Bahn verkauft Grundstücke: Angst im Schrebergarten
MÜNCHEN - Die Bahn hat in Pasing ein großes Grundstück verkauft, auf dem 146 Kleingärtner ihre grünen Oasen pflegen. Müssen sie raus? Die Sache ist kompliziert
Kleine Gartenhäuserl, im Sommer umgeben von Blumen und viel Grün – die Schrebergärtner an der Haberlandstraße hängen an ihrer heimeligen Idylle. Sie fürchten, dass sie ihre Parzellen verlieren: Dass die Natur, die sie hegen und pflegen, einer Bebauung weichen muss.
Der Anlass für die Sorge: Die Anlage in Pasing gehörte der Bahn, doch die hat die Grundstücke verkauft. Jetzt sind die 146 Kleingärten in den Händen von zwei Privatinvestoren. „Was will ein Privater mit so einem Grundstück? Der muss doch Hintergedanken haben“, meint Irmgard Liebl. „Wir sind alle überzeugt, dass da etwas gebaut werden soll.“ Die 64-Jährige hat selbst eine der Parzellen gepachtet, und das schon seit 32 Jahren. Für sie wäre es „ganz arg“, wenn sie darauf verzichten müsste. „Alle Gartler sind besorgt!“
Ist ihre Angst gerechtfertigt? Die AZ hat bei den Investoren angefragt, bei Stefan Berth von der Fortune Grundstücksverwaltung GmbH und bei einer Privatfrau, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Die Gärten werden bleiben“, versichern sie. Die Parzellen-Pächter müssten sich keine Sorgen machen.
Beide geben an, dass Ganze nur als „sichere Geldanlage“ zu sehen. „Es fehlen zigtausende Kleingärten, die Nachfrage ist groß“, erklärt Berth.
So ohne Weiteres könnten die Gärten ohnehin nicht geopfert werden. „Die Stadt hat die Planungshoheit. Und das Ziel der Stadt ist auch die Versorgung der Bürger mit Kleingartenanlagen“, heißt es im Planungsreferat. „Wir hätten erstmal kein Interesse, diese Nutzung zu ändern.“ Und bislang hätte sich auch niemand mit dem Ansinnen gemeldet.
Also alles paletti in Pasing? Nicht ganz, die Geschichte ist komplizierter: Bislang haben die Kleingärtner ihre Verträge mit der „Bahn-Landwirtschaft“ – einer „betrieblichen Sozialeinrichtung“, wie sich der Verein selbst nennt. Diesem Verein haben die neuen Käufer gekündigt. „Die behalten nur die Hälfte der Pacht ein – für nichts“, meint Stefan Berth. Gerne hätte er die Gartler vor Ort schon kontaktiert, er will die bestehenden Einzelverträge übernehmen. Doch die Bahn-Landwirtschaft verweigere die Herausgabe: „Die denkt, sie ist unkündbar.“
Von dem Verein, für den sich auch Irmgard Liebl ehrenamtlich engagiert, war am Freitag keine Stellungnahme zu erhalten. Egal wie der Konflikt ausgeht: Die Kleingärtnerin hofft, dass alles beim Alten bleibt. Und sie auch in Zukunft ihr Obst und Gemüse anbauen kann. Julia Lenders
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