Bau-Beben in München: Den Investoren geht plötzlich die Luft aus

München - Dreizehn lange Jahre können Bauträger und Bau-Investoren in München fette Gewinne einstreichen. Wohnungen und Häuser gehen weg wie warme Semmeln, obwohl die Preise für Immobilien ständig steigen. Die Nachfrage bleibt groß, da Kredite für sehr niedrige Zinsen zu haben sind. Das ist 2023 vorbei. Nach dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine vervierfacht die EZB die Hypothekenzinsen. Zudem steigen die Kosten für Energie, Baumaterialien und Handwerkerleistungen. Potenzielle Käufer halten sich nun zurück, Bauen ist deutlich teurer geworden.

Die Krise erwischt auch München 2023 voll. Anfang des Jahres gehen die ersten Bauträger pleite. Andere versetzen sich in einen Passiv-Modus und warten erst einmal ab. Die Zahl der Bauanträge bricht um 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein. Und nicht mal die Hälfte derjenigen, die 2023 eine Genehmigung bekommen, beginnen zu bauen. Von Bauboom keine Spur mehr. Eine Folge: Immer mehr Münchner balgen sich um freigewordene Mietwohnungen.
Stillstand und Unsicherheit: Probleme in laufenden Bauprojekten in München
Die Baukrise ist mittlerweile an vielen Ecken in der Stadt sichtbar: Grundstücke liegen brach, Baustellen stehen still. Ein Beispiel ist die Baugrube an der Alramstraße, das "Sendlinger Loch". Hier sollen Wohnungen entstehen, aber es tut sich gar nichts. Nur der Pegel des Wassers, das sich in der Grube sammelt, hebt und senkt sich je nach Wetterlage. Dem Immobilienentwickler M-Concept fehlen Käufer, damit er überhaupt einen Bankkredit bekommt, um loslegen zu können. Auch bei einem anderen Projekt von M-Concept hakt es: Im Paseo Carré an der Landsberger Straße Ecke Offenbachstraße können Käufer, die sehr viel Geld bezahlt haben, nicht termingerecht einziehen.

Still steht auch eine riesige Baustelle am Nordbad. Dort, wo einst der Karstadt stand, soll ein neues Geschäftshaus entstehen. Einen Rückzieher macht der Investor Sedlmayr Grund. Er gibt im Juli bekannt, dass er vorerst nur 254 statt 1066 Wohnungen auf dem Grund der ehemaligen Bayernkaserne baut. Schließlich muss der bekannte Münchner Projektentwickler Euroboden (Hochbunker, Derzbachhof) Insolvenz anmelden.
Am Ende des Krisenjahres im Baugewerbe gibt es dann noch ein regelrechtes Beben: Die Signa Holding des Tiroler Immobilieninvestors René Benko meldet Insolvenz an, außerdem Sport Scheck und die Immobiliensparte Prime Selection. Zu Letzterer gehören die Alte Akademie, Oberpollinger und der frühere Hertie am Bahnhof. Wann oder wie es nun weitergeht, kann derzeit niemand sagen. Ungewiss ist auch die Zukunft der Galeria Mitarbeiter. Die Warenhauskette ist ebenfalls ein Teil der Signa.