kapital muss nun bei Investoren geholt werden. Dabei soll K. laut Anklage viele Millionen veruntreut haben.
Auf Druck seiner Anwälte Thilo Pfordte, Klaus Leipold und Gerhard Bink können acht von elf Anklagepunkten widerlegt werden. Übrig bleiben eine Privatküche und ein Architekten-Honorar, das K. mit Firmengeldern bezahlt haben soll. Außerdem habe er einem Investor zwei Millionen Euro abgezockt. Das Opfer will von dem Fall nichts mehr wissen. Dem Gericht teilte der in Capri lebende Investor zunächst mit, dass er „für den Schmarrn nicht nach München kommen“ wolle. Er muss aber: Heute wird er als Zeuge erwartet.
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