Bananen vom Zauberer
Hier erzählt Thomas Leeb, der Experte für alles rund um Kaffee, Röster und Brüher, vom Wochenende
Ich bin niemand, der nur für das Wochenende lebt – ich wundere mich immer über die Leute, die sich so auf ihre freien Tage freuen, damit sie endlich mal bis zum Mittag schlafen können. Die verpassen doch ihr halbes Leben! Ich komme mit sehr wenig Schlaf aus, vier Stunden reichen mir. Und ich liebe meine Arbeit, das ist wichtig.
Samstag ist bei uns im Café Kaffee, Espresso & Barista in der Schlörstraße Großkampftag: Da haben die Leute Zeit und kommen nicht nur zum Kaffee trinken und Frühstücken, sie lassen sich da gern ausführlich beim Kauf einer Kaffeemaschine beraten. Zur Zeit stehen die Leute auf Chrom mit vielen Knöppeln dran.
Dafür sperre ich am Samstag erst um 8:30 Uhr auf, unter der Woche warten die Stammgäste schon um 7 Uhr vor der Tür. Das ist auch eine neue Entwicklung, dass sich die Leute vor der Arbeit Zeit nehmen zum Frühstücken. Am Sonntag gebe ich oft Barista-Kurse, die dauern fast den ganzen Tag.
Also gehe ich mit dem Kurs mittags rüber ins Neuhauser in der Schulstraße zum Essen: Die Pizzen kommen aus dem Holzofen und sind Wagenrad-groß, üppig belegt und richtig gut. Da gehe ich auch gern mit meiner Familie hin: Meiner Frau Stefanie Doerfler, mit der ich im Barista zusammenarbeite und unseren Töchtern, Timi und Billie.
Timi kommt oft nach der Schule in den Laden, sie holt sich dann mittags etwas von den zwei Südtirolerinnen nebenan, die kochen frisch in ihrer Kochwerkstatt. Wenn man Kinder hat, wird einem erst bewusst, wie verwundbar man ist. Beide sind gesund und lustig, da kann man wirklich nur froh sein. Da steht man Ängste aus, die man so gar nicht kannte – vor allem in der Stadt, da gibt es Straßen, Stromleitungen, und diese rabiaten Radler!
Ich bin auf dem Land aufgewachsen, wir sind auf Bäume geklettert als Kinder. Und wenn man mal eine weiße Rübe frisch aus dem Boden ausgegraben hat, richtig knackig, dann weiß man wie das schmecken muss. Meine Mutter hat im Laufe ihres Lebens 17 Kochbücher herausgebracht, ich habe also in der Hinsicht einen gewissen Anspruch. Meine Frau und ich kochen abwechselnd zu Hause.
Ich bin wählerisch, was Restaurants angeht. Aber sehr gern esse ich bei Vinh’s in der Leonrodstraße. Ein verrückter Vietnamese. Wenn ein Pärchen reinkommt, sagt er gern zum Mann: „Die letzte hat mir aber besser gefallen!“ Er ist ein Exzentriker und zaubert gern. Aber was er auf den Tisch bringt, schmeckt fantastisch. Sein Spezialitäten-Salat ist granatenartig gut und ich habe keine Ahnung, wo er diese riesigen Bananen für den Nachtisch herbekommt.
In Neuhausen schaue ich auf ein Feierabendbier und gutes, türkisches Essen auch gern im Pardi in der Volkartstraße vorbei, für gut-bürgerliche Küche ist der Löwengarten dort eine gute Adresse. Neuhausen ist ein schönes Viertel zum Leben. Hier gibt es noch Läden wie den Metzger Moser in der Schulstraße, für dessen Fleisch die Leute von Gern bis Nymphenburg angefahren kommen, oder Kerstin Spehr in der Schulstraße, die ihre Pralinen selbst macht, mit einer hauchzarten Glasur. Und Sonntags laufe ich gern mit meiner Familie von hier zum Nymphenburger Park, früh morgens, wenn noch der Nebel auf den Wiesen liegt. Wunderschön.
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