„Bauen Sie hier Cannabis an?“ Stadtwerke-Rechnung schockt Münchner
Ein 40-Jähriger Maxvorstädter bekommt eine Riesen-Stromrechnung von den Stadtwerken. Er soll in einer Zwei-Zimmer Wohnung rund 11 000 Kilowattstunden Strom verbraucht haben.
MÜNCHEN Als Werner W. Anfang 2008 von den Stadtwerken seine Jahresabrechnung bekommt, glaubt er an ein Versehen oder einen Scherz. Anstatt der 3900 Kilowattstunden, die er im Vorjahr verbraucht hat, rechnen die SWM nun 11000 Kilowattstunden Stromverbrauch für seine 48 Quadratmeter große Wohnung ab. Normal wären in einem Zwei-Personen-Haushalt etwa 2800 Kilowattstunden. „Ich habe keine anderen Haushaltsgeräte als andere Leute auch“, beteuert der 40-jährige Maxvorstädter.
Der Besitzer einer Werbevertriebsfirma fuhr also ins SWM-Kundencenter, um den Fehler aufzuklären. „Dort sagte man mir: Ja, das könne wirklich nicht sein. Man werde sich darum kümmern“, erzählt Werner W., der zusammen mit seiner Verlobten in der Zwei-Zimmer-Wohnung lebt.
Plötzlich klopft die Polizei
Irgendwann kamen plötzlich Mahnungen. Dazu sollte er Abschlagszahlungen in Höhe von 170 Euro für 2008 leisten. Insgesamt zwölf Mal habe er das Kundencenter besucht, berichtet der Münchner – vergeblich. Zuletzt waren es fast 1300 Euro, die er den SWM angeblich schuldete.
Irgendwann vor ein, zwei Wochen stand sogar die Polizei vor seiner Tür. Nicht von den Stadtwerken beauftragt, wie SWM-Sprecherin Bettina Hess betont. Und auch nicht, um das Geld einzutreiben. „Die wollten schauen, ob ich eine Cannabis-Plantage betreibe und mein Stromverbrauch deshalb so hoch ist“, so Werner W., der keine Ahnung hat, wie die Beamten von seiner Stromrechnung erfahren haben. Er ließ die Polizisten in seine Wohnung. „Ich habe ja nichts zu verbergen.“
Alles einwandfrei
Dann der nächste Schock: Die SWM drohten, den Strom abzustellen, wenn Werner W. nicht endlich zahle. Einen Teil der Summe, 400 Euro, berappte der Münchner am Montag, um den Strom-Stopp abzuwenden. Aber grundsätzlich geklärt ist das Problem damit nicht – auch nicht für die SWM
„Wir haben den betreffenden Zähler mehrmals kontrolliert“, sagt Bettina Hess. Erst im März, dann noch mal im Juni für eine „Lichtprobe“. „Dabei werden alle Geräte ausgeschaltet und dann geschaut, ob auch der Zähler stehen bleibt“, erklärt die Expertin. Ergebnis: alles einwandfrei.
11 000 Kilowattstunden Strom?
Als letzte Möglichkeit soll jetzt der Zähler komplett ausgebaut und eichamtlich geprüft werden. Wenn sich auch dabei nichts ergibt, muss Werner W. seine Rechnungen bezahlen. Der ist aber erstmal froh über diese letzte Untersuchung. „Ich habe definitiv keine 11000 Kilowattstunden Strom verbraucht.“
Sogar Stromklau zieht der 40-Jährige in Betracht. Um den zu beweisen, müsste er auf eigene Kosten einen Elektriker kommen lassen – und der verlangt mindestens 500 Euro.
Daniela Transiskus
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